Disney-Prinzessinnen, Schönheitsideale und Rollenbilder

Disney-Prinzessinnen sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Kindheit vieler Menschen und haben damit eine bedeutende Vorbildrolle.
Disney-Prinzessinnen, Schönheitsideale und Rollenbilder
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 09. April 2024

Disney-Prinzessinnen sind seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Kindheit vieler Menschen weltweit. Mit ihrem bezaubernden Charme, ihren Abenteuern und ihren unvergesslichen Geschichten haben sie Generationen von Kindern geprägt.

Doch hinter den funkelnden Kleidern und den märchenhaften Palästen verbergen sich auch tiefgreifende Botschaften über Schönheit, Beziehungen und die Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Ihr Einfluss erstreckt sich weit über die Leinwand hinaus, deshalb tragen die Schöpfer dieser Figuren und Geschichten eine immense Verantwortung: Sie können mit ihren Filmen Stereotypen verstärken oder Vorurteile abbauen und maßgeblich zur psychosozialen Entwicklung von Kindern beitragen. Wir vertiefen uns heute in dieses Thema.

Disney-Prinzessinnen früher und heute

die kleine Meerjungfrau und Merida aus Legende der Highlands - zwei grundverschiedene Disney-Prinzessinnen
Ariel aus Die kleine Meerjungfrau verändert ihren Körper aus Liebe, während Merida aus Legende der Highlands (Brave) sich weigert, zu heiraten.

Disney wird häufig kritisiert, Geschlechterstereotypen und eine bestimmte Vorstellung von romantischer Liebe zu fördern, die Frauen in ihrer traditionellen Rolle festhält. Adaptionen klassischer Märchen, wie Die kleine Meerjungfrau oder Die Schöne und das Biest, stehen dabei im Fokus der Diskussion.

Die Disney-Prinzessinnen werden oft als süß, fürsorglich, schön und schlank dargestellt. Einige zeigen zwar Anzeichen von Selbstbewusstsein – zum Beispiel Belle mit ihrer Liebe zum Lesen oder Jasmin, die aus dem Palast flieht – doch oft verblasst dieses, sobald der Höhepunkt der Geschichte erreicht ist. In vielen Fällen ist es der männliche Co-Protagonist, der am Ende das Problem löst und die Prinzessin rettet.

Wenn die Lösung der Geschichte in der Verantwortung der Prinzessin liegt, geschieht dies eher durch Selbstaufopferung als durch aktiven Kampf, wie bei Rapunzel in Rapunzel – Neu verföhnt. Merida (Legende der Highlands) und Anna (Frozen) sind selbst für die Lösung ihrer Probleme verantwortlich. Dennoch bleibt die Frage des Körperbildes weiterhin ungeklärt, wie in einem Artikel aus der Zeitschrift Educational Specialist diskutiert wird.

Die jüngste Generation von Disney-Prinzessinnen scheint etwas mehr Engagement zu zeigen, die typisch weibliche Rolle steht nicht mehr im Vordergrund, es geht mehr um Selbstliebe und Familie. 

Disney-Prinzessinnen: Einfluss auf die Entwicklung von Kindern

Studien über den Einfluss von Disney-Prinzessinnen auf die psychosoziale Entwicklung von Kindern konzentrieren sich vorwiegend auf drei Hauptbereiche: Selbstwertgefühl, die Übernahme geschlechtsstereotyper Verhaltensweisen und das Körperbild. Wir gehen anschließend näher auf diese Bereiche ein.

Selbstwertgefühl

Eine in der Zeitschrift Child Development veröffentlichte Studie ergab interessante Daten über den Einfluss des audiovisuellen Konsums von Disney-Filmen. Unter anderem zeigte sich ein Anstieg des Selbstwertgefühls bei Jungen, der deutlich höher war als bei Mädchen.

Dies lässt sich durch die Identifikation mit den männlichen Charakteren erklären, die starke und entschlossene Eigenschaften aufweisen. Weiterhin wurde eine Zunahme ihres prosozialen Verhaltens festgestellt, ein Aspekt, der laut den Forschern weiter untersucht werden sollte. Bei Mädchen stellte die einjährige Studie keinen signifikanten Einfluss auf das Selbstwertgefühl fest.

Geschlechterstereotypen

In dem bereits zitierten Artikel stellten die Forscher fest, dass Mädchen ein Jahr nach dem häufigen Konsum von Filmen oder Produkten mit Disney-Prinzessinnen stereotype geschlechtsspezifische Verhaltensweisen zeigten. Sie lehnten beispielsweise “Spielzeug für Jungs” eher ab und vermieden, sich beim Spielen schmutzig zu machen.

Obwohl die Prinzessinnen der zweiten Ära (die kleine Meerjungfrau, Belle, Aladdin, Pocahontas und Mulan) bereits stereotype männliche Eigenschaften wie Konfliktlösung oder Unabhängigkeit aufweisen, behalten sie dennoch alle typisch weiblichen Verhaltensweisen bei. Der Einfluss nimmt also ab, verschwindet aber nicht vollständig.

Prinzessin auf einem Pferd spricht mit einem Prinzen
Das Bild der klassischen Disney-Prinzessinnen fördert stereotype Verhaltensweisen.

Körperbild

Disney-Prinzessinnen entsprechen stereotypen Schönheitsstandards: Schlankheit, perfekte Körperproportionen, lange Wimpern… Die fehlende Körpervielfalt schafft eine Assoziation zwischen dem Guten und dem Schönen, wie aus einer in der Fachzeitschrift Journal of the Applied Social Psychology veröffentlichten Studie hervorgeht. Darin beschreiben die Autoren, dass Kleinkinder, die Material mit einer hohen ästhetischen Komponente ausgesetzt waren, das Verhalten ihrer Altersgenossen positiver bewerteten, wenn sie diese als schön empfanden.

Was die Auswirkungen auf das Körperbild angeht, gibt es widersprüchliche Daten. Die meisten Studien deuten darauf hin, dass es keine negativen Auswirkungen auf das Selbstbild und das Körperselbstwertgefühl gibt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese Daten längsschnittlich sind, d. h. sie erstrecken sich nicht über das Jahr der Erhebung hinaus und sind daher nicht schlüssig.

Die Bedeutung der Erziehung

Stereotype weibliche Verhaltensweisen wie Fürsorge und Freundlichkeit sind nicht schlecht, kritisches Denken, analytische Fähigkeiten und andere Aspekte dürfen jedoch nicht vernachlässigt werden. Natürlich dürfen die Disney-Prinzessinnen nicht allein für bestimmte Rollenbilder verantwortlich gemacht werden. Vielmehr spielt die Erziehung in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle, doch auch die Medien müssen Verantwortung übernehmen.

Mädchen müssen wissen, dass sie stark sein können, wie Mulan, begeisterte Leserinnen sein können, wie Belle, und auch die Intensität ihrer Gefühle wie Elsa zulassen dürfen. Wir müssen positive Werte fördern und Kindern helfen, kritisch mit den Botschaften umzugehen, die solche Figuren und andere Vorbilder vermitteln.

Letztendlich kann die Auseinandersetzung mit Disney-Prinzessinnen eine Gelegenheit sein, um wichtige Diskussionen über Geschlechterrollen, Selbstbild und soziale Normen zu führen. Es liegt an uns, diese Gelegenheit zu nutzen, um eine Welt zu schaffen, in der Kinder unabhängig von Geschlecht und äußerem Erscheinungsbild in der Lage sind, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und selbstbewusste, mitfühlende und starke Individuen zu werden.


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