Histrionische Persönlichkeitsstörung: Kennst du jemanden, der sehr verführerisch wirkt und theatralisch auftritt?
Eine Person mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung ist durch ein Muster von kognitiven, emotionalen und verhaltensassoziierten Tendenzen gekennzeichnet, die eine Neigung zur Theatralik, emotionale Instabilität und verführerisches Verhalten beinhalten. Dazu kommt, dass Menschen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung eine Art magnetische Anziehungskraft auf andere Menschen ausüben, zumindest für eine kurze Zeitspanne. Gleichzeitig sind sie selbst auch sehr leicht von anderen zu beeinflussen.
Eine histrionische Persönlichkeit kann bei Menschen festgestellt werden, die verführerisch sind, und die immer darauf aus sind, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen. Sie zeigen auch sehr intensive Gefühle, übertreiben die Bedeutung von Vorkommnissen und zeigen sich ziemlich theatralisch.
Wenn ihr euch an den Film Frühstück bei Tiffany von Blake Edwards aus dem Jahr 1961 erinnert, dann habt ihr ein Beispiel für eine histrionische Persönlichkeitsstörung gesehen: Holly, die Protagonistin, möchte Schauspielerin sein. Sie führt ein verrücktes, extravagantes Leben und ist leicht beeinflussbar. Sie verliebt sich schnell und lässt sich von den Männern überreden, die sie auf ihrem Weg trifft. Sie verwandelt ihr Leben in ein Schauspiel.
Nun versuchen wir, zu erklären, was die Ursachen einer histrionischen Persönlichkeitsstörung sind, wie man sie feststellen kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Wie entsteht eine histrionische Persönlichkeitsstörung?
Wie die meisten psychopathologischen Störungen hat die histrionische Persönlichkeitsstörung viele Ursachen. Es gibt verschiedene Faktoren, die zu ihrer Entstehung beitragen, und bei den meisten Individuen besteht eine gewisse Prädisposition – biologischer, psychologischer oder sozialer Art -, die bei entsprechender Stimulation durch Umweltreize – Erziehung, Beziehungen, Drogenmissbrauch – zur Erkrankung führt.
“Wenn wir nicht mehr in der Lage sind, eine Situation zu verändern, dann sind wir herausgefordert, uns selbst zu verändern.”
Victor Frankl
Wie stellt man eine histrionische Persönlichkeitsstörung fest?
Um eine Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren, werden in der Psychiatrie und Psychologie am häufigsten die Kriterien der Amerikanischen Psychologischen Vereinigung (APA) benutzt. So findet sich im DSM- 5 der Begiff “histrionische Persönlichkeitsstörung”. Der APA zufolge gehört die histrionische Persönlichkeitsstörung zur Gruppe B der Persönlichkeitsstörungen. Sie sind durch Stimmungsschwankungen, Extrovertiertheit und Theatralik gekennzeichnet.
Vielleicht kennst du verschiedene Menschen, auf die die Beschreibung verführerisch und theatralisch zutrifft. Aber das bedeutet noch nicht, dass sie alle eine histrionische Persönlichkeitsstörung haben. Um sagen zu können, dass jemand eine histrionische Persönlichkeitsstörung hat, sollten fünf oder mehr der folgenden Kriterien erfüllt sein:
- Sie fühlen sich nicht wohl in Situationen, in denen sie nicht im Mittelpunkt stehen.
- Sie nutzen ihr Äußeres, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
- Sich in Szene setzen und Theatralik dienen dem Zweck, diese Aufmerksamkeit zu erhalten.
- Die Interaktion mit anderen ist oftmals durch sexuell verführerisches oder provokatives, unangemessenes Verhalten gekennzeichnet.
- Ein schneller Wechsel von Gefühlen und ein ungefilteter Ausdruck dieser Gefühle ist für sie charakteristisch.
- Sie haben eine Art, zu sprechen, die sehr auf persönlichen Eindrücken basiert und Details ignoriert.
- Sie sind leicht zu überzeugen.
- Sie sind der Überzeugung, dass ihre Beziehungen zu anderen enger sind als es in Wirklichkeit der Fall ist.
Wenn die diagnostischen Kriterien nicht erfüllt sind, dann folgt die Person vielleicht einem Verhaltensmuster, das histrionisch ist.
Behandlung einer histrionischen Persönlichkeitsstörung
Die Behandlung erfolgt auf Basis der kognitiven Verhaltenstherapie. Dabei angewandte Techniken beinhalten das Management von Impulsen, die Förderung der emotionalen Intelligenz, das Durchbrechen von Denkmustern und die Arbeit an kognitiven Verzerrungen. Die hauptsächlichen Ziele der Behandlung sind:
- Dem Stil des globalen und verschwommenen Denkens zu begegnen.
- Fantasien von der Realität unterscheiden zu lernen.
- Realistischer in der Zuordnung von Ursache und Wirkung zu sein.
- Mehr Kontrolle über impulsives Verhalten zu erlangen.
- Das Selbstkonzept zu verbessern.
- Die inter- und intrapersönlichen psychologischen Fähigkeiten zu verbessern.
Ein Training in sozialen Fähigkeiten und Selbstbehauptung ist grundlegend für die Besserung der Störung. Der Grund hierfür ist, dass betroffene Menschen es gewohnt sind, ihre zwischenmenschlichen Beziehungen zu manipulieren. Sie tun es durch emotionale Krisen und Vorwürfe, und oft auf aggressiver Art. Ein wesentlicher Teil der Psychotherapie zielt deshalb darauf ab, dem Patienten zu ermöglichen, zu erkennen, was er fühlt, was ihn verärgert, und zu erlernen, wie er es in angemessener Weise ausdrücken kann. Der Patient soll weiterhin lernen, seine Überzeugung zu hinterfragen, dass der Verlust einer Beziehung eine Katastrophe sei.
Obwohl es sich um eine Störung handelt, die eine komplizierte klinische Behandlung erfordert, ist eine Besserung nicht unmöglich. Eine Therapie ist von fundamentaler Wichtigkeit, um Patienten von dem Leid zu befreien, das durch ihre psychische Krankheit verursacht wird. Sie hilft ihnen zudem dabei, das Leiden zu erkennen, das ihre Störung in ihrem sozialen Umfeld verursacht und die Verantwortung dafür zu übernehmen.