Die Opioid-Epidemie in den Vereinigten Staaten
Seit 2012 grassiert in den USA eine Opioid-Epidemie. Weltweit haben die USA derzeit die höchste Zahl an Opioidkonsumenten.
Aus einem Bericht des Centers for Disease Control and Prevention (zu Deutsch: Zentren für Seuchenkontrolle- und prävention) geht hervor, dass im Jahr 2017 rund 72.000 Menschen an einer Opioidüberdosis (hauptsächlich aufgrund der Einnahme von Fentanyl und Heroin) starben.
Das heißt, in den USA sterben mehr Menschen an den Folgen des Drogenkonsums als an HIV, Schusswunden oder Autounfällen.
Angesichts dieser wachsenden Krise hat die Drogenpolitik in Nordamerika nach neuen Strategien gesucht, um dieses Problem zu lösen. Dabei soll jedoch auf den ineffektiven Ansatz der “tough love”, der ‘harten Liebe’, verzichtet werden. Stattdessen möchte der Gesetzgeber Reformen im Rahmen eines Dialogs über den Drogenkonsum anstreben.
Anstelle einer auf Verbot und Kriminalisierung basierenden Drogenbekämpfungspolitik soll dieser Ansatz auf öffentlicher Gesundheitspflege, Psychologie und Menschenrechten beruhen. Wie wird das aussehen und was bedeutet das genau für die USA? In diesem Artikel werden wir näher darauf eingehen.
Die Opioid-Epidemie in den USA
In den USA hat der Krieg gegen Drogen nie aufgehört, er hat sich im Laufe der Zeit nur geändert. 1984 etablierte sich Crack auf dem amerikanischen Drogenmarkt. Diese Droge war vor allen in städtischen Gebieten bei Schwarzen und Latinos beliebt.
Zu dieser Zeit galt „Null Toleranz“. Selbst kleinere, kaum bedeutende Drogendelikte wurden sehr hart bestraft.
Schwarze und Jugendliche aus ärmeren Bevölkerungsschichten mögen Marihuana, aber sie neigen nicht dazu, Heroin zu nehmen. Sie sind damit aufgewachsen, die Drogenabhängigen auf ihrer Straße zu beobachten und wissen, was mit ihren Eltern in den 90ern und mit Crack passiert ist, und wollen diese Fehler nicht wiederholen.
Obwohl der Heroinkonsum in allen Bevölkerungsgruppen zugenommen hat, betrifft die aktuelle Opioid-Epidemie vor allem Weiße der Mittel- und Oberschicht.
Dazu kommt auch, dass die Einnahme von Fentanyl, einem synthetischen Schmerzmittel, zugenommen hat. Dies liegt hauptsächlich an der Tatsache, dass es in einem Labor hergestellt wird und einfacher zu transportieren ist. Allerdings ist es weitaus gefährlicher als einige andere Schmerzmittel, da es erheblich giftiger als Morphium und stärker als Heroin ist.
Opioide betäuben emotionale und körperliche Schmerzen
Eine der Ursachen der Opioid-Epidemie hat mit der unsachgemäßen Anwendung verschriebener Opioide wie Oxycodon und anderer Schmerzmittel zu tun. Drei von vier Heroinkonsumenten nahmen Opioide in Form von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln ein, bevor sie abhängig wurden.
Mehrere US-Bundesstaaten haben Pharmaunternehmen verklagt, weil sie die Verwendung dieser Art von Medikamenten gefördert haben sollen. Darüber hinaus werfen die Behörden den Unternehmen vor, sie hätten versucht, auf Ärzte Einfluss zu nehmen.
Da aber mittlerweile viele Menschen sensibilisiert sind und über die Ausmaße dieses Problems Bescheid wissen, verschreiben immer weniger Ärzte diese süchtig machenden Schmerzmittel.
Mangel an öffentlicher Gesundheitspflege, psychiatrische Probleme Jugendlicher und junger Erwachsener, endlose Listen schwerwiegender Probleme, mangelnde Belastbarkeit bei Frustration, frühere Opioidsucht usw. Es gibt so viele Faktoren, die für diese schreckliche Situation in Nordamerika verantwortlich sind. Es ist, als würden die Leute versuchen, das Geschehen um sie herum unterdrücken zu wollen, auch wenn die Folgen fatal sind.
Vor sechs Jahren waren verschreibungspflichtige Opioide für 80 % der Todesfälle durch Überdosierung verantwortlich. Heutzutage sind Heroin und Fentanyl an fast der Hälfte der Todesfälle schuldig.
Es gibt mehr als 2 Millionen Menschen, die von diesen chemischen Substanzen abhängig sind. Tatsächlich verhängte Präsident Donald Trump 2017 einen nationalen Gesundheitsnotstand aufgrund der Opioid-Epidemie.
Heroin in den USA hat verheerende Auswirkungen auf das gesamte Land
Auch Präsident Obama kämpfte während seiner Amtszeit gegen den Missbrauch von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. Er forderte die Gesundheitsdienstleister auf, die Anzahl der ausgestellten Rezepte für verschreibungspflichtige Opioide zu reduzieren. Doch stattdessen wurde Heroin aus Mexiko populär.
In Cabell County, West Virigina (USA), wird jedes zehnte Baby bereits mit einer Opioid-Abhängigkeit geboren. Florida ist einer der am stärksten von der Epidemie betroffenen Staaten. Dort starben 2016 nach inoffiziellen vorläufigen Berichten mehr als 4.000 Menschen an einer Überdosierung mit Opioiden.
In West Virginia haben Pharmaunternehmen zwischen 2007 und 2012 etwa 780 Millionen Schmerzmittel verkauft. Offizielle Zahlen sprechen demzufolge von mehr als 421 Tabletten pro Person.
Aufgrund der schwerwiegenden Anschuldigungen, die gegen die großen Pharmaunternehmen gemacht wurden, haben sich diese zusammengeschlossen. Gemeinsam weisen sie nun die Verantwortung für diese Krise von sich.
In anderen Bundesstaaten wie Maryland gibt der Gesetzgeber Sondermittel frei, die er normalerweise für Naturkatastrophen spart. In Kentucky kämpfen Polizei, Feuerwehr und sogar normale Bürger, um das Suchtproblem zu bekämpfen.
Gerade in Kentucky ist das Problem sehr ernst. Wenn ein Arbeitgeber eine Stelle ausschreibt und einen Drogentest verlangt, ist es gut möglich, dass viele der potenziellen Kandidaten nicht einmal auftauchen.
Wie wir sehen, sind die Folgen der Opioid-Epidemie in der US-amerikanischen Gesellschaft ziemlich dramatisch.
Neue Strategien gegen die Opioid-Epidemie
Nach dem Beispiel des Kampfes gegen Zigarettenunternehmer haben mehrere Staaten einige Pharmaunternehmen verklagt, wie wir bereits weiter oben erwähnt haben. Der Schwerpunkt hat sich also von der Kriminalisierung von Drogenkonsumenten auf die Kriminalisierung der Unternehmen verlagert, die die Drogen herstellen.
Die hohe Zahl der jungen Drogensüchtigen hat auch dazu beigetragen, das Problem stärker ins Blickfeld zu rücken. Eltern und Familien dieser besonderen Gruppe von Betroffenen engagieren sich für ihre Kinder. Sie haben es geschafft, die Behörden dazu zu bringen, verständnisvoller und mitfühlender auf diese Krise zu reagieren.
Derzeit werden 15 % des Budgets für die Schadensminderung bereitgestellt. Die Staaten werden sich darauf konzentrieren, den Zugang zu sauberen Spritzen und Naloxon, dem Medikament, das bei Überdosierung das Leben des Drogensüchtigen retten kann, leichter zugänglich zu machen.
Das Ausmaß der Opioid-Epidemie hat das Stigma, das mit Abhängigkeit verbunden ist, praktisch beseitigt. Das ist eine positive Entwicklung, aber es gibt noch so viel zu tun, bis dieses Problem ein für alle Mal gelöst wird. Aber Dinge kommen in Bewegung.