Lesen kann Angst und Depression bekämpfen

Lesen kann Angst und Depression bekämpfen

Letzte Aktualisierung: 10. März 2017

Die therapeutische Kraft von Literatur ist wundervoll. Wenn du von Traurigkeit, Angst und Stress befallen bist, dann können Geschichten und Poesie deine Gedanken, Gefühle und Emotionen verändern. Lesen lässt dich deinen Geisteszustand verstehen und dein Verhalten verbessern, denn du kannst dich selbst in den Seiten eines Romans oder eines wunderschönen Gedichts finden.

Wenn du liest, dann kann sich das Gehirn in die Worte hineinversetzen, was dir dabei hilft, zu erkennen, was in dir passiert. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern bereits seit dem Goldenen Zeitalter der Griechen bekannt.

Es ist interessant, was schon Aristoteles vor Jahrhunderten bemerkt hat, als er uns dazu einlud, ernsthaft über das zu reflektieren, was die Menschen das Geschenk der geschriebenen Worte nennen. Gleichsam hat Franz Kafka 1904 in einem Brief an Oskar Pollak geschrieben:

“Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder verstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord. Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.”

Literatur, eine süße Medizin

Literatur ist eine süße Medizin, die uns der Heilung näherbringt, denn sie erlaubt uns, zu normalisieren und zu validieren, wie wir uns fühlen, auf eine gesunde Art und Weise. Schmerz durch Lesen herauszulassen ist ein therapeutischer Segen und hilft uns sehr dabei, im Prozess der Verbesserung und des emotionalen Heilens voranzukommen.

Mit anderen Worten, die Literatur gibt uns die Mittel, die wir brauchen, um Klarheit in einem mentalen Block zu finden. Genau in diesem Sinne wählen The Reading Agency  und die Society of Chief Librarians  die besten Geschichten und Poesie aus, die dabei helfen können, Angst und Depression zu bekämpfen.

Hier sind einige Beispiele aus dieser umfassenden Liste, die von The Feeling Good Handbook  von David B. Burns bis hin zu Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser  von Ernst H. Gombrich reicht, mit einer Prise Humor gewürzt, die die Werke des Autoren Bill Bryson zusteuert.

  • Die Abenteuer von Tom Sawyer  von Mark Twain. Des Protagonisten Neugier und Sehnsucht nach Abenteuern motivieren zum Entdecken und dazu, etwas Neues im Leben zu suchen.
  • Der kleine Prinz  von Antoine de Saint-Exupéry. Egal, in welcher Lebensphase du dich befindest – du kannst aus diesem Buch ganz sicher viel über Liebe, Freundschaft und das Innere der Menschen lernen.
  • Der Körper meines Lebens  von Daniel Pennac. Diese Geschichte erzählt von Schmerz, Angst, Tod, Krankheit und vielen anderen Arten von Leid, mit denen wir uns identifizieren können.
  • Sophies Welt  von Jostein Gaarder. Dieses wundervolle Buch ermutigt dich dazu, weiterzumachen und dich für verschiedenste Aspekte des Lebens zu interessieren.
  • Alles ist wahr  von Emmanuel Carrère. In diesem Buch werden Geschichten von verschiedenen Menschen erzählt und helfen uns dabei, die unterschiedlichen Realitäten der Menschen um uns herum zu verstehen, basierend auf der Tatsache, dass jeder seine eigene Geschichte hat, die gehört werden sollte.
  • Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn  von Viktor Frankl. Dieses Buch ist ein Klassiker, der dir dabei helfen wird, über dein Leben und die Schwierigkeiten, auf die du triffst, nachzudenken.
  • Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser  von Ernst H. Gombrich. Eine authentische Reflektion über den Lauf der Geschichte und unsere überlappenden Leben.
  • Gib nicht auf  von Mario Benedetti. Dieses Gedicht fördert emotionale Stärke, die wir alle in Zeiten von Hilflosigkeit finden müssen.

Noch nicht auf Deutsch verfügbar sind:

  • Examined Life: How We Lose and Find Ourselves  von Stephen Grosz präsentiert Geschichten von Patienten, die ihre Probleme gelöst haben.
  • The Feeling Good Handbook  von David D. Burns. Dieses Buch zeigt, dass Depressionen nicht immer den Einsatz von Antidepressiva fordern.
  • Les vilains petits canards  von Boris Cyrulnik. Ein schwieriges Leben zu haben heißt nicht, dass du zerbrechen musst; du kannst dennoch nach vorn schauen. Das ist die Lektion, die dieses Buch vermittelt und das Prinzip der menschlichen Resilienz.

Literatur verändert. Warum? Durch das Lesen können wir dem internen Chaos, das in uns in schlechten Zeiten und nach traumatischen Ereignissen regiert, einen Sinn geben. Mit der Zeit kann dir ein gutes Buch oder ein wunderschönes Gedicht dabei helfen, zu erkennen, den Blick nach vorn zu richten und den emotionalen Schmerz zu heilen.

Bibliographie:

The Reading Agency, Society of Chief Librarians. Reading Well Books on Prescription: Evaluation 2014-15. 2015.

Baikie K, Wilhelm K. Emotional and physical health benefits of expressive writing. Adv Psychiatr Treat. 2005; (5):338-346.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.