OnlyFans: Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
OnlyFans ist eine Plattform für Amateurpornografie, die mittels Crowdfunding funktioniert. Die Abonnenten zahlen, um erwachsene Inhalte zu sehen, die Macher zeigen sich so, wie sie es für richtig halten. Der Voyeurismus des 21. Jahrhunderts hat seinen Preis, die Konkurrenz ist groß und das Geschäft anspruchsvoll. Und wir dürfen die psychologischen Auswirkungen nicht vergessen…
Viele junge Menschen finden auf OnlyFans eine profitable Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, ohne ihr Haus zu verlassen. Sie benötigen nur Internet und einen Computer mit Kamera. Der Verkauf expliziter Inhalte hinterlässt jedoch Spuren. Wie sieht die Realität dieser anonymen Personen aus, die sich auf OnlyFans oder ähnlichen Plattformen verkaufen?
Auf dieser Content-Sharing-Plattform erleben die Ersteller und Erstellerinnen der Inhalte immer wieder unangenehme Erfahrungen.
Die psychologischen Auswirkungen auf Content-Creator
Pornografische Inhalte sind in der digitalen Welt einfach zu finden. Die Zeitschrift Technology in Society beleuchtet dieses Thema und zeigt auf, wie digitale Technologien den Kauf und Verkauf von sexuellen Dienstleistungen fördern.
Ein Beispiel dafür ist OnlyFans. Die Pandemie war für die Entwickler dieser Content-Sharing-Plattform besonders ertragreich, denn viele Content-Creator haben darin eine Möglichkeit gefunden, von zu Hause aus Geld zu verdienen. Diese Plattform hat mindestens 170 Millionen Nutzer.
Es ist jedoch kein “leicht verdientes Geld”, sondern ein Job, der erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann.
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Ausbeutung von Frauen
Weibliche Content-Creator werden besonders häufig belästigt und ausgebeutet. Die University of New South Wales in Australien führte eine Studie durch, die das aufzeigt: Die gesellschaftliche Stigmatisierung und Ausbeutung der Frau als sexuelles Objekt wird in diesem Bereich besonders deutlich. Es spielt keine Rolle, ob sich Sexarbeiterinnen im virtuellen oder realen Raum zeigen – die psychische Belastung kann enorm sein.
Einsamkeit durch OnlyFans
Viele mögen glauben, dass OnlyFans die Möglichkeit bietet, einfach schnelles Geld zu verdienen. Sie bedenken dabei jedoch nicht, dass Content-Creator oft an extremer Einsamkeit leiden, die sehr zerstörerisch wirken kann. Es handelt sich um eine Arbeit, die wenigen Spaß bereitet und sehr erniedrigend sein kann. Scham und emotionales Unbehagen sind weitverbreitet, wie aus einem in der Zeitschrift Sexuality & Culture veröffentlichten Artikel hervorgeht.
Die Last der Einsamkeit führt häufig zu Stimmungsstörungen wie Depressionen. Dieser Aspekt sollte nicht vernachlässigt werden.
Belästigung und Bedrohung
Die Plattform OnlyFans ermöglicht die Interaktion zwischen Content-Creator und Nutzern. Diese Dynamik kann jedoch ernste Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.
- Viele Content-Creator werden von ihren Followern belästigt.
- Der Datenschutz ist unzureichend, Inhalte sickern immer wieder in andere digitale Bereiche durch.
- Die Nutzer können bestimmte Aktionen fordern, welche die zulässigen Grenzen der Content-Ersteller überschreiten.
- OnlyFans fördert parasoziale Beziehungen. Das heißt, Abonnenten können Zuneigung, Bewunderung oder Besessenheit für einen Content-Creator empfinden. Es ist möglich, von Lust zu Verliebtheit überzugehen und unbequeme Situationen auszulösen.
- Im Jahr 2021 veröffentlichte das Avery Center einen Bericht über OnlyFans. Demnach erhielten 30 % der Content-Creator, die ihr Profil löschen wollten, Drohungen. Der Druck der Entwickler dieser Plattform zwingt sie oft dazu, explizitere Inhalte zu produzieren, was das Gefühl der Prostitution fördert.
Häufig wird Material von OnlyFans auf Telegram verbreitet, was eindeutig gegen die Urheberrechte und den Datenschutz verstößt.
Die psychologischen Auswirkungen von OnlyFans auf die Nutzer
Eine Studie der Cleveland State University verrät, dass ein Großteil der OnlyFans-Nutzer weiße, verheiratete Männer sind. Diese Plattform bietet vielen Menschen, die sich einsam fühlen, den gewünschten Zeitvertreib. Auch viele Neugierige sind hier zu finden. Da diese Form der Pornografie relativ neu ist, sind Forschungen nötig, um die Auswirkungen präzise beschreiben zu können.
Allerdings ist seit Jahrzehnten bekannt, wie groß der Einfluss von pornografischen Inhalten auf die Gesellschaft ist. Wir analysieren nachfolgend mögliche Auswirkungen.
Verändertes Sexualverhalten
Der häufige Konsum von Pornografie verändert das Sexualverhalten. Häufig entwickeln Betroffene gewalttätiges Sexualverhalten gegenüber Frauen. Eine Studie der University of New Hampshire sowie andere Forschungen weisen darauf hin, dass sich Jugendliche maßgeblich von sexuellen Inhalten beeinflussen lassen.
Die Nutzer von OnlyFans verlangen von den Content-Erstellern häufig immer explizitere oder gewalttätigere Inhalte. Pornografiekonsum kann außerdem zu sexuellen Störungen im Alltag führen. Die Nutzer erreichen mit ihren regulären Partnern in der realen Welt nicht mehr denselben Erregungszustand wie bei den Inhalten auf OnlyFans.
Pornosucht ist eine psychische Folge von OnlyFans
Wie eine Studie der Universität Salamanca berichtet, erkennen das DSM-V (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) und die APA Pornosucht als eine Verhaltenssucht an. Plattformen wie OnlyFans fördern dieses Suchtverhalten und zerstören wahre Beziehungen im realen Leben.
Einige Konsequenzen der Pornosucht sind:
- Sozialer Rückzug
- Abstumpfung und Unempfindlichkeit
- Finanzielle Probleme
- Erektile Dysfunktion oder andere Sexualstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten und Antriebsverlust
- Angst und Depressionen
- Andere Süchte, wie Alkohol
- Vernachlässigung der Arbeit oder anderer Verpflichtungen
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OnlyFans und die Grenzen der psychischen Gesundheit
Es sind auf jeden Fall mehr Studien nötig, um die Auswirkungen von OnlyFans auf die psychische Gesundheit zu verdeutlichen. Es ist jedoch eindeutig, dass die Technologie eine bestehende gesellschaftliche Realität ergänzt, die viele dazu anregt, Grenzen für finanzielle Vorteile zu überschreiten. Um psychische Probleme zu vermeiden, müssen diese Plattformen das Bewusstsein, den Respekt, die Empathie und das Verständnis der Nutzer fördern und den Schutz der Ersteller gewährleisten.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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