Empty-Nest-Syndrom: Wenn die Zeit gekommen ist, unsere Kinder ihren eigenen Weg gehen zu lassen

Empty-Nest-Syndrom: Wenn die Zeit gekommen ist, unsere Kinder ihren eigenen Weg gehen zu lassen

Letzte Aktualisierung: 23. Dezember 2016

Menschen, die du am meisten liebst, ziehen zu lassen, fällt nicht leicht, und noch weniger, wenn es sich dabei um deine eigenen Kinder handelt. Als Eltern wissen wir, dass unsere Kinder irgendwann einmal das Nest verlassen müssen, aber auch wenn wir glauben, dass wir auf diese Situation vorbereitet sind, ändert sich doch alles, wenn dieser Moment dann gekommen ist und unsere Welt wird vollkommen auf den Kopf gestellt.

Es ist vollkommen normal, dass wir traurig sind und es uns gewissermaßen wehtut, dass unsere Kinder ihren eigenen Weg gehen. Wir waren für sie verantwortlich, seit sie auf der Welt sind, wir haben ihnen so gut wie alles beigebracht, was wir über das Leben wissen, und wir waren an ihrer Seite, um ihnen zu helfen und sie zu unterstützen, wenn es notwendig war. Aber das wird sich ändern. Jetzt leben sie ihr eigenes Leben und sie werden unabhängig.

„Das Ziel besteht darin, loszulassen.“

Giusseppe Ungaretti

Es gibt viele Eltern, die diese Realität nicht wahrhaben wollen und dadurch haben sie große Probleme mit ihren Kindern. Auch wenn es schwerfällt, die Kinder ziehen zu lassen, müssen sie dennoch verstehen, dass ihnen diese Unabhängigkeit gut tut und Teil des Lebens ist. Wer das nicht wahrhaben will, der leidet unter dem sogenannten Empty-Nest-Syndrom.

Wenn es mir wehtut, mein Kind gehen zu lassen

Das Empty-Nest-Syndrom zeichnet sich durch ein Gefühl tiefer Traurigkeit und Einsamkeit aus. Eltern sind in diesem Fall nicht dazu in der Lage, ihre Kinder ihren eigenen Weg gehen zu lassen und in ihrem Leben macht sich Angst breit. So sehr sie auch dachten, dass sie auf diesen Moment vorbereitet wären, sind sie es doch überhaupt nicht. In ihrem Inneren sträuben sie sich mit jeder Faser ihres Seins dagegen, diese Veränderung zu akzeptieren.

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Heutzutage scheint diese Situation ein anderes Ausmaß angenommen zu haben. Junge Erwachsene verlassen ihr Nest erst später und manche verlassen es sogar niemals. Die wirtschaftliche Situation oder die Bequemlichkeit, weiterhin mit den Eltern zusammenzuleben, führt dazu, dass Eltern nicht das Bedürfnis verspüren, sich darauf vorzubereiten, dass ihre Kinder „flügge“ werden. Sie glauben, dass ihre Kinder für immer bei ihnen bleiben werden.

Wenn du mehr als ein Kind hast, kann das unter Umständen nicht so schwierig sein. Ein Kind verlässt das Elternhaus zwar eines Tages, aber es kann sein, dass das andere noch in seinem Nest bleibt. Wenn du allerdings nur ein Kind hast, wird es für dich schmerzlicher sein, es ziehen zu lassen. Es ist dein einziges Kind und du möchtest es nicht verlieren. Es macht dir ja schon Angst, wenn es eine längere Zeit verreist ist und du somit von ihm getrennt bist.

Sein Kind seinen eigenen Weg gehen zu lassen, ist einfach, wenn man eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung geführt hat.

Was hier auch eine Rolle spielt, ist die Tatsache, wie stark die Verbindung zwischen dem Kind und seinen Eltern ist. Wenn wir zum Beispiel an eine alleinstehende Mutter denken, die ihr Kind allein großziehen musste, ist diese Bindung und die Abhängigkeit viel stärker als es der Fall wäre, wenn beide Eltern und vielleicht sogar Geschwister dagewesen wären. In diesem Fall hat sich die Mutter aber sehr auf das Kind gestützt und hat kein eigenes, vom Kind abgesondertes Leben geführt.

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Wenn Kinder ihren eigenen Weg gehen, ist das kein Verlust

Es ist für Eltern schwierig, mit dieser Situation fertigzuwerden, wenn sie sie als ein traumatisches Ereignis betrachten. Für sie bedeutet der Wunsch der Kinder, ihr Nest zu verlassen, dass sie sie verlieren werden und sie könnten sich in dem Moment nichts Schlimmeres vorstellen. Doch sie gehen einfach nur ihren eigenen Weg, so wie es auch ihre Eltern einst getan haben. Sie werden ihre eigene Familie gründen, aber sie werden trotzdem weiterhin da sein.

Natürlich ist es nicht das Gleiche, das Nest zu verlassen und in ein anderes Land zu ziehen, als sich ein eigenes Zuhause in der Nähe des Elternhauses zu suchen. Nichtsdestotrotz gibt es viele Eltern, die das Gefühl haben, dass sie ihre Kinder für immer verlieren, wenn sie nicht daheim wohnen bleiben. Daher ist es wichtig, die Sichtweise hinsichtlich der Unabhängigkeit der Kinder zu ändern und diese Situation nicht länger als einen Verlust anzusehen.

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Wenn man in einer Partnerschaft lebt, wird es viel leichter sein, über diese Situation hinwegzukommen. Du und dein Partner können die Gelegenheit nutzen, um zu verreisen, um euch erneut auf eure Beziehung zu konzentrieren und etwas zu erleben, das ihr euch bis dahin nicht erlaubt habt. So viele Eltern vergessen, sich um die eigene Beziehung zu kümmern, weil sie den Fokus zu sehr auf ihre Kinder legen. Doch das kann sich nun ändern.

Wenn du alleinstehend bist und du dich zu sehr auf dein Kind gestützt hast, dann stutze ihm nicht die Flügel oder löse bei ihm Schuldgefühle aus, weil es daheim auszieht. Geh mit deinen Freunden aus, unterhalte dich mit anderen, erfreue dich an deinem Leben, reise, lerne neue Menschen kennen, aber lass dein Kind sein Leben leben. Erinnere dich daran, dass auch du eines Tages von daheim weggegangen bist und setze dem Menschen, den du am meisten liebst, jetzt keine Grenzen.

Die Situation zu akzeptieren, ist sehr wichtig, damit ein gesunder „Abnabelungsprozess“ stattfinden kann.

Die Umstände sind nie dieselben, aber wir dürfen niemals versuchen, unsere Kinder für immer bei uns im Haus verweilen zu lassen. Wenn sie unabhängig werden möchten, versuche nicht, ihnen Steine in den Weg zu legen oder ihnen das Gefühl zu geben, dass sie etwas Falsches tun. Damit wirst du weder dir noch deinen Kindern gerecht und eure Beziehung könnte sehr darunter leiden.

Unsere Kinder ihren eigenen Weg gehen zu lassen, ist schwer, aber es ist ein Gesetz des Lebens. Früher oder später breiten wir alle unsere Flügel aus, um neue Erfahrungen zu machen, zu wachsen und manchmal um unsere eigene Familie zu gründen. Unser größtes Hab und Gut ziehen zu lassen, ist kein Synonym für Verlust und es bedeutet auch nicht zwangsläufig Einsamkeit. Es bedeutet lediglich, dass sie wachsen, sich verändern und reifer werden. Und dass wir unser Leben neu gestalten können.

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