Die bekanntesten griechischen Mythen
Die griechischen Mythen repräsentieren die antike Kultur und Glaubensvorstellungen, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben wurden. Heute staunen wir über die außergewöhnlichen Heldentaten und Göttergeschichten, die von der beflügelten Fantasie zeugen, mit der unsere Vorfahren versuchten, sich Naturphänomene, Schicksale und den Ursprung der Welt zu erklären.
Wir erinnern anschließend an die bekanntesten griechischen Mythen, die Teil unseres kollektiven Gedächtnisses bilden. Anfangs wurden sie mündlich weitergegeben und später von Homer und Hesiod beschrieben.
1. Der Mythos von Pandora
Zeus befahl Hephaistos, Pandora, die erste Frau, aus Erde und Wasser zu formen, die er verwenden wollte, um Prometheus zu bestrafen, der das Feuer gestohlen und den Menschen geschenkt hatte. Pandora erhielt von den Göttern und Göttinnen zu diesem Zweck verschiedene Fähigkeiten. So legte ihr unter anderem Hermes Lügen und betrügerische Worte auf ihre Brust.
Die für ihre Schönheit bekannte Pandora wurde zu Epimetheus, dem Bruder von Prometheus geschickt, der sie heiratete. Sie erhielt einen Krug mit auf ihre Reise, den sie unter keinen Umständen öffnen sollte. Allerdings hielt sie ihrer Neugierde nicht stand und öffnete den Krug. Damit verbreitete sie alle Übel auf der Welt: Alter, Müdigkeit, Krankheit, Wahnsinn, Laster und Leidenschaft. Die Hoffnung blieb jedoch zurück, bevor sie entkommen konnte. Dieser Mythos erklärt, warum es auf unserer Welt so viel Unglück gibt.
2. Der Flug des Ikarus
Dädalus war ein großer Erfinder, der am Hof von König Minos auf Kreta beschäftigt war. Er half Pasiphaë, der Gemahlin von Minos, sich mit dem weißen Stier zu vereinen, in den sie sich verliebt hatte. Aus dieser Verbindung ging der menschenfressende Minotaurus hervor, der auf der Insel für Chaos und Zerstörung sorgte. Minos beauftragte Dädalus und seinen Sohn Ikarus, ein Labyrinth zu bauen, um den Minotaurus einzusperren. Gleichzeitig wollte der König Dädalus bestrafen, der seiner Gemahlin beim Ehebruch geholfen hatte.
Ariadne, die Tochter von Minos, hatte sich in Theseus verliebt, der den Minotaurus töten wollte. Sie bat Dädalus um Hilfe, der Theseus Hinweise zur Verwendung des Ariadnefadens gab, um dem Labyrinth entkommen zu können. Als König Minos davon erfuhr, hielt er Dädalus und Ikarus im Labyrinth des Minotaurus gefangen.
Der erfinderische Held baute für seinen Sohn Ikarus und für sich selbst Flügel aus Federn und Wachs. Er warnte Ikarus, nicht zu hoch zu fliegen, denn die Sonne würde das Wachs schmelzen. Er sollte auch nicht zu tief fliegen, da das Wasser die Federn nass machen würde. Ikarus flog jedoch so hoch, dass die Sonne seine Flügel zerstörte und er ins Meer stürzte.
Der Mythos des Ikarus endet mit seinem Tod. Noch heute erinnert uns die Redensart “sich die Flügel verbrennen” an diese Geschichte. Ikarus wollte nicht auf seinen weisen Vater hören, er bezahlte seinen Stolz mit seinem Leben.
3. Die Geburt der Aphrodite
Aphrodite, die Göttin der Liebe, der Schönheit und des Verlangens, wurde Hesiod zufolge aus dem Schaum geboren, der sich bildete, nachdem Kronos seinem Vater Uranus das Geschlechtsteil abgeschnitten und ins Meer geworfen hatte. In der römischen Mythologie war die olympische Göttin unter dem Namen Venus bekannt. Der Künstler Sandro Botticelli verewigte diesen Mythos in einem seiner bekanntesten Werke: Die Geburt der Venus.
