Lerne, Lebenszyklen richtig abzuschließen

Lerne, Lebenszyklen richtig abzuschließen
Sergio De Dios González

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Letzte Aktualisierung: 19. August 2020

Wenn wir von Lebenszyklen sprechen, beziehen wir uns auf all jene Prozesse im Leben, die einen Anfang, eine Entwicklung und ein Ende haben. Obwohl praktisch nichts wirklich vollkommen endet, ist es wichtig zu lernen, Lebenszyklen abzuschließen, sobald ein Prozess ein Ende gefunden hat, um weitermachen zu können und um zu vermeiden, dass wir auf der Stelle treten.

Dazu müssen wir zunächst zwischen der Tatsache, einen Lebenszyklus abzuschließen, und der Situation, in der wir einen Verlust erleiden, unterscheiden können. Mit bedeutenden Phasen im Leben abzuschließen, bedeutet, mit Niederlagen und Trauer umzugehen. Aber sie beinhalten nicht diesen plötzlichen oder äußerst intensiven Schmerz, den Verluste als solche normalerweise mit sich bringen. Deshalb gehören zum Abschluss eines Lebenszyklus zwar Verluste, doch Verluste gehen nicht notwendigerweise mit dem Abschluss eines Lebenszyklus einher.

Es ist ein großer Fehler, die Gegenwart zu ruinieren, indem man sich an eine Vergangenheit erinnert, die keine Zukunft mehr hat.

Das Wichtige daran, Lebenszyklen abzuschließen, ist, dass sie einen direkten Einfluss darauf haben, was in der Zukunft sein wird. Wenn ein Lebenszyklus, ganz gleich, welcher das auch sein mag, nicht zum Abschluss gebracht wird, beeinträchtigt das das persönliche Wachstum. Es ist damit vergleichbar, einen undichten Wasserhahn vor sich hin tropfen zu lassen, ohne ihn zu reparieren und darauf zu hoffen, dass das keine wirtschaftlichen und ökologischen Folgen hätte.

Schauen wir uns nachfolgend an, welche Möglichkeiten es gibt, Lebenszyklen richtig abzuschließen.

Um Lebenszyklen richtig abzuschließen, müssen wir zuallererst loslassen

Wir Menschen neigen dazu, an dem uns Bekannten festzuhalten, so negativ das auch sein mag. Angewohnheiten besitzen die mächtige Kraft, uns dazu zu bringen, nicht von unseren Gewohnheiten abzuweichen. Es ist gerade so, als wäre es leichter, das Schlechte, das uns bekannt ist, zu ertragen, als uns ins Abenteuer zu stürzen, etwas Neues, Gutes kennenzulernen.

Vögel fliegen aus einer Hand in den Himmel

Wegen der zuvor genannten Punkte sträuben wir uns für gewöhnlich dagegen, Lebenszyklen abzuschließen. Es gibt einen Teil von uns, der noch in dieser Phase unseres Lebens verweilen und keine Unsicherheit angesichts etwas Neuem verspüren möchte.

Deshalb besteht die erste Aufgabe darin, loszulassen. Ein Lebenszyklus schließt sich, wenn ein Prozess bereits zum Ende gekommen ist und nur noch Reste dieser Lebensphase übrig bleiben. Ein Abschluss kann nur bewusst stattfinden. Es ist gut möglich, dass es nichts mehr gibt, an dem wir festhalten können, aber mental gesehen sind wir noch immer damit verbunden. Loszulassen bedeutet, eine neue Realität anzuerkennen.

Lebewohl sagen und Bilanz ziehen

Obwohl Lebenszyklen abzuschließen damit zu tun hat, uns von Realitäten zu verabschieden, die uns verletzen, macht sich dennoch jedes Mal Trauer breit, wenn es soweit ist. Aus diesem Grund müssen wir uns selbst erlauben, diese Traurigkeit, die ein Ende nun einmal mit sich bringt, zu verspüren, und uns von dieser Realität zu verabschieden, die eigentlich schon keine mehr ist. Am besten gelingt uns das, indem wir eine Erinnerung an das Erlebte erschaffen.

Mit Lebenszyklen schließen wir nicht ab, indem wir wie ein Strauß seinen Kopf in den Sand stecken. Auch nicht, indem wir dem Geschehenen den Rücken zukehren, um zu vermeiden, uns schlecht zu fühlen. Am besten ist es, jedes einzelne Erlebnis, das Teil dieses Prozesses war, Schritt für Schritt Revue passieren zu lassen und den Beginn, die wichtigsten Momente und Gefühle, die wir erlebt haben, ausfindig zu machen.

Nur so können wir Bilanz ziehen und die positiven und auch komplizierten Erlebnisse, die innerhalb dieses Lebenszyklus stattgefunden haben, was wir gelernt haben und was nicht, was das zu unserem Wachstum beigetragen und wie das unsere Grenzen beeinflusst hat, bewerten. Das ist die beste Art und Weise, Lebewohl zu sagen.

Einen Neuanfang wagen

Das eigentliche Ziel dabei, Lebenszyklen richtig abzuschließen, besteht darin, Frieden mit der unmittelbaren Vergangenheit zu schließen, um nach vorn zu schauen, ohne dass das Erlebte uns oder unsere Gegenwart negativ beeinflusst. Jedes Ende ist auch ein Anfang. Und dieser Neuanfang sollte unser Hauptaugenmerk sein.

Frau läuf auf einem Weg voller Blätter bei Sonnenuntergang

Neues muss uns keine Angst machen. Es ist normal, dass damit ein anfängliches Ungleichgewicht einhergeht, aber in relativ kurzer Zeit wird sich zeigen, dass das der richtige Weg war. Von etwas Bekanntem Abschied zu nehmen und uns an etwas Ungewisses heranzuwagen, ist immer ein kleines Abenteuer voller neuer Lernprozesse, Überraschungen und natürlich auch Veränderungen. In den meisten Fällen geben uns Veränderungen aber viel mehr als sie uns nehmen.

Wir sollten eine Veränderung umarmen wie einen neuen Freund. Wir sollten in einem neuen Lebenszyklus eine Möglichkeit sehen, das zuvor Gelernte in die Praxis umzusetzen und unser Wissen zu erweitern, um etwas Raues zu ebnen oder eine Veränderung zu begünstigen, um zu wachsen.

Für unsere mentale Gesundheit ist es wichtig, Lebenszyklen richtig abzuschließen. Wenn wir das nicht tun, werden wir uns in Bezug auf die Zukunft unsicher und verwirrt fühlen. Wir müssen uns erst von dem verabschieden und dem Lebewohl sagen, was längst vergangen ist. Neues sollten wir daraufhin mit offenen Armen und herzlich willkommen heißen.


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  • Cabodevilla, I. (2007). Las pérdidas y sus duelos. In Anales del sistema sanitario de Navarra (Vol. 30, pp. 163-176). Gobierno de Navarra. Departamento de Salud.

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