Investiere dein Geld in Erfahrungen und nicht in Materielles

Investiere dein Geld in Erfahrungen und nicht in Materielles
Sergio De Dios González

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Letzte Aktualisierung: 26. Mai 2020

Investiere in Erfahrungen und nicht einfach in Materielles! Für die meisten von uns ist Geld ein begrenztes Mittel. Doch Ökonomen sind sich einig, dass nicht die Geldmenge entscheidend ist, die wir jeden Monat einnehmen, sondern das, was wir mit diesem Geld anstellen, und besonders, wofür wir es ausgeben.

Natürlich geben wir einen Großteil unseres Einkommens für unsere Fixkosten aus. Dann sind da noch Ausgaben, die immer wieder anfallen, wie ein neues Handy, ein Fernseher mit einem größeren Bildschirm oder eine Jeans, die im Angebot ist. Ihr Erwerb stimmt uns in der Regel fröhlich. Das Schlimme daran ist nur, dass die Freude schnell wieder verfliegt.

„Schätze Geld nicht mehr oder weniger, als es wert ist, denn es ist ein guter Diener und ein schlechter Herr.“

Alexandre Dumas

Es gibt einen Wirtschaftszweig, der sich „Glückswirtschaft“ nennt. Glückswirtschaftler untersuchen unter anderen, welchen Zusammenhang es zwischen Einnahmen, Ausgaben und dem Gefühl, mit seinem Leben zufrieden zu sein, gibt. Experten auf diesem Gebiet haben durch groß angelegte Studien herausgefunden, dass mehr Geld nicht automatisch glücklicher macht. Worin liegt dann aber der Schlüssel für unser Wohlbefinden?

Geld und Gegenstände

Viele Menschen investieren ihr restliches Geld in Materielles. Sie bringen teilweise große Opfer, um es erwerben zu können: Sie kürzen ihre Fixkosten oder verschulden sich, weil sie mehr Geld ausgeben als sie einnehmen. Momentan können wir das bei den Handys beobachten: Es ist längst nicht mehr nur ein Kommunikationsmittel, sondern ist zu einem Statussymbol geworden.

Sanduhr steht auf Geldscheinen

Hinsichtlich vieler Markenartikel findet ein erbitterter Wettkampf statt. Nicht nur bei Smartphones ist das der Fall, sondern auch bei anderen elektronischen Geräten, und natürlich auch bei Kleidung und Autos. All diese Dinge tragen sehr starke Markennamen. Du hast z. B. nicht einfach nur ein Auto, sondern einen BMW. Du hast auch nicht einfach ein Handy, sondern ein iPhone.

Bei den meisten dieser Kaufentscheidungen fließt der Vergleich mit ähnlichen Markenartikeln stark mit ein. Man entscheidet sich für eine bestimmte Marke oder ein bestimmtes Produkt, um genauso gut oder besser als jemand aus dem Umfeld zu sein. Marken bestimmen manchmal darüber, zu welcher Gruppe man gehört. Doch paradoxerweise lösen sie auch einen gewissen Druck aus: Produkte, besonders Luxusartikel, zielen darauf ab, sich von der Masse abzuheben. Und um seinen Vorsprung zu wahren, muss man den anderen immer einen Schritt voraus bleiben.

Geld und Erfahrungen

Glücksökonomen sind davon überzeugt, dass wir wesentlich zufriedener sein könnten, wenn wir unser Geld in Erfahrungen investierten anstatt es für Materielles auszugeben. Sie haben studiert und gemessen und sind zu dieser Schlussfolgerung gelangt.

Weihnachtsfiguren stehen auf Geldscheinen

Thomas Gilovich, Professor für Psychologie an der Cornell University (New York, USA), hat sich mehrere Jahre mit diesem Thema beschäftigt. Er stellte fest, dass sich Menschen sehr leicht an Gegenstände gewöhnen. Kurz nachdem sie sie gekauft haben, werden sie für sie zu etwas Herkömmlichem, das seinen Reiz verliert. Mit anderen Worten, sie werden langweilig. Herkömmliches hilft nicht dabei, glücklich zu werden.

Mit Erfahrungen geschieht allerdings genau das Gegenteil. Wenn sie bedeutend sind, schreiben wir ihnen einen Wert zu und dieser wird im Laufe der Zeit immer größer. Erfahrungen vereinen Menschen, Materielles nicht. Zwei Individuen können zwar das gleiche iPhone besitzen, aber überhaupt nichts miteinander gemein haben. Zwei Menschen, die leidenschaftlich gern Briefmarken sammeln, fühlen sich im Gegensatz dazu zueinander hingezogen.

Wenn wir mit jemandem einkaufen gehen, werden wir niemals eine so enge Bindung zu ihm aufbauen wie wenn wir mit derselben Person ins Kino gehen oder eine Reise machen. Wenn wir in Erfahrungen investieren, kommt kein Gefühl auf, sich mit dem anderen im Wettstreit zu befinden, sondern das Gegenteil passiert: Man hat das Gefühl, mit dem anderen Pferde stehlen zu können und verhält sich solidarisch zueinander.

In Erfahrungen investieren heißt, in unser Leben zu investieren

Wir sind unsere Erfahrungen. Und die Erfahrungen, die uns ein Gegenstand bietet, sind gleich Null. Es gibt kaum ein Objekt, das wirklich das Potenzial hat, uns zu entzücken und zu erfüllen. Aber Erfahrungen haben sehr wohl dieses Potenzial.

Selbst viele negative Erfahrungen werden, wenn sie verarbeitet werden, anekdotenhaft und sogar lustig. Und positive Erfahrungen sind der wesentlichste Nährstoff für unser emotionales Wohlbefinden. Jahre später erinnern wir uns immer noch an sie und können etwas von diesen wundervollen Gefühlen erneut verspüren. Diese Gefühle nutzen sich im Laufe der Zeit nicht ab.

Junge mit Wunderkerze in der Hand

Jede Erfahrung ist einzigartig, im Gegensatz zu einer Reihe von gekauften Objekten. Auch wenn wir eine ähnliche Situation erleben, wird sie doch nie genau dieselbe sein. Daher sind Erfahrungen so wertvoll. Es gibt befreiende Gespräche, die wir nie vergessen. Es gibt fantastische Orte, die uns absolut überraschen und erstaunen. Die Wärme eines Abendessens oder einer mit Freunden verbrachten Zeit ist unbezahlbar.

Wenn wir danach streben, glücklicher zu sein, wäre es angebracht, die Art und Weise zu überdenken, mit der wir unsere Ressourcen, insbesondere unser Geld, gebrauchen. Wenn wir uns weniger auf Materielles konzentrieren und mehr in Erfahrungen investieren, können wir den Weg zu unserem Glück finden.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.