4. Der Mythos von Narziss
Der selbstsüchtige Narziss, Sohn des Gottes Kepheus und der Nymphe Liriope, war ein schöner Jüngling, er uns die Gefahren der Eitelkeit und der Selbstverliebtheit lehrt. Ovid erzählt die Geschichte von Narziss in seinen Metamorphosen. Der Wahrsager Tiresias hatte seine Eltern gewarnt: Narziss würde nur leben, solange er nicht über sich selbst nachdachte.
Viele Mädchen verliebten sich in den schönen Narziss, der jedoch ihre Liebe nicht erwiderte. Die Nymphe Echo war nach seiner Zurückweisung so frustriert, dass sie den Himmel um Rache bat. An einem heißen Nachmittag beugte sich Narziss über eine Quelle, um Wasser zu trinken. Er verliebte sich so sehr in sein eigenes Spiegelbild, dass er ertrank, als er versuchte, sich mit seinem Bild zu vereinen. Zurück blieb nur eine Blume mit weißen Blütenblättern. Die Narzisse erinnert uns auch heute noch an diese Geschichte.
5. Der Mythos von Prometheus
Prometheus aus der Familie der Titanen beschützte die Menschheit vor dem Hass der Götter. Der Göttervater Zeus hatte mit Poseidon und Hades eine Gruppe von Titanen besiegt und forderte regelmäßig Opfertiere von den Menschen, was Prometheus zu verhindern versuchte. Er wollte Zeus täuschen, indem er ihm Knochen statt eines Stieres opferte, was den Göttervater maßlos erzürnte. Er verwehrte daraufhin den Menschen die Nutzung des Feuers.
Prometheus gelang es jedoch, das Feuer zu entwenden und den Menschen zu schenken. Daraufhin fesselte Zeus den Titanen an die Spitze eines Berges und folterte ihn: Ein Geier verzehrte jeden Tag seine Leber, die sich in der Nacht wieder regenerierte, bis er von Herakles befreit wurde. Dieser Mythos lädt uns ein, über die Folgen unserer Handlungen nachzudenken.
6. Der Mythos des Sisyphos
Der Sohn von Aeolus und Ehemann von Merope war König von Korinth. Er galt als äußerst klug, jedoch auch gierig und unehrenhaft. Der Mythos erzählt, dass Zeus die Nymphe Aegina entführte und ihr Vater nach Korinth kam, um sie zu suchen. Sisyphos verriet Zeus, der ihm zur Strafe den Tod Thanatos sandte. Sisyphos machte ihn jedoch betrunken und überwältigte ihn. Der Kriegsgott Ares befreite schließlich den Tod.
Bevor Ares den Helden ins Schattenreich verbannte, verbot Sisyphos seiner Frau, ihm ein Totenopfer darzubringen. Er konnte so Hades, den Gott der Unterwelt, davon überzeugen, dass er zu seiner Frau zurückkehren musste, um ihr ein Totenopfer zu befehlen. Zurück unter den Menschen genoss er das Leben mit seiner Frau, bis Thanatos erneut auftauchte und ihn ins Totenreich brachte.
Zur ewigen Strafe musste er fortan einen riesigen Fels auf einen steilen Hang rollen, der ihm kurz vor dem Gipfel immer wieder entglitt. Sisyphos musste deshalb konstant von vorn beginnen. Wir sprechen heute von einer Sisyphusarbeit, wenn wir trotz aller Bemühungen das Ziel nicht erreichen.
Albert Camus philosophierte in seinem Werk Der Mythos des Sisyphos über das Absurde, dem wir uns nicht entziehen können.
“Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.”
