Psychedelika und unheilbare Krankheiten

Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Psychedelika unheilbar kranken Patienten körperliche, emotionale und spirituelle Erleichterung verschaffen können. Erfahre anschließend Interessantes über ihr therapeutisches Potenzial.
Psychedelika und unheilbare Krankheiten
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 08. Juni 2023

Unheilbare Krankheiten schädigen die physische und psychische Gesundheit der Patienten. Chronische Schmerzen und das Wissen, dass es keine Heilung für die Krankheit gibt, haben einen starken negativen Einfluss auf die Lebensqualität. Glücklicherweise hat die Palliativmedizin in dieser Hinsicht wichtige Fortschritte gemacht. Zu den vielversprechendsten Möglichkeiten zählen Psychedelika.

Diese Substanzen, die die Kognition, die Wahrnehmung und das Bewusstsein verändern, können Betroffenen die nötige Erleichterung verschaffen, wenn sie auf die richtige Weise eingesetzt werden. Sie werden die Krankheit nicht rückgängig machen, aber sie können Symptome wie Angst, Depression oder existenzielle Not lindern, die im Endstadium häufig auftreten.

Unheilbare Krankheiten: Das therapeutische Potenzial von Psychedelika

Psychedelika sind psychotrope Substanzen, die einen veränderten Bewusstseinszustand hervorrufen. Wenn andere Drogen die Erfahrung quantitativ verändern (z. B. Stimulanzien, die den Organismus beschleunigen, oder Antidepressiva, die ihn verlangsamen), kommt es in diesem Fall zu einer qualitativen Veränderung, die Betroffene in schlaf-, trance- oder meditationsähnliche Zustände versetzt.

Diese Substanzen werden seit Jahrtausenden von verschiedenen indigenen Völkern zu Heilzwecken eingesetzt. Die westliche Medizin erforscht sie als Hilfsmittel in der Behandlung verschiedener psychischer Störungen. Zeitweise wurden diese Forschungen eingestellt, in den vergangenen Jahrzehnten ist das Interesse an Psychedelika jedoch wieder erwacht.

Wie wirken diese Substanzen? Die Forschung legt nahe, dass Psychedelika das Gehirn sowohl strukturell als auch funktionell verändern. Insbesondere eine in Cell Reports veröffentlichte Studie an Tieren ergab, dass diese Drogen die Plastizität des Gehirns fördern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich Neuronen vernetzen.

Eine weitere Analyse, die in der Zeitschrift Europäische Neuropsychopharmakologie veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass ein längerer Konsum von Psychedelika mit signifikanten Unterschieden in der kortikalen Dicke einiger Hirnareale einhergeht.

Diese Veränderungen betreffen vornehmlich Bereiche, die mit Aufmerksamkeitsprozessen, selbstreferenziellem Denken und interner mentaler Verarbeitung in Verbindung gebracht werden, was die von den Konsumenten berichteten Veränderungen der Persönlichkeit erklärt.

Für viele Menschen sind Psychedelika eine transzendentale Erfahrung, die ihr emotionales Wohlbefinden erheblich verändert. Das geht aus einem in der Zeitschrift Psychopharmacology veröffentlichten Artikel hervor.

Psychedelika und unheilbare Krankheiten
Obwohl Psychedelika die Diagnose nicht rückgängig machen, können sie die Symptome von Ängsten und Depressionen lindern.

Psychedelika und unheilbare Krankheiten

Können Psychedelika Menschen helfen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden? Da es keine Behandlung oder Heilung gibt, besteht das Ziel der Palliativpflege in diesen Fällen darin, die Lebensqualität der Patienten so weit wie möglich zu erhalten und einen würdigen Tod zu begünstigen. Dazu können diese psychotropen Substanzen auf verschiedene Weise beitragen.

Erstens sind sie wirksam bei der Behandlung von Angstsymptomen und Depressionen bei Patienten mit lebensbedrohlichen Krankheiten. Zum Beispiel berichtet eine in der Fachzeitschrift BMC Psychiatry veröffentlichte Studie, dass Psychedelika selbst in Einzeldosen die Symptome von Patienten mit Krebs im Endstadium schnell und nachhaltig lindern.

Wie anfangs kurz erwähnt weist eine in Cell Report veröffentlichte Studie darauf hin, dass Psychedelika die neuronale Plastizität fördern können. In derselben Studie wurde festgestellt, dass bei Depressionen strukturelle Veränderungen oder Atrophie im präfrontalen Kortex des Gehirns zu beobachten sind. Das ist auch bei Angstzuständen, Süchten und posttraumatischem Stress der Fall.

Auf diese Weise verhindern Psychedelika diese Prozesse, indem sie das Wachstum von Neuriten (Dendriten oder Axone des Neurons) fördern.

Andererseits legt eine ebenfalls in Psychopharmacologie veröffentlichte systematische Übersichtsarbeit nahe, dass Psychedelika bei unheilbar kranken Patienten positive Auswirkungen auf das existenzielle und spirituelle Wohlbefinden, die Lebensqualität und die Akzeptanz haben. Diese Wirkungen werden mit wenigen und keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen erzielt.

Unheilbare Krankheiten: Wie werden Psychedelika eingesetzt?

Diese Substanzen wurden unter anderem als palliative Behandlung für unheilbare Krankheiten wie Krebs, Herzversagen, Leberversagen und ALS untersucht. Ein Artikel in der Fachzeitschrift Journal of Palliative Medicine berichtet, dass insbesondere Psilocybin, Ketamin und MDMA getestet wurden.

Die wenigen und kurzlebigen Nebenwirkungen können jedoch erheblich sein. Deshalb ist es wichtig, dass sie immer unter der Aufsicht einer Fachkraft verabreicht werden, die erkennen kann, ob die Person für solche Medikamente geeignet ist und die Sicherheit der Erfahrung in einer vorbereiteten und kontrollierten Umgebung gewährleistet.

Eine Veröffentlichung des Centre for the Advancement of Palliative Care hebt hervor, wie sichere Bedingungen für psychedelisch unterstützte Therapien aussehen könnten. Fünf spezifische Aspekte sind von besonderer Bedeutung:

  • Bequeme und entspannende physische Umgebung
  • Individuelle Beurteilung des Patienten oder der Patientin
  • Qualifizierte Begleitung während der Sitzung
  • Informative Vorbereitung, die eine positive Einstellung fördert
  • Beratung nach der Therapie, um der Erfahrung einen Sinn zu geben
Unheilbare Krankheiten: Frau erhält Psychedelika, um die Symptome zu reduzieren.
Ein Ziel der psychedelischen Behandlung ist, das emotionale Leiden von unheilbar kranken Patienten zu minimieren.

Interessante und vielversprechende Alternative

Unheilbare Krankheiten verursachen großes Leid, doch alles in allem scheinen psychedelische Substanzen vielversprechend zu sein, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Obwohl sie derzeit hauptsächlich zu Forschungszwecken zum Einsatz kommen, ist es wahrscheinlich, dass sie sich in Zukunft als Hilfsmittel in der Palliativmedizin etablieren werden.

Neben den körperlichen Schmerzen ist es das emotionale und spirituelle Leiden, das diese Menschen am meisten quält. Aus diesem Grund könnte der kontrollierte und überwachte Einsatz solcher Substanzen eine interessante Alternative sein.


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