Die Lebenslinie - eine Technik um sich selbst besser kennenzulernen
In der Psychologie werden im therapeutischen Prozess eine Vielzahl von unterschiedlichen Techniken und Werkzeugen eingesetzt. Eine dieser Techniken zur Erlangung von Selbsterkenntnis und Selbstverständnis ist die Lebenslinie. Obwohl es sich hierbei um eine Technik mit humanistischen und systematischen Ursprüngen handelt, verwenden auch Psychologen verschiedenster Strömungen diese Methode, da sie uns viele Informationen über den Patienten oder Klienten liefert.
Jeder Mensch ist eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft – all das vereint sich in seiner Individualität. Ebenso sind wir alle eine Geschichte, eine Geschichte von dem, das uns bisher geschehen ist. Wir müssen wissen, wie wir die Kapitel anordnen und ihnen einen Sinn geben können. Es ist grundlegend, um als Mensch wachsen zu können, Vertrauen in sich selbst zu haben und sich selbst ganz ohne Komplexe zu akzeptieren.
Das Ziel dieses Beitrags ist es, zu verstehen, wie die Technik der Lebenslinie funktioniert und wann es sinnvoll ist, diese einzusetzen.
Wie funktioniert die Technik der Lebenslinie?
Die Grundfunktion dieser Technik ist die Analyse und Reflexion, das heißt, es ist keine Technik, bei der ein Ergebnis ganz einfach nur durch das “Ausführen” erzielt wird. Es bedarf eines analytischen und reflektierenden Aufwandes, damit ihre Wirkung zur Gänze zum Tragen kommt. So ist in erster Linie die Tatsache, unsere gesamte Lebensgeschichte (oder zumindest einen Teil davon) analysiert zu haben, ein wichtiger Schritt in die Richtung, die verschiedensten Emotionen, die damit verbunden sind, zu kanalisieren und zu steuern: jene, mit denen wir vielleicht schon lange leben, und solche, die wir auf unbewusste Art und Weise in uns tragen.
Sobald unsere Linie einmal erarbeitet ist, müssen wir genauer auf die Bedeutung der Elemente eingehen, das wir in dieser gezeichnet haben. Die Technik der Lebenslinie erfordert eine reflexive Analyse, die für gewöhnlich von Fragen geleitet wird, die lauten könnten: Was hat sich durch diese Erfahrung in mir geändert? Was habe ich in diesem Moment verloren oder gewonnen? Habe ich diese Erfahrung überwunden?
Mit all diesen Fragen können wir es schaffen, unsere Erlebnisse auf eine gesunde und vernünftige Art und Weise aufzuarbeiten und uns selbst auf diesem Wege ein bisschen besser kennen und verstehen zu lernen, da wir unsere Vergangenheit so auf konstruktive Weise mit unserer Gegenwart verbinden können.
Die besten Momente, um diese Technik anzuwenden
Die Lebenslinie kann in (fast) jedem Moment unseres Lebens angewendet werden, doch es ist besonders sinnvoll, sie zu Beginn eines therapeutischen Prozesses einzusetzen, oder um eine Phase der Verwirrung zu beenden. Auch ist die Lebenslinie immer dann eine sehr nützliche Technik, wenn man sich selbst besser kennenlernen will, um verstehen zu können, warum man in manchen Situationen so handelt, wie man handelt, und warum man sich so fühlt, wie man sich eben fühlt.
Auf der anderen Seite ist es nicht empfehlenswert, die Technik der Lebenslinie ohne professionelle Führung anzuwenden, wenn man schmerzhafte und traumatische Erfahrungen gemacht hat. Laut einer Studie, die an der Universität von Arizona (Arizona, USA) durchgeführt wurde, liegt dies daran, dass man während einer schmerzhaften Phase (beispielsweise als Reaktion auf einen schweren Verlust) auch Phasen der Depression beobachten kann. Dann ist es wahrscheinlich, dass sich der derzeitige Gemütszustand negativ auf das Ergebnis der Analyse auswirkt.
Wie man diese Technik ausführt: die Schritte, um sie umzusetzen
Um diese Technik umzusetzen, muss man, wie wir schon erwähnt haben, zwei wichtige Phasen durchlaufen: die Erstellung der Lebenslinie und die kritisch-reflexive Analyse. Somit benötigt man im ersten Schritt eigentlich nur Papier und Bleistift, um eine gerade Linie zu zeichnen. Im Folgenden beginnt man, die folgenden Punkte in chronologischer Reihenfolge einzuzeichnen:
1. Definiere und zeichne wichtige Ereignisse deines Lebens ein, wie zum Beispiel deine Geburt, die Geburt deiner Geschwister, deiner Cousins oder deiner Kinder, den Tod von Angehörigen, den Beginn einer Partnerschaft oder die Eheschließung usw. Für diesen Teil kannst du blaue Farbe verwenden.
2. Hebe auch jene Ereignisse hervor, die eine Veränderung mit sich brachten. Zum Beispiel: Wohnungswechsel, Beginn oder Ende des Studiums, eine lang ersehnte oder bedeutsame Reise etc. Du selbst bist die Person, die entscheiden muss, was wirklich wichtig war. Für diese Ereignisse in der Lebenslinie kannst du grüne Farbe verwenden.
3. An dieser Stelle ist es notwendig, all die Wendepunkte in deinem Leben auf der Lebenslinie zu markieren. Wir müssen verstehen, dass diese als Schlüssel für die Eröffnung von Phasen und zur Krisenbewältigung dienen, vorausgesetzt, sie werden richtig angenommen und ausgeführt. Du kannst die Farbe Rot für diese Einträge verwenden und ganz besonders jene Momente markieren, in denen du das Gefühl hattest, dass sie dich stärker gemacht haben.
4. Als letzten Schritt musst du dir noch Situationen des “Bruchs” aufzeigen. Wir beziehen uns hiermit auf Situationen, die ein Vorher und ein Nachher in deinem Leben markiert haben. Sie sind oft schwer zu beschreiben und ebenso traumatisch. Für solche Ereignisse kannst du die Farbe Schwarz oder irgendeine andere dunkle Farbe verwenden, die sich von den anderen abhebt.
Sobald du deine Lebenslinie gezeichnet hast, musst du einige Zeit dafür aufwenden, um die Auswirkungen, die jedes einzelne dieser Ereignisse, das du markiert hast, auf dein Leben hatte. Es ist besonders wichtig, dass du darüber hinausgehst, was du auf dieser Linie markiert hast und dass du dich auf die Konsequenzen der genannten Erlebnisse konzentrierst.
Sich selbst besser kennenlernen ist der notwendige erste Schritt, um sich über seine persönlichen Grenzen hinaus weiterzuentwickeln und diese zu überwinden. Nimmst du die Herausforderung an?
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Beyebach, M. (2010). 200 tareas en terapia breve. Barcelona: Herder.