Ein Brief für Tage, an denen du traurig bist
Wenn du dich dazu entschließt, diesen Brief zu lesen, dann, weil die Tage, an denen du traurig bist, gerade die Oberhand gewinnen oder schon gewonnen haben. Vielleicht hast du die Hoffnung verloren, bist zu oft enttäuscht worden oder dein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Was auch immer der Grund dafür ist, du sagst dir: “Ich bin traurig und weiß nicht, was ich dagegen tun kann.”
Bevor wir mit diesem Thema fortfahren, möchte ich dich dazu einladen, dass du dir ein gemütliches und angenehmes Plätzchen suchst, um diese Zeilen zu lesen. Einen Rückzugsort, an dem du ganz für dich bist. Dann möchte ich, dass du für einige Sekunden lang die Augen schließt, tief einatmest und beginnst, diesen Brief zu lesen, wenn du bereit dafür bist. Nimm dir alle Zeit der Welt, den nachstehenden Zeilen ganz in Ruhe zu folgen und denke über jedes Wort nach. Bist du bereit?
Du hast das Recht, traurig zu sein
Das Leben ist nicht immer einfach. Du bist es leid, zu kämpfen, ein Lächeln vorzutäuschen, obwohl deine Seele dich darum bittet, zu weinen, und mit allen gut auszukommen. Deiner Traurigkeit eine fröhliche Maske aufzusetzen gehört zu deiner alltäglichen Routine, und indem du dein Unwohlsein bis jetzt verleugnet hast, konntest du weitermachen. Aber das geht jetzt nicht mehr, du kannst einfach nicht mehr. Deine Unlust ist so groß, dass du nicht einmal mehr dazu in der Lage bist, zu heucheln, dass es dir gut geht. Das bereitet dir vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen, denn du glaubst, anderen nicht mehr gerecht werden zu können.
Dann wisse: Du hast das Recht, zusammenzubrechen. Du hast das Recht, zu weinen, vor Schmerzen zu schreien und nicht lächeln zu wollen, wenn dir nicht danach ist. Hin und wieder ist das Leben schwer und es trifft uns schlagartig mit voller Wucht. Es ist weder deine Pflicht, dass es dir immer gut geht, noch musst du dir eine Maske aufsetzen, um das deine Mitmenschen glauben zu lassen. Du darfst nicht vergessen, dass auch Masken dir Wunden zufügen können, denn sie verbergen dich und durch sie kannst du zu einem anderen Menschen werden, indem du dich selbst hinters Licht führst.
Weine an deinen traurigen Tagen, wenn du das brauchst, oder schreie, wenn du nicht mehr kannst. Es ist besser, deine Gefühle zum Ausdruck zu bringen, als sie in dich hineinzufressen und eines Tages daran zu erkranken.
Ganz egal, warum du traurig bist, erlaube dir, deine Traurigkeit zu spüren, um dich jedes Mal von all dem emotionalen Schmerz zu befreien, den du in dir trägst, wenn er anklopft. Ihn zu akzeptieren ist die einzige gesunde Weise und angemessene Form, mit ihm umzugehen, um nach und nach die Brücke hin zu deinem Wohlbefinden wieder aufzubauen.
Aber du darfst nicht vergessen, dass traurig zu sein mit Erinnerungen zu tun hat. Und auch wenn das nützlich ist, musst du dagegen ankämpfen, wenn dein ganzes Leben von deiner Traurigkeit betroffen ist. Denn auch wenn du nicht dafür verantwortlich bist, wie du dich fühlst, bist du dafür verantwortlich, was du daraus machst.
Umarme dich ganz fest
Von nun an sollst du deine Ängste hinter dir lassen und gleichzeitig den Mut dafür aufbringen, dich nicht um jeden zu kümmern. Sei mutig genug, um dich mit dir selbst auszusprechen und zu entdecken, wo du gerade im Leben stehst. Schaue in den Spiegel und gib dir all die Liebe, die du dir so oft vergisst zu schenken, um deine wunderschöne Authentizität wiederherzustellen. Ich rede von deiner Authentizität, die du für das Wohl anderer zurückgestellt hast. Habe keine Angst. Das Beunruhigendste, was du entdecken kannst, ist eine dir unbekannte Person.
Wenn sie dir unbekannt ist, dann umarme sie, umarme dich. Um die eigene Mitte wiederzufinden, gibt es kein besseres Heilmittel, als die Wärme, sich geliebt zu fühlen. Und das hast du schon eine ganze Zeit lang nicht mehr gemacht. Gehe liebevoll mit dir um, sei frei von Urteilen und Kritiken, um all die durch die Traurigkeit zerbrochenen Teile wieder zusammenzufügen und versuche, sie zu verstehen.
Dafür möchte ich, und darum bitte ich dich inständig, dass du bitte damit aufhört, dich selbst schlecht zu behandeln. Ganz gleich, was passiert ist, wenn du dich immer wieder niedermachst, auch wenn nur in Gedanken, führt das lediglich dazu, dass deine Wunde stärker blutet.
Es wird dir eine große Hilfe sein, dir deine Fehler, die Situationen, in denen du es nicht besser wusstest, und die Male, in denen du nicht einmal wusstest, was du tun solltest, zu verzeihen. Niemand kommt auf diese Welt und weiß alles. Deine Fehler sind Teil deines Lernprozesses. Bestimmt hast du aus jedem Fehler etwas gelernt, dir ist es nur nicht aufgefallen. Zumindest kannst du daraus lernen, dass die Art und Weise, etwas zu tun, nicht die richtige war. Und jeder von uns schließt doch gern aus, was falsch ist, oder? Jedes Mal, wenn wir das tun, gehen wir einen Schritt nach vorn.
Du solltest auch deine geliebten „Warums“ einmal beiseitelassen: „Warum musste das mir passieren?“, „Warum ist es immer das Gleiche?“, oder, „Warum hat jener Mensch sich mir gegenüber so verhalten?“ Dadurch rutschst du nur in eine ausweglose Spirale, die deiner Seele zu schaffen macht.
Somit wirst du es akzeptieren, denn dahinter stecken Rechtfertigungen, Erklärungen und Gründe jeglicher Art von Gefühlen und Verantwortungen. Wenn du davon ablässt, werden deine traurigen Tage auch nicht länger Routine sein. Wenn du möchtest, kannst du nach dem W ie, Was, Wann oder Wofür fragen, da das wesentlich konstruktiver und heilender ist, vertraue mir.
Nachdem du dich umarmt und nachgedacht hast, ist der Moment gekommen, dich erneut im Spiegel anzusehen, um anzuerkennen, wer du in Wahrheit bist. Schaue auf deine Augen, verbinde dich mit ihnen und während du das tust, solltest du diesen einfachen, aber wirkungsvollen Satz, bestehend aus nur drei Wörtern, sagen: „Ich liebe mich!“ Vielleicht bemerkst du, dass du zu lange darauf gewartet hast, dass dich jemand wertschätzt und dich so liebt, wie du es dir erhofft hast. Dadurch hast du vergessen, dass die einzige Person, die das machen konnte, immer an deiner Seite war: du.
Auf traurige Tage folgt Sonnenschein
Deine traurigen Tage brauchen es, dass du ihnen zuhörst, damit du sie verstehst. Nur wenn du das tust, können deine Wunden anfangen, zu heilen, und der Schmerz wird nach und nach verschwinden. Deine Traurigkeit zu verstehen, ist der Schlüssel, um weiterzumachen, und die Eigenliebe ist das stärkste Werkzeug, mit dem du das erreichen kannst.
Deine traurigen Tage helfen dir, dich von der Außenwelt abzukapseln und dich mit deinem Inneren zu verbinden.
Denn, obwohl der Sonnenschein nach deinen traurigen Tagen erst einmal nur in kleinen Sonnenstrahlen erscheint, um dich nicht zu blenden und damit du dich allmählich an seine Intensität anpassen kannst, liegt es an dir, die Sonnenstrahlen einzufangen, oder dich, ganz im Gegenteil dazu, unter einer Decke zu verkriechen, um sie nicht willkommen zu heißen. Ich schlage dir vor, dich zu trauen. Ich wünsche dir Kraft, damit du einmal mehr deine Traurigkeit fühlen und verstehen kannst. Deine Authentizität darf dabei aber nicht auf der Strecke bleiben.
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