Psychodynamische Therapie: Theoretische Ansätze und Methoden

Die psychodynamische Therapie, verwurzelt in den Arbeiten von Sigmund Freud, hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts weiterentwickelt und bietet einen tiefgehenden Ansatz zur Erforschung und Behandlung von psychischen Problemen.
Psychodynamische Therapie: Theoretische Ansätze und Methoden
Sharon Laura Capeluto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sharon Laura Capeluto.

Letzte Aktualisierung: 17. Juni 2024

Die psychodynamische Therapie ist ein bedeutender Ansatz innerhalb der Psychotherapie. Sie basiert auf den Arbeiten von Sigmund Freud, hat sich jedoch im Laufe des 20. Jahrhunderts weiterentwickelt.

Diese Therapieform konzentriert sich auf das Verständnis der tiefen, oft unbewussten Prozesse, die unser Verhalten, unsere Gefühle und unsere Gedanken beeinflussen. Sie geht davon aus, dass frühe Lebenserfahrungen und ungelöste Konflikte im Unterbewusstsein eine zentrale Rolle in der Entwicklung psychischer Störungen spielen.

Die theoretischen Ansätze der psychodynamischen Therapie umfassen eine Vielzahl von Konzepten, darunter die Übertragung und Gegenübertragung, Abwehrmechanismen und die Bedeutung von Träumen und freien Assoziationen.

Methoden wie intensive Gespräche, die Erforschung der Vergangenheit und das Bewusstmachen unbewusster Motive und Konflikte sind zentrale Bestandteile der Therapie. Ihr Ziel ist, durch diese tiefen Einsichten und das Bearbeiten innerer Konflikte, nachhaltige Veränderungen im Erleben und Verhalten der Patienten zu erreichen.

Psychoanalytische und psychodynamische Therapie

Obwohl der Einfluss der Psychoanalyse auf das psychodynamische Modell unbestreitbar ist, ist es ein Fehler, diese Therapieformen als Synonym zu betrachten. Die psychoanalytische Therapie ist typischerweise langfristig angelegt, während die psychodynamische Therapie kürzer sein kann. So ist die psychodynamische Kurztherapie präziser und fokussierter, da sie sich auf konkrete und aktuelle Probleme konzentriert.

Die psychodynamische Therapie wird zur Behandlung einer Vielzahl von emotionalen und verhaltensbezogenen Konflikten wie Depressionen, Ängsten und Trauer eingesetzt.

Ein weiterer Unterschied liegt im therapeutischen Rahmen: Während Psychoanalytiker die Couch verwenden, um Introspektion und freie Assoziation zu fördern, sind psychodynamische Therapeuten flexibler und ermöglichen eine direktere, interaktive Interaktion mit ihren Patienten. Sie integrieren auch häufig Instrumente aus anderen psychologischen Theorien, um ihre Praxis zu bereichern und besser auf die individuellen Bedürfnisse und den Kontext jeder Sitzung einzugehen.

Während die Psychoanalyse von einigen Fachleuten kritisiert wurde, weil es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre Methoden gibt, behält der psychodynamische Ansatz seine Relevanz in der heutigen klinischen Praxis bei und wird als wissenschaftlich fundierterer Ansatz angesehen.

Techniken der psychodynamischen Therapie

Bei diesem Ansatz geht es darum, den Menschen zu helfen, ihre im Unbewussten verwurzelten Probleme zu erforschen und zu lösen, um in ihrem Leben weiterzukommen. Dabei können sie jedoch auf Hindernisse in Form von Abwehrmechanismen stoßen, die den Zugang zu diesen außerhalb des Bewusstseins gespeicherten Inhalten blockieren.

Um solche Hindernisse zu überwinden, kommen verschiedene Techniken zum Einsatz:

Freie Assoziation

“Sag, was dir in den Sinn kommt” ist die Anweisung, die dem Patienten gegeben wird, um die freie Assoziation zu fördern. Dieser Ansatz besteht darin, dem Patienten zu erlauben, jeden Gedanken, jedes Gefühl oder jedes Bild, das ihm in den Sinn kommt, ohne Zensur oder Filterung zu äußern. Das Ziel ist, den spontanen Ausdruck zu fördern, um den Zugang zu verborgenem Material zu erleichtern und Denkmuster sowie innere Konflikte aufzudecken. Diese können sich indirekt durch symbolische oder scheinbar irrelevante Assoziationen manifestieren.

Traumanalyse

Bei der Traumanalyse werden die verborgenen Bedeutungen hinter den Traumbildern und -szenen sowie die persönlichen Assoziationen des Patienten erforscht, um die zugrunde liegenden Konflikte und Wünsche zu entschlüsseln. Träume, die als symbolische Manifestationen des Unbewussten gesehen werden, bieten ein einzigartiges Fenster in die tiefen mentalen Prozesse des Einzelnen.

Interpretation

Die Interpretation ist mehr als nur Zuhören. Es geht darum, das Verhalten der Patienten sorgfältig und tiefgehend zu analysieren und nach den tieferen Bedeutungen hinter den Worten und Handlungen zu suchen. S0 können zum Beispiel wiederkehrende Muster von Vermeidungsverhalten in Beziehungen eine Form des Selbstschutzes darstellen, der bezweckt, die emotionale Verletzlichkeit zu verbergen, auch wenn der Patient oder die Patientin nicht ausdrücklich darüber spricht.

Integration von Techniken anderer Therapieformen

Wie bereits erwähnt, kann der psychodynamische Therapeut Werkzeuge aus anderen psychotherapeutischen Strömungen integrieren. Dazu gehören die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) oder Gestalttechniken wie der leere Stuhl. Diese Möglichkeit spiegelt ein ganzheitliches Verständnis der Bedürfnisse der Patienten wider.

Psychodynamische Therapie: Vor- und Nachteile

Wie jeder andere Ansatz hat auch diese Therapie sowohl Vor- als auch Nachteile:

Vorteile

  • Erhebliche Fortschritte bei der Selbstwahrnehmung
  • Geringerer Einsatz von Abwehrmechanismen
  • Eingehende Erforschung unbewusster und emotionaler Prozesse.
  • Potenzial, dauerhafte und signifikante Verhaltensveränderungen zu bewirken

Zu den größten Vorteilen zählt, dass die psychodynamische Therapie mit anderen Therapieformen kombiniert werden kann und deshalb einen umfassenden und vielfältigen Ansatz darstellt. Eine Person mit einem geringen Selbstwertgefühl und starker Selbstkritik befasst sich zum Beispiel mit früheren Erfahrungen, die möglicherweise dazu beigetragen haben, z. B. dysfunktionale Familienbeziehungen. Gleichzeitig kommen Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie zum Einsatz, um automatische negative Gedanken zu hinterfragen und umzustrukturieren.

Nachteile

  • Längere Behandlungsdauer als andere Methoden
  • Hohe Kosten, da viele Sitzungen erforderlich sind
  • Risiko, unnötigerweise oder ohne ersichtlichen Grund traumatische Erinnerungen wachzurufen
  • Mangel an empirischer Evidenz

Fazit

Die psychodynamische Therapie, verwurzelt in den Arbeiten von Sigmund Freud, hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts weiterentwickelt und bietet einen tiefgehenden Ansatz zur Erforschung und Behandlung von psychischen Problemen. Diese Therapieform nutzt Techniken wie freie Assoziation, Traumanalyse und Interpretation, um unbewusste Konflikte aufzudecken und zu bearbeiten.

Trotz einiger Nachteile, wie der langen Behandlungsdauer und dem Mangel an empirischer Evidenz, bleibt die psychodynamische Therapie ein wertvolles Werkzeug. Durch die Integration von Elementen aus anderen therapeutischen Ansätzen wird sie zunehmend flexibler und lässt sich an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anpassen. Letztlich ermöglicht die psychodynamische Therapie eine tiefere Selbstreflexion und ein besseres Verständnis der eigenen psychischen Prozesse, was zu nachhaltigen Veränderungen und persönlichem Wachstum führen kann.


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