Die 4 Arten der für uns so schmerzlichen Trauer
Wir Menschen leben unser Leben, in dem wir uns emotional an andere binden. Wenn uns nahestehende Personen dann verlassen, hat das zur Folge, dass wir eine schmerzliche Trauer verspüren.
Trauer ist dem Gefühl von Schmerz untergeordnet. Dieses Gefühl entsteht, wenn dieser für uns besondere Mensch nicht mehr länger an unserer Seite ist und in unserem Inneren ein Kampf zwischen „ich will“ und „ich kann nicht“ stattfindet.
„Jeder Verlust der Vergangenheit, der keinen Abschluss findet, wird zu einer Last, durch die ich nicht mehr fliegen kann, die es mir nicht erlaubt, nach vorn zu schauen.“
Bernardo Stamateas
Die Wahrheit über Verluste
Wenn wir einen wahrhaften Verlust durchmachen, fällt uns auf, dass es sehr schwierig ist, dieser Situation zu entkommen. Zu Beginn müssen wir höchstwahrscheinlich mit diesem inneren Ungleichgewicht leben, bei dem ein Teil den Verlust akzeptiert, der andere sich aber dagegen sträubt.
Das ist vollkommen normal, wir müssen das verstehen und annehmen. Du solltest dich deswegen niemals schuldig oder schlecht fühlen. Denn diese Reaktion ist das normalste der Welt und die Hochs und Tiefs sind an sich ein Zeichen der Trauerbewältigung. Es gibt Tage, an denen du das Gefühl hast, wieder einen Schritt nach vorn zu machen und an anderen denkst du, dass du wieder einen zurück machst. Das wichtigste ist, dass du diesen Prozess im Ganzen betrachtest.
„Verwechsle Leid nicht mit Liebe und verwechsle die Überwindung von Schmerz nicht mit Vergessen.“
Margarita Rojas
Da wir nun wissen, was Trauer im Allgemeinen bedeutet, ist es notwendig, dass wir die unterschiedlichen Arten, die wir erleben können, kennenlernen.
Sobald wir dieses Wissen besitzen, können wir uns mithilfe dessen selbst analysieren, wenn wir einen Verlust hinnehmen mussten, wenn wir nun mit der Zukunft vorlieb nehmen müssen, oder du die Möglichkeit hast, jemandem zu helfen, der das gerade erlebt. Auf diese Weise verstehen wir besser, was uns passiert, wir akzeptieren es und können das Geschehene somit verarbeiten.
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1. Die pathologische Trauer
Bei der pathologischen Trauer ist der Teil, der den besagten Verlust akzeptiert, nicht vorhanden. Hier macht sich einzig und allein die Ablehnung dieser Tatsache bemerkbar.
Im Verstand eines Menschen, der mit dieser Art von Trauer kämpft, setzen sich verschiedene Mechanismen in Gang, die ihn vor dieser so schmerzlichen Realität schützen. Es ist gerade so, als hätte dieser jemand in seiner Fantasie einen Ort erschaffen, der über den Abgrund hinweg führt, ohne den Preis für diesen Verlust zahlen zu müssen, aber auch ohne die Option, wieder auf sicheren Boden zurückzukehren.
„Einen Verlust zu ertragen bewältigt diesen nicht.“
Bernardo Stamateas
Wer auf diese Weise trauert, sagt sich in Gedanken: „Hier ist nichts geschehen.“ – „Es hat sich nichts verändert.“ – Das hat zur Folge, dass der Schmerz die Oberhand gewinnt und Stück für Stück wieder zum Vorschein kommt.
2. Die unterdrückte Trauer
Diese Art der Trauer scheint der ersten sehr ähnlich zu sein, doch sie haben nichts miteinander zu tun. Bei der unterdrückten Trauer gelingt es demjenigen, der von der Trauer überwältigt ist, nicht, seine Gefühle auszudrücken, