Emotionen verstehen und unsere Bedürfnisse erfüllen

Emotionen verstehen und unsere Bedürfnisse erfüllen
Maria Fabregat Giribet

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Maria Fabregat Giribet.

Letzte Aktualisierung: 01. Mai 2023

Jeder hat unterschiedliche Bedürfnisse, wie Maslow in seiner Pyramide verdeutlicht hat. Einige unserer Bedürfnisse sind grundlegend, wie Essen und Sicherheit, während andere zum Beispiel mit Beziehungen zu tun haben, wie Zuneigung und Anerkennung. Unsere Emotionen helfen uns, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, da sie es uns möglich machen, den Unterschied zwischen einer günstigen und einer ungünstigen Situation zu erkennen und so zu überleben. Sie ermutigen uns auch, mit anderen in Beziehung zu treten und mit ihnen zu kommunizieren.

Sie sind wie unsere unzertrennlichen Freunde, die wir mit in den Urlaub nehmen. Manchmal können wir uns jedoch von unseren eigenen Gefühlen genervt fühlen, also müssen wir unsere Emotionen verstehen und lernen, sie angemessen zu regulieren, um eine harmonischere innere Koexistenz zu erreichen.

Wir existieren und kommunizieren dank unserer Emotionen

Emotionen sind notwendig für unser Überleben. Eine ihrer primitivsten Aufgaben besteht darin, uns physiologisch auf das Handeln vorzubereiten. Auch viele Tiere zeigen emotionales Verhalten, das sich dadurch kennzeichnet, dass es besonders effektiv ist. Das heißt, es gibt bestimmte Emotionen, die uns dazu veranlassen, sofort aktiv zu werden. Dies ist vielleicht der erste Weg, auf dem Emotionen uns helfen, unsere Bedürfnisse zu erfüllen.

Nehmen wir ein Beispiel. Wenn du Angst verspürst, während du auf eine Schlange blickst, wird dein Körper schon reagieren, bevor du überhaupt darüber nachdenken kannst, ob sie giftig sein könnte oder nicht. In diesem Fall erhöht sich deine Herzfrequenz, um mehr Blut zu den Muskeln zu schicken, sodass du der möglichen Gefahr entkommen kannst. Wenn du schnell aus einer Situation fliehen musst, kannst du auf diese Weise schneller handeln, ohne durch zu langes Nachdenken Zeit zu verlieren.

Eine traurige Frau, aus deren Kopf ein dichter Wald entsteht

Unsere Emotionen vermitteln auch anderen, wie wir innere und äußere Reize wahrnehmen und interpretieren. Wir kommunizieren dies in der Regel nonverbal. Diese Art der Kommunikation ist schneller, natürlicher und intuitiver als ihr verbales Pendant. Dies bedeutet, dass, auch wenn es nicht unsere Absicht ist, unsere Emotionen andere beeinflussen können.

Emotionen führen uns, weil sie uns wertvolle Informationen über die jeweilige Situation geben. Sie können uns helfen, zu verstehen, ob wir die Situation mögen oder nicht. Je nachdem, wie wir uns fühlen, halten sie uns also dazu an, die Erfahrung irgendwann zu wiederholen oder in Zukunft vermeiden. Emotionen sind wie ein interner Kompass, der uns hilft, uns zu orientieren, und zu erkennen, was wirklich wichtig ist.

Emotionen helfen uns, unsere Bedürfnisse zu erfüllen

Eine Emotion ist niemals vollkommen positiv oder negativ. Einige von ihnen erweisen sich jedoch als großartig (wie z. B. Freude und Glück) und andere, nun, andere sind eben nicht so angenehm (wie Angst, Traurigkeit oder Wut). Jede einzelne Emotion hat aber einen Zweck. Sie sind alle berechtigt und notwendig. Sie sind unsere Weggefährten, sie werden überall hin mit uns gehen und uns sagen, was wir brauchen. Lass uns ein paar Beispiele betrachten:

  • Wut: Wir fühlen uns in Situationen wütend, vielleicht in Momenten, in denen wir unsere Rechte nicht durchsetzen können und unfair behandelt werden. Wir müssen dann Grenzen setzen und uns schützen.
  • Traurigkeit: Wir sind traurig, wenn wir den Verlust einer Person, eines Objekts, eines Arbeitsplatzes o. Ä. erleben.
  • Angst: Wir erleben Angst in einer gefährlichen Situation, da wir das Verlangen nach einem Gefühl des Schutzes und der Sicherheit haben.
  • Freude: Gute Erfahrungen, Gewinne, Erfolg bei der Arbeit oder in der Schule und viele andere Ereignisse bereiten uns Freude. In der Regel möchten wir dieses Gefühl mit anderen Menschen teilen.

Wenn du keine Wut empfändest, würdest du dich vor anderen schützen? Wenn du nie traurig wärst, könntest du dann lernen, wie man mit Verlusten fertig wird? Wie könntest du wissen, dass dir Gefahr droht, wenn es keine Angst gäbe? Könntest du wissen, was dich glücklich macht, wenn es die Freude nicht gäbe? Deine Gefühle sind aus einem bestimmten Grund da – lasse sie dich führen!

“Was notwendig ist, um eine Person zu verändern, ist, das Bewusstsein ihrer selbst zu ändern.”

Abraham Maslow

Ein rotes Herz steckt im Sand.

Emotionen verstehen und regulieren – vier Strategie

Auch wenn es für die Emotionen selbst völlig in Ordnung ist, dich zu führen, stelle dabei jederzeit sicher, dass sie den richtigen Weg mit dir gehen. Lass dich nicht von Impulsen mitreißen und achte auch auf deine Gedanken. Du solltest dich von deinen Emotionen nicht vollkommen überwältigen lassen, sondern gleichzeitig deinen Verstand auf Kurs halten. Deshalb ist es wichtig, zu lernen, sie zu regulieren.

Die folgenden vier Strategien helfen dir, dies zu erlernen:

Identifizieren

Dir deiner empfundenen Gefühle zunächst einmal bewusst zu sein, wird dir in jedem Fall helfen. Nehmen wir ein sehr einfaches Beispiel, um dies deutlich zu machen: Das Wissen um die Unterschiede zwischen Traurigkeit und Wut ist genauso wichtig wie die Kenntnis darum, ob die betreffende Emotion aus der Situation heraus entstand oder die Folge einer Überlegung war. Diese Unterscheidungen werden dir helfen, angemessen zu handeln.

Darüber hinaus kann dir das Bewusstsein um deine Emotionen dabei helfen, die Emotionen anderer Menschen zu erkennen. Das wird dich ihnen gegenüber einfühlsamer machen.

Tolerieren

Trotz der Tatsache, dass wir einige Emotionen, wie Traurigkeit oder Wut, eher negativ betrachten, ist es wichtig, ihnen gegenüber eine gewisse Toleranz zu erreichen, anstatt sie aus dem emotionalen Repertoire zu verbannen. Emotionen kommen und gehen, das ist ein fließender Prozess. Wenn du jetzt traurig bist, bedeutet das nicht, dass du für immer traurig bleiben müsstest oder dass du generell eine traurige Person wärst. Versuche, deine Gefühle nicht zu blockieren oder zu unterdrücken; höre ihnen zu, fühle sie und lerne, mit ihnen umzugehen.

Selbstregulieren

Grundsätzlich sind wir alle in der Lage, uns selbst zu regulieren. Lass deine Gefühle nicht einfach verschwinden, wenn sie dir nicht guttun, sondern unternimm etwas gegen sie! Gib dein Bestes, damit negative Gedanken deinen Geist verlassen und du dich stets auf das Positive konzentrieren kannst. Lenke dich ab oder tue etwas, das du magst, um die Intensität dieser unangenehmen Emotionen zu verringern. Arbeite an dir selbst und lerne, deine Impulse zu kontrollieren. Auf diese Weise wirst du auf dich selbst aufpassen und dein Wohlbefinden verbessern.

Äußere dich und kommuniziere

Abgesehen davon, dass du deine eigenen emotionalen Ressourcen hast, solltest du deine Gefühle auch deinen Mitmenschen anvertrauen. Emotionen müssen geteilt werden. Vertraue anderen und lasse sie wissen, wie du dich fühlst und was du brauchst.

Ein modernes Gemälde zeigt zwei Personen, von denen eine ein Herz im Kopf hat.

Zusammengefasst lässt sich Folgendes festhalten: Emotionen helfen uns, unsere Bedürfnisse zu erfüllen und zeigen uns, wie wir handeln können. Sie sind unglaublich wertvoll, da wir nur mit ihnen überleben und mit anderen kommunizieren können. Wir verspüren zuerst unsere Emotionen und entscheiden dann, was wir mit ihnen anstellen sollen. So können wir für unsere eigenen Handlungen auch die Verantwortung übernehmen. Lass uns eins werden mit unseren Gefühlen!

“Kontrolliere deine Gefühle oder sie werden dich kontrollieren.”

Chinesisches Sprichwort


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.