Lernstrategien: Kann Musik die Konzentration fördern?

Ist es besser, mit oder ohne Musik zu lernen? Welche Musik kann die Konzentration fördern, welche Rhythmen lenken uns ab? Erfahre heute mehr über dieses interessante Thema.
Lernstrategien: Kann Musik die Konzentration fördern?

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 30. November 2022

Musik ist ein komplexes Geflecht aus Tönen, Rhythmus, Melodie und Harmonien, das hohe Ansprüche an unser Gehirn stellt und sich direkt auf unsere Gefühlswelt auswirkt: Sie kann uns fröhlich, traurig, aggressiv oder auch nostalgisch stimmen. Kann sie auch beim Lernen helfen oder ist Ruhe für die Konzentration vorteilhafter?

Forscher beschäftigen sich zwar schon lange mit dieser Frage, doch die Antwort ist nicht einfach: Die Studienergebnisse sind nicht einheitlich und natürlich müssen auch die individuellen Voraussetzungen und Vorlieben berücksichtigt werden. Was feststeht ist, dass Musik unsere Gefühle beeinflusst, uns motivieren kann und bestimmte Gehirnareale besser durchblutet.

Mann hört beim Lernen Musik: Kann sie die Konzentration fördern?

Kann Musik die Konzentration fördern?

Der Experte Dr. Eckart Altenmüller erklärt in einem Artikel zum Thema “Macht Musik schlau?“, dass das Musikhören zu einer kurzfristigen Verbesserung der kognitiven Leistung führen kann – insbesondere bei zeitlich-räumlichen Denkaufgaben. Er weist jedoch darauf hin, dass die Musikrichtung nicht ausschlaggebend ist, doch wir sollten die Musik als angenehm empfinden, um leistungsfähiger zu sein.

Eine Studie des Streamingdienstes Spotify erklärt, dass Kompositionen mit einem Tempo von 50 bis 80 Beats pro Minute besonders hilfreich sind, da sie die linke Gehirnhälfte stimulieren und so helfen, neue Ideen zu entwickeln. Songs wie “We can´t stop” von Miley Cyrus oder “Mirrors” von Justin Timberlake sollen deshalb beim Lernen helfen. Der Neurologe Dr. Eckart Altenmüller und auch andere Wissenschaftler teilen diese Meinung jedoch nicht.

Der Musikforscher Günther Rötter hat in einer Studie festgestellt, dass Musik keine Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit hat – weder negative noch positive. Allerdings wirkt angenehme Musik motivierend und verbessert die Stimmung – und gut gelaunt lernt man auch besser. Außerdem werden emotional positive Inhalte besser gespeichert. Wer sich beim Lernen mit Musik wohlfühlt und sich damit motivieren lässt, sollte deshalb diese Vorteile nutzen.

Folgende Faktoren spielen dabei eine wichtige Rolle:

Das Alter

Jugendliche lieben Musik, sie sind an ihre Omnipräsenz Musik gewöhnt. Beim Lernen nehmen sie das “Hintergrundgeräusch” kaum wahr. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigt jedoch, dass Musik die Leistung älterer Erwachsener (60 bis 75 Jahre) negativ beeinflusst: Ihr assoziatives Gedächtnis wird dadurch beeinträchtigt, vermutlich da sie nicht wie Jugendliche in der Lage sind, irrelevante Informationen wie Hintergrundmusik zu blockieren. Außerdem nimmt die Leistung des assoziativen Gedächtnisses mit zunehmendem Alter ab.

Der Musikstil

Ein Wissenschaftlerteam der Fu Jen Catholic University in Xinzhuang City in Taiwan untersuchte die Auswirkungen verschiedener Musikrichtungen auf die Konzentrationsfähigkeit. Es kam zu dem Ergebnis, dass Musik die Aufmerksamkeit beeinflusst, dies jedoch mit den Vorlieben des Hörers zu tun hat. Beim Lernen eignen sich neutrale Lieder am besten – es sollten also keine Lieder sein, die deine Leidenschaft wecken oder auf Ablehnung stoßen.

Auch der Neuropsychologe Lutz Jäncke, der an der Universität Zürich forscht, geht davon aus, dass Musik, die emotionale Reaktionen auslöst, Erinnerungen weckt oder als unangenehm empfunden wird, die Konzentration negativ beeinflusst. Das Gehirn kann die Aufmerksamkeit nicht auf den Lernstoff lenken, da es sich auf die Gefühle oder Erinnerungen konzentriert.

Instrumentelle oder vokale Musik?

Ein besonders wichtiges Kriterium ist, ob es sich um instrumentelle oder Musik mit Gesang handelt. Grundsätzlich geht man davon aus, dass Hintergrundmusik mit Text bei sprachlichen Aufgaben (wie Vokabeln lernen) störend ist, da das Gehirn sich überlappende neuronale Schaltkreise verwendet. Eine Studie eines Wissenschaftlerteams unter der Leitung von Lutz Jäncke kam jedoch zu dem Ergebnis, dass instrumentale oder vokale Hintergrundmusik keinen Einfluss auf das verbale Lernen hat. Die Teilnehmenden konnten die Musik ausblenden, um sich auf die verbale Lernaufgabe zu konzentrieren.

Fördert binaurale Musik die Konzentration?

Binaurale Beats erzeugen einen besonderen Klangeffekt, da sie rechts und links unterschiedliche Frequenzbereiche verwenden. Viele berichten von positiven Effekten: Diese Rhythmen sollen nicht nur entspannend wirken, sondern auch die Konzentrations- und Gedächtnisleistung fördern. Was steckt dahinter? Grundsätzlich ist die Wirkung binauraler Musik umstritten: Die wissenschaftlichen Studienergebnisse sind widersprüchlich und unzureichend.

Frau verbessert die Konzentration durch Musik

Kurz und gut…

Um beim Lernen von Musik zu profitieren, solltest du folgende Punkte berücksichtigen:

  • Höre neutrale Musik, die dir gefällt, dich jedoch nicht durch Erinnerungen und Gefühle ablenkt.
  • Du musst selbst entdecken, ob sich für dich instrumentelle oder vokale Musik besser eignet, um deine Leistungsfähigkeit zu steigern.
  • Wenn du dich intensiv konzentrieren musst, sind in der Regel Naturklänge vorteilhafter oder instrumentelle Musik vorteilhafter. Musik mit Gesang könnte störend sein, außer, wenn du den Gesang bereits so verinnerlicht hast, dass du dich davon nicht ablenken lässt.
  • Bei Routineaufgaben empfiehlt sich stimmungshaufhellende und motivierende Musik.
  • Die Wirkung binauraler Musik ist umstritten – probiere selbst aus, wie sie sich auf dich auswirkt.
  • Vergiss nicht, dass die Lautstärke angemessen sein sollte, damit du dich tatsächlich konzentrieren kannst.

Unabhängig von den Studien sind die musikalischen Vorlieben sehr variabel, deshalb lässt sich auch die Wirkung nicht pauschalisieren: Entdecke selbst, welche Musik deine Konzentration fördert und dir beim Lernen am meisten hilft.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.