Hypnagoge Halluzinationen und Schlafparalyse

Die hypnagogen Halluzinationen sind lebendige Wahrnehmungserfahrungen, die zu Beginn eines Traumes auftreten.
Hypnagoge Halluzinationen und Schlafparalyse
Paula Villasante

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Paula Villasante.

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Die hypnagogen Halluzinationen sind lebendige Wahrnehmungserfahrungen, die zu Beginn eines Traumes auftreten. Sie bestehen aus sehr lebendigen Träumen, die sich mit visuellen, taktilen und auditiven Phänomenen befassen. Die hipnopompischen Halluzinationen sind im Gegensatz dazu ähnliche Erlebnisse, die beim Erwachen auftreten können.

Der Begriff Pompe (der Akt des Sendens) in Bezug auf die hypnopompischen Halluzinationen wurde im Jahr 1918 von Myer zum ersten Mal verwendet, um diese Phänomene, die während des Übergangs zwischen Schlaf und Erwachen auftreten, zu beschreiben.

Die erste Beschreibung der hypnagogischen Halluzinationen fand im Jahr 1849 durch den französischen Psychiater Baillarger statt. Dieser Psychiater bezeichnete diese als psychosensorische Halluzinationen. Der Begriff Hipno (Traum) und agogos (induziert) wurde im Jahr 1848 von Maury eingeführt, um die Halluzinationen oder Illusionen zu bezeichnen, die den Traum ankündigen.

So kann man sagen, dass diese Halluzinatioen auftreten, wenn das Subjekt glaubt, wach zu sein. Die Person ist fähig zu sehen, zu hören und zu fühlen, kann sich jedoch nicht bewegen. Die hypnagogischen Halluzinationen stehen daher in enger Verbindung mit der Schlafparalyse.

Das Bild einer verdrehten Welt - Halluzinationen

Die Prävalenz und die Geschichte der hypnagogischen Halluzinationen

Die Prävalenz dieser hypnagogischen und hypnopompischen Halluzinationen trat bei der Allgemeinbevölkerung bei 25-30 % der von Narkolepsie betroffenen Personen auf. (2) Im Jahr 1957 nahmen die Autoren Yoss und Daly diese Halluzinationen in die diagnostischen Kriterien der Narkolepsie auf. Sie wurden auch bei Störungen mit übermäßiger Tagesmüdigkeit beobachtet. Die Halluzinationen traten häufig bei Patienten auf, die an einer Schlafparalyse vor dem Einschlafen leiden. (3,4)

Darüber hinaus können einige psychotrope Substanzen, so wie etwa Khat (5) und Haschisch (6), mit der Induktion von hypnagonischen und hypnopompischen Halluzinationen in Verbindung gebracht werden.

Schlafparalyse und hypnagoge Halluzinationen

Die Schlafparalyse (oder auch Schlaflähmung genannt) besteht aus einer allgemeinen und vorübergehenden Unfähigkeit, sich zu bewegen oder zu sprechen. Sie tritt grundsätzlich während des Übergangs zwischen Schlaf- und Wachphase auf. In diesen Phasen treten hypnagogische Halluzinationen auf.

Die Schlaflähmung und die hypnagogen Halluzinationen waren auch wichtige Merkmale eines Albtraums. Die Populärkultur schmückte diese Symptome mit übernatürlichen Interpretationen. Daher wurde angenommen, dass die Schlafparalyse und die Halluzinationen durch den Besuch von Dämonen und bösen Geistern verursacht werden könnten.

Albtraum

Im Jahr 1834 definierte der Autor Mcnish den Albtraum zum ersten Mal wie folgt:

“Die Phantasie kann die Schrecken nicht begreifen, zu denen er uns (der Albtraum) häufig führt… All das Schreckliche, das Ekelhafte oder das Beängstigende in der physischen oder moralischen Welt präsentiert sich uns in einer furchterregenden Matrix… In einem Moment können wir das Bewusstsein darüber haben, dass ein böser Dämon an unserer Seite ist; um dann die Vision eines solch grausamen Objekts vermeiden zu können, müssen wir unsere Augen schließen; doch das angsterfüllende Wesen schafft es, dass wir dennoch seine Anwesenheit spüren… Denn sein kalter Atem breitet sich auf unserem Gesicht aus und wir wissen, dass wir dem Dämon von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen. Wenn wir dann aufschauen, können wir in diese schrecklichen Augen blicken, die uns mit seinem Blick anstarren und gleichzeitig einen Aspekt der Hölle mit sich bringen. Oder man verspürt vielleicht die Präsenz einer monströsen Hexe, die sich unbeweglich und bösartig über unsere Brust gekauert hat.”

Das obige Zitat ist eine Beschreibung des Albtraums, so wie er vor mehr als einem Jahrhundert beschrieben wurde. Beim Lesen dieses und anderer ähnlicher Berichte wird deutlich, dass der Begriff in den letzten 150 Jahren eine beträchtiche Veränderung in seiner Bedeutung erfahren hat.

Der Begriff wurde in jüngerer Zeit verwendet, um sehr lebhafte Träume, die mit sehr unangenehmen Inhalten einhergehen, zu benennen, die ein immenses Gefühl der Angst in uns hervorrufen und bei vielen Gelegenheiten zum Erwachen führen.

Das Bild eines Albtraumes- Halluzinationen

Incubus: der nächtliche Dämon

In seinem Buch On the Nightmare erklärt Jones, dass das Wort Nightmare (also Albtraum) ursprünglich als “Fanatiker der Nacht” oder “nächtlicher Incubus” bezeichnet wurde. Diese nächtlichen Dämonen wurden für die Erlebnisse erschreckender Träume verantwortlich gemacht.

Ein Incubus ist ein Dämon, der gemäß der populären europäischen Mythologie des Mittelalters auf die Frauen gelegt wurde, die gerade geschlafen haben. Der Legende nach wollte der Dämon Sex mit diesen Frauen haben, auf denen er ruhte. Sein Ziel war es wohl manchmal, mit dieser vergewaltigten Frau Nachwuchs zu zeugen, so wie es auch in der Legende von Merlin erzählt wird. (8) Sein weibliches Gegenstück, das auf dem schlafenden Mann ruht, heißt Succubus.

Die Incubuse besuchten die Menschen nachts und saßen oder lagen auf ihrer Brust, um sie zu lähmen. Jones weist außerdem darauf hin, dass dieser Glaube in allen Altersgruppen und Kulturen nahezu universell war. So scheinen die hypnagogischen Halluzinationen, von denen wir hier sprechen, in gewisser Weise die Wiege des Auftretens nächtlicher Dämonen zu sein. 

Diese Art der Halluzinationen wird derzeit zusätzlich zur Schlaflähmung als Symptom bei Narkolepsie untersucht. Es scheint jedoch, dass diese Phänomene auch bei gesunden Menschen auftreten können. (9)


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  • Ohayon, M. M., Priest, R. G., Caulet, M., & Guilleminault, C. (1996). Hypnagogic and hypnopompic hallucinations: pathological phenomena?. The British Journal of Psychiatry, 169(4), 459-467.
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  • Goode, G. B. (1962) Sleep paralysis. Archives of Neurology, 6, 228-234.
  • Hishikawa, Y. (1976). Sleep paralysis. Advances in sleep research, 3, 97-124.
  • Granek, M., Shalev, A., & Weingarten, A. M. (1988). Khat‐induced hypnagogic hallucinations. Acta Psychiatrica Scandinavica, 78(4), 458-461.
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