Die Auswirkungen von chronischen Krankheiten bewältigen

Alle optimalen Bewältigungsstrategien beginnen mit Akzeptanz. Ohne eine angepasste Perspektive auf das, was passiert, ist es schwierig, Maßnahmen zu ergreifen. Wie kann man das erreichen?
Die Auswirkungen von chronischen Krankheiten bewältigen

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 29. Juli 2022

Die Auswirkungen von chronischen Krankheiten machen sich auf verschiedensten Ebenen bemerkbar. Ihre Häufigkeit, ihr multifaktorieller Charakter und die Tatsache, dass sie eine Einschränkung der Lebensqualität mit sich bringen, haben sie zu einer wirtschaftlichen, politischen, sozialen und persönlichen Herausforderung gemacht.

Auf persönlicher Ebene fragen wir uns: Müssen wir uns mit chronischen Krankheiten abfinden? Wie können wir eine chronische Krankheit akzeptieren? Das Leben zeigt uns in jedem Moment, dass es Faktoren und Variablen gibt, die uns beeinflussen, über die wir aber wenig Kontrolle haben. Auch bei chronischen Krankheiten ist das so.

Wir sprechen heute darüber, was Akzeptanz bedeutet, denn es ist wichtig, sie nicht mit Resignation, Passivität oder einer defätistischen Haltung zu verwechseln. Außerdem haben wir einige Ratschläge, die helfen, mit chronischen Krankheiten besser umzugehen.

Die Auswirkungen von chronischen Krankheiten bewältigen

Was ist Akzeptanz?

Akzeptanz bedeutet, das Leben in verschiedenen Situationen und Umständen zu akzeptieren: “…es vollständig annehmen, in dem Moment, in dem es gegeben wird, ohne uns zu verteidigen” (Hayes, 2013). Es geht darum, ein Ereignis mit allen Auswirkungen, die ein objektiver Beobachter sehen kann, anzunehmen.

Akzeptanz kann eine lebensbejahende Einstellung sein, eine großartige Anpassungsübung, die uns hilft, Entscheidungen zu treffen, die unsere Lebensqualität verbessern. “Akzeptanz ist wirklich eine andere Art, im Leben zu sein, freundlich und offenherzig mit unserer inneren Landschaft zu leben, mit dem, was uns widerfährt, und es voll und ganz zu umarmen.” (O’Connell, 2018)

Mit Akzeptanz öffnen wir uns also für die Realität, für unsere Existenz und die wechselnden Umständen, in denen sie sich entfaltet. Die Offenheit, zu der sie uns führt, hat nichts mit Selbstzerstörung zu tun und auch nicht mit Leiden und Ertragen von Schmerzen. Vielmehr handelt es sich um eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Moment, so wie er ist. Es geht darum, den Emotionen, Gefühlen und Gedanken Raum zu geben, ohne zu versuchen, sie zu kontrollieren oder ihnen zu widerstehen.

Widerstandslosigkeit ist die Essenz der Akzeptanz. Sie bedeutet, sich dem Fluss des Lebens nicht entgegenzusetzen. Wenn wir akzeptieren, was uns widerfährt, reagieren wir nicht mit Kampf oder Widerstand, denn dies verstärkt nur den ohnehin schon vorhandenen Schmerz.

Es ist wichtig, Akzeptanz nicht mit Resignation gleichzusetzen. Resignation ist eine passive Lebensweise, bei der wir uns kognitiv und emotional von dem abkoppeln, was uns widerfährt. Resignation bedeutet n ichts tun und zusehen, wie das Leben an uns vorbeizieht. Akzeptanz hingegen ermutigt uns, uns zu bewegen und zu verändern, um unsere Ziele zu erreichen und trotz aller Widrigkeiten ein lebenswertes Leben zu führen.

Die Akzeptanz von chronischen Krankheiten

Wenn du chronischen Krankheiten gegenüber offen bist, dich nicht dagegen wehrst und sie akzeptierst, bedeutet das nicht, dass du nichts dagegen tust oder nicht versuchst, deine Situation zu verbessern. Doch du erkennst die Realität  und arbeitest aktiv daran, um sie zu ändern. Wenn dies nicht möglich ist, versuchst du, die Beziehung zu der jeweiligen Situation so zu verändern, dass sie dich nicht daran hindert, ein erfülltes, sinnvolles und wertvolles Leben zu führen.

Hier sind einige wichtige Punkte zur Akzeptanz einer chronischen Krankheit.

1. Den Widerstand loslassen

Eine chronische Krankheit ist eine schwierige Erfahrung, die für Betroffene zu einem Kampf wird, der häufig bewirkt, dass sie ihr Leben aus den Augen verlieren und dieses in den Hintergrund rückt.

Den Kampf und den Widerstand loszulassen bedeutet zu akzeptieren, dass wir nicht alles kontrollieren können. Es lohnt sich nicht, Widerstand zu leisten, was jedoch keinesfalls bedeutet, sich einfach mit der Krankheit abzufinden oder keine Lösungen zu suchen. Doch du darfst ihr nicht erlauben, dein Leben zu bestimmen.

Wenn du loslässt, kannst du dich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Du musst dich mit dem Leben und deinen Werten verbinden, um Veränderungen zu akzeptieren und einen neuen Sinn zu finden.

2. Sich verbinden

Chronische Krankheiten akzeptieren bedeutet, sich gegen gewohnte Verhaltensmuster zu wenden, um sich Schwierigkeiten zu stellen. Häufig ist die Reaktion der Kontrollversuch oder Vermeidungsverhalten, um sich nicht mit den unangenehmen Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen zu müssen.

Akzeptanz erfordert, sich mit all diesen unangenehmen Gefühlen, dem Unbehagen, dem Schmerz, dem Unbehagen und dem Leiden zu verbinden. Widrigkeiten zu sehen und zu fühlen, ohne unnötigen Widerstand zu leisten, der das, was du erlebst, am Ende noch verschlimmert.

Sich verbinden bedeutet, sich der chronischen Krankheit bewusst zu sein und sich ganz auf sie einzulassen. Achtsamkeit ist das Mittel, um aus dem Autopiloten des Kämpfens, Kontrollierens oder Vermeidens herauszukommen. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Gegenwart und löst dich von der Vergangenheit (“so war mein Leben früher”) und der Zukunft.

Um sich zu verbinden, solltest du dir ein paar Minuten Stille und Ruhe nehmen, um den Körper und die unangenehmen Empfindungen und Gedanken zu spüren, die auftauchen. Du musst dich Spannungen und Stress stellen und den Widerstand zurücklassen. Es geht darum, den Moment zu erforschen: Gibt es in irgendeinem Teil des Körpers Widerstand? Was passiert, wenn er sich mit Emotionen verbindet?

Die tibetische Praxis des “Tonglen” (Geben und Nehmen) kann ebenfalls sehr hilfreich sein. Dies geschieht in vier Schritten (Chödrön, 2012):

  • Bleibe ein paar Minuten lang in einem aufnahmebereiten Zustand und beobachte deinen Atem.
  • Visualisiere die chronische Krankheit und berücksichtige dabei die Beschwerden, die sie verursacht.
  • Atme das Unbehagen, das Unerwünschte ein und atme das Gefühl der Erleichterung aus.

3. Sich öffnen

Offenheit für Erfahrungen basiert darauf, nicht am Leid oder an Idealen festzuhalten. Sich zu öffnen bedeutet, dem Leben mit offenen Händen zu begegnen, loszulassen und nur das mitzunehmen, was du willst.

Wenn du offen bist, fällt es dir leichter, loszulassen und dich zu verbinden, denn du hältst nichts zurück und empfängst, was passiert. Offenheit gegenüber der Krankheit hat nichts mit Nachsicht oder masochistischem Schwelgen in Krankheit und Unbehagen oder Beschwerden zu tun. Vielmehr geht es darum, sich selbst zu erlauben, die Krankheit durch Mitgefühl zu fühlen.

Eine Überprüfung der Literatur ergab, dass Selbstliebe, Mitmenschlichkeit und Achtsamkeit bei chronischen Krankheiten eine adaptive Reaktion fördern können, um mit den Widrigkeiten und Schwierigkeiten besser umzugehen.

Frau denkt an Akzeptanz bei chronischen Krankheiten

4. Achtsamkeit bei chronischen Krankheiten

Die Achtsamkeit (oder Mindfulness) kann positive psychologische Auswirkungen haben, unter anderem ein gesteigertes subjektives Wohlbefinden, geringere psychische Symptome und emotionale Reaktivität sowie eine verbesserte Verhaltensregulierung.

Durch Achtsamkeit wird die Aufmerksamkeit mit Offenheit, Empfänglichkeit und Neugierde auf die Erfahrung des Hier und Jetzt gelenkt. Für Menschen mit einer chronischen Krankheit kann diese Methode ein effektiver Weg sein, um Akzeptanz zu entwickeln, da die Praxis die Auseinandersetzung mit dem Moment und dem Leben, wie es sich in der Gegenwart zeigt, beinhaltet.

Ferner hilft die Achtsamkeitspraxis auch dabei, krankheitsbedingte Ängste oder Stress zu reduzieren. Als Aktivität, die dich auf die Gegenwart fokussiert, lenkt sie deine Aufmerksamkeit von den Sorgen um die Zukunft ab. Indem du im Hier und Jetzt verortet bist, nimmst du der Angst, die sich von Ungewissheit nährt, die Kraft.

Es ist nicht einfach, eine chronische Krankheit zu akzeptieren. Loszulassen, sich zu öffnen und sich mit der Vitalität des Augenblicks zu verbinden, ermöglicht es Betroffenen jedoch, sich effektiver auf jene Dinge zu konzentrieren, die sie schätzen und ihre Lebensqualität erhalten.


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  • Chödrön, P. (2012). Los lugares que te asustan. Ediciones Oniro.
  • Hayes, S. C. (2013). Sal de tu mente, entra en tu vida. Desclée de Brouwer.
  • Hayes, S. C. (2020). Una mente liberada: la guía esencial de la terapia de aceptación y compromiso (ACT). Ediciones Paidós.
  • Keng, S. L., Smoski, M. J., & Robins, C. J. (2011). Effects of mindfulness on psychological health: A review of empirical studies. Clinical psychology review31(6), 1041-1056.
  • Ledón, L. (2011). Enfermedades crónicas y vida cotidiana. Revista cubana de salud pública37, 488-499.
  • O´Connell, M. (2018). Una vida valiosa: los procesos de la terapia de aceptación y compromiso. Ediciones B.
  • Simon, V. (2011). Aprender a practicar Mindfulness. Sello.
  • Sirois, F. M., & Rowse, G. (2016). The role of self-compassion in chronic illness care. Journal of Clinical Outcomes Management23(11), 521-527.

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