Hast du gewusst, dass Reden ein natürliches Heilmittel ist?

Der Dialog ist ein wirkungsvolles Instrument, das in der Therapie häufig eingesetzt wird, um bestimmte Arten von Traumata oder psychische Störungen zu behandeln.
Hast du gewusst, dass Reden ein natürliches Heilmittel ist?
Beatriz Caballero

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Beatriz Caballero.

Letzte Aktualisierung: 11. Juni 2024

Wenn uns von klein auf nicht beigebracht würde, zu reden, würde sich unser Gehirn nicht so entwickeln, wie es der Fall ist. In diesem Sinne ist es also so, dass wir reden, um andere Funktionen zu entwickeln, die darüber hinaus für uns als soziale und rationale Wesen enorm wichtig sind.

Verbindungen zwischen einzelnen Menschen und Gruppen stärken die Fähigkeit, sich an Krisen und Veränderungen im Leben anzupassen. Die bloße Tatsache, zu reden und unsere Probleme mit anderen auszutauschen, wird daher zu einem wertvollen Instrument, um um eine an unsere Bedürfnisse angepasste Hilfe zu bitten und sie auch zu bekommen.

Selbsthilfegruppen und Therapie: Reden ist heilend

Selbsthilfegruppen werden von Menschen gebildet, die freiwillig ein gewisses Problem miteinander teilen. In diesen Gruppen werden Geschichten und hilfreiche Tipps mit den anderen Teilnehmern ausgetauscht. Selbsthilfegruppen entstehen aus dem Kompetenzmodell heraus und die Prinzipien, die diese verfolgen, beruhen auf Kooperation, Gleichberechtigung und gegenseitiger Hilfe.

Neue soziale Bindungen knüpfen zu können, ermöglicht uns angesichts schwieriger Situationen, unsere natürlichen Werkzeuge, die jeder Mensch besitzt und die vielleicht momentan nicht auf wirkungsvolle Weise eingesetzt werden, zu optimieren. Einen Fachmann aufzusuchen, lässt eine starke Verbindung entstehen, die dazu beitragen kann, verloren gegangene Fähigkeit zu stärken. Im Hinblick darauf konnte man beobachten, dass es für viele Menschen sehr hilfreich ist, zu reden, zuzuhören und ihre Erfahrungen mit Menschen auszutauschen, die eine ähnliche Situation durchmachen.

In Selbsthilfegruppen wird eine besondere Gesprächsweise gefördert: Sie gibt Problemen, Niederlagen, Sorgen und Gefühlen Platz. Auf diese Weise stellen die Mitglieder einer Selbsthilfegruppe fest, dass ihre Reaktionen normal sind und von anderen Menschen geteilt werden, die selbst an einem ähnlichen Punkt stehen oder gestanden haben. Somit werden Glaubenssätze und positive Einstellungen gefördert, sodass die Umstände als weniger bedrohlich wahrgenommen werden.

Personen bilden einen Kreis und halten sich an den Händen

Manche Menschen begeben sich in Therapie, wenn ein Ereignis oder ein Zusammenspiel von Ereignissen von ihnen als traumatisch erlebt wurde, sie eine seelische Verletzung davongetragen haben, die ihnen ihr derzeitiges Leben erschwert. In diesen Fällen geschieht es häufig, dass sich Betroffene nicht dazu in der Lage fühlen, das in ihr Unterbewusstsein verschobene Erlebnis auszudrücken. Ein Teil der therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Menschen erfordert deshalb, das Ereignis in Worte zu fassen, es mitzuteilen und die Erfahrung als Teil der Persönlichkeit zu integrieren. Im Endeffekt besteht diese Arbeit darin, die Bedeutung, die dem traumatischen Erlebnis zugemessen wurde, zu rekonstruieren, was es ermöglicht, die Selbstwahrnehmung und somit auch die zugehörigen kognitiven Schemata zu organisieren.

Welche Vorteile es hat, mehr als nur eine Sprache zu sprechen

Mehr als nur eine Sprache zu beherrschen, ist nicht nur ein positiver Aspekt, wenn man sich mit anderen verbinden will, sondern dieses Wissen ist auch vorteilhaft für unsere mentale Gesundheit. Hier ein paar der Vorteile, zwei- oder mehrsprachig zu sein:

  • Es erweitert die Wahrnehmung.
  • Es hilft dabei, bestimmte Informationen schneller zu verarbeiten.
  • Es hilft dabei, Entscheidungen durchdacht zu treffen und Lösungen zu finden.
  • Es verzögert den natürlichen Verfall wichtiger kognitiver Fähigkeiten, wie der Gedächtnisleistung.
  • Es wirkt wie ein Schutzmechanismus gegen Morbus Alzheimer und andere Formen der Demenz.
Vier Freunde trinken zusammen Kaffee und plaudern

Jeder spricht mit sich selbst

Es gibt immer noch dieses Klischee, dass Menschen, die mit sich selbst sprechen, ein bisschen verrückt seien. Doch im Grunde genommen spricht jeder mit sich selbst, wir lassen uns aufbauende Worte zukommen oder machen uns Vorwürfe. Alles, was wir zu uns selbst sagen, hat einen direkten Einfluss darauf, wie wir uns fühlen und wie wir uns verhalten. So wie eine Gruppe ihren Mitgliedern mithilfe von Botschaften, die innerhalb der Gruppe ausgetauscht werden, Kraft geben kann, besitzen auch unsere Selbstgespräche die Macht, unser Wohlbefinden zu beeinflussen.

Viele Psychologen sagen, dass wir oftmals Selbstgespräche führen, weil wir das Bedürfnis verspüren, zu bewerten, was uns widerfährt. Daher wäre es ratsam, uns unserer Verantwortung für unsere Gefühle bewusst zu werden und zu versuchen, anhand von Beispielen jene Sätze zu hinterfragen, die wir uns sagen und die nicht zutreffen: „Bin ich eine Katastrophe? Bin ich wirklich zu nichts nutze?“

„Nicht nur das, was uns passiert, beeinflusst uns, sondern auch das, was wir uns angesichts unserer Erlebnisse selbst sagen.“

Epiktet

So wie uns viele Aktivitäten und natürliche Handlungsweisen ein gutes Gefühl geben, wie zum Beispiel Sport zu treiben oder zu lesen, ist auch das Reden eine mächtige Quelle für unser Wohlbefinden – wenn wir unsere Bedürfnisse zum Ausdruck bringen, uns durchsetzen, Hilfe anbieten, wenn wir jemandem sagen möchten, dass wir ihm zuhören, wenn wir eine Entscheidung treffen müssen, etc. Hast du dich schon mal gefragt, was du alles mit Worten erreichen kannst?


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.