Diskriminierende Reize in der Psychologie

Diskriminierende Reize bestimmen zwar nicht unser Verhalten, aber sie beeinflussen es.
Diskriminierende Reize in der Psychologie
Sharon Laura Capeluto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sharon Laura Capeluto.

Letzte Aktualisierung: 24. Juni 2024

Der Begriff “diskriminierende Reize” bezieht sich in der Psychologie auf spezifische Hinweisreize in unserer Umwelt, die uns Informationen darüber geben, wann bestimmte Handlungen angebracht sind und wann nicht. Diese Reize spielen eine entscheidende Rolle in der Verhaltenssteuerung und ermöglichen es uns, uns in unserer Umgebung zurechtzufinden und adäquat zu reagieren.

Diskriminierende Reize können in verschiedenen Kontexten auftreten: in Form von visuellen Signalen wie Ampelfarben im Verkehr, akustischen Signalen wie einer Türklingel oder olfaktorischen Signalen wie dem Geruch von Essen, der uns signalisiert, dass es Zeit für eine Mahlzeit ist.

Im Rahmen der Lernpsychologie sind diskriminierende Reize eng mit der klassischen und operanten Konditionierung verbunden, da sie helfen, die Assoziation zwischen bestimmten Situationen und den entsprechenden Verhaltensweisen zu festigen.

Wir beleuchten nachfolgend grundlegende Konzepte und die Bedeutung diskriminierender Reize in der Psychologie.

Diskriminierende Reize

Der Begriff “diskriminierende Reize” ist entscheidend in der operanten Konditionierung, einem Prozess, der Reize, Verhaltensweisen und Konsequenzen miteinander verbindet. Der diskriminierende Reiz signalisiert, wann es angemessen ist, eine bestimmte Handlung auszuführen, um eine Belohnung zu erhalten oder eine Bestrafung zu vermeiden.

Dieses Signal kann verschiedene Formen annehmen: unter anderem Wörter, Symbole, Schalter, Zeichen oder Ereignisse. In der ABA-Therapie (Applied Behavior Analysis) ist das Verständnis des ABC-Prozesses zentral für die Funktionsweise von diskriminierenden Reizen:

  • A (Antecedent): Bezieht sich auf das Symbol, Ereignis oder die Situation, die vor einer spezifischen Verhaltensweise auftritt, z. B. das Sehen von dunklen Wolken und das Hören von Donner (diskriminierender Reiz).
  • B (Behavior): Darunter versteht man die spezifische Reaktion auf den vorangehenden Reiz, z. B. das Mitnehmen eines Regenschirms beim Verlassen des Hauses.
  • C (Consquence): Hier geht es um die Auswirkung des Verhaltens und die zukünftige Wiederholung, z. B. das Trockenbleiben während eines Regenschauers.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diskriminierende Reize allein keine unmittelbare Reaktion auslösen, sondern vielmehr darauf hinweisen, was möglicherweise geschehen könnte, je nachdem, ob eine bestimmte Handlung ausgeführt wird oder nicht. Diese Reize lösen ein bestimmtes Verhalten aus, aber andere Faktoren wie persönliche Vorlieben und Erfahrungen spielen ebenfalls eine Rolle. Die dunklen Wolken warnen dich nur: “Wenn es regnet und du keinen Regenschirm dabeihast, wirst du wahrscheinlich nass.”

Alltägliche Beispiele

Unser Alltag ist reich an diskriminierenden Hinweisen, die uns unauffällig dazu veranlassen, bestimmte Handlungen auszuführen:

  • Dein Haustier springt und bellt, wenn du nach seiner Leine greifst, weil es weiß, dass ein Spaziergang bevorsteht.
  • Im Restaurant bringt dir der Kellner die Rechnung, was dir signalisiert, dass es Zeit ist, zu bezahlen.
  • Eine Kalenderbenachrichtigung erinnert dich an ein bevorstehendes Kundengespräch, auf das du dich vorbereiten musst.
  • Die Ampel wird rot, deshalb hältst du an, um einen Unfall oder einen Strafzettel zu vermeiden.
  • Ein Schild im Park warnt davor, den Rasen zu betreten, um Schäden zu vermeiden.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie diskriminierende Reize in unserem täglichen Leben wirken.

Ein Delta-Reiz in der Psychologie ist ein Signal, das anzeigt, dass eine bestimmte Handlung nicht verstärkt wird, wenn sie ausgeführt wird.

Diskriminierende Reize und Delta-Reize

Der Behaviorismus ist eine psychologische Strömung, die sich auf das beobachtbare Verhalten und dessen Wechselwirkung mit der Umwelt konzentriert. Innerhalb dieses Rahmens spielen Reize eine entscheidende Rolle, wobei unterschiedliche Arten wie diskriminierende, evozierende, verstärkende, konditionierte, unkonditionierte und Delta-Reize unterschieden werden.

Der diskriminierende Reiz signalisiert, wann eine bestimmte Handlung ausgeführt werden soll, um eine Verstärkung zu erhalten. Im Gegensatz dazu gibt der Delta-Reiz an, wann die gleiche Handlung nicht verstärkt wird. Zum besseren Verständnis: Stelle dir vor, du hörst beim Hausputz Musik (diskriminierender Reiz). Wenn du jedoch nicht putzt, bleibt es still (Delta-Reiz), was anzeigt, dass keine Verstärkung folgt. Wenn du keine Musik hörst, glaubst du deshalb, dass es nicht an der Zeit ist, zu putzen und du deshalb die damit verbundene Belohnung nicht erhältst.

Diese Erkenntnisse lassen sich praktisch nutzen, um das eigene Verhalten zu verbessern. Beobachte deine Reaktionen auf verschiedene Reize und identifiziere, welche dich zu positiven Handlungen motivieren und zu weniger wünschenswerten Verhaltensweisen führen. Gestalte dein Umfeld so, dass es die positiven Reize verstärkt und die negativen minimiert, um deine Gewohnheiten und dein Leben insgesamt zu optimieren.


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