Abert Camus
7. Der Mythos von Ödipus
Eine verhängnisvolle Prophezeiung zerstörte das Leben von Ödipus: Er sollte seinen eigenen Vater töten und seine Mutter heiraten. Deshalb wurde er als Baby von seinen Eltern, dem König Laios und seiner Frau Iokaste, verstoßen. Ein Hirte fand das Kind und brachte es dem Königspaar von Korinth, das selbst keine Kinder hatte.
Ödipus führte ein glückliches Leben, bis er von seiner Herkunft erfuhr und sich auf den Weg machte. Die Prophezeiung erfüllte sich: Unterwegs geriet er mit einem Fahrer in einen Streit und tötete ihn im Kampf – es war sein leiblicher Vater Laios. Auf dem Weg nach Themen löste er das Rätsel der Sphinx, befreite die Stadt und heiratete die Frau des Königs – seine Mutter Iokaste.
Die Frage der Sphinx: “Welches Wesen läuft am Morgen auf vier Beinen, am Mittag auf zwei Beinen und abends auf dreien?”
Die Antwort von Ödipus: “Der Mensch, im Laufe seines Lebens.”
8. Der Mythos der Medusa
Medusa, die Tochter der Meeresgötter Keto und Phorkys, ist eine der drei Gorgonen. Sie wird in der Regel als bösartige Jungfrau mit einem Gürtel aus Schlangen dargestellt. Medusa war für ihre außergewöhnliche Schönheit bekannt, doch sie erzürnte die Göttin Athene, die sie verfluchte. Von diesem Augenblick an waren ihre Haare Schlangen und sie versteinerte alle, die ihr in die Augen blickten.
Athene war auf Medusa eifersüchtig, da sie die Blicke der Götter, insbesondere von Poseidon, auf sich zog.
9. Der Mythos von Echo
Die Nymphe Echo wurde von Zeus beauftragt, seine Gattin Hera mit Geschichten zu erfreuen, denn so konnte der Göttervater ungestört seinen Liebschaften nachkommen. Als Hera diese Strategie erkannte, beraubte sie Echo der Sprache. Sie konnte nur noch das letzte an sie gerichtete Wort wiederholen.
Echo verliebte sich in den schönen Narziss. Da sie nicht sprechen konnte, war sie nicht in der Lage, ihm ihre Liebe zu offenbaren. Nach dem Tod von Narziss verkümmerte die Nymphe, bis nur noch ihre Stimme zurückblieb. Wenn wir heute ein Echo hören, erinnern wir uns an diesen griechischen Mythos.
10. Odysseus und die Meerjungfrauen
Wir kennen Odysseus als tapferen Helden, der im Trojanischen Krieg die listige Idee hatte, ein hölzernes Pferd zu bauen, um Troja zu erobern. Nach der zehnjährigen Belagerung Trojas erlebte er auf seiner Heimreise nach Ithaka zahlreiche Abenteuer. Auf seinen Irrfahrten musste er dem Zauber der Sirenen widerstehen, die mit ihren Stimmen überirdischer Schönheit versuchten, den Helden und seine Begleiter ins Verderben zu führen.
Die Zauberin Kirke empfahl Odysseus, sich die Ohren mit Wachs zu versiegeln und an den Mast des Schiffes binden zu lassen, um der Versuchung der Meerjungfrauen zu widerstehen, was ihm schließlich mit der Hilfe seiner Gefährten gelang.
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Die griechischen Mythen
Die Moiren sind drei Schicksalsgöttinnen, die in den griechischen Mythen über das Leben der Menschen entscheiden. Klotho spinnt den Lebensfaden, während Lachesis die Länge bestimmt und Atropos den Faden abschneidet. Jede der drei Schwestern repräsentiert einen Lebensabschnitt. Wir erkennen darin ein unerbittliches Schicksal, das keinen Raum für Selbstbestimmung zulässt. Auch wenn die griechischen Mythen sehr fantasievoll und kreativ sind, laden sie uns dazu ein, über grundlegende Aspekte unseres Lebens nachzudenken. Außerdem gehören diese Erzählungen zur Allgemeinkultur!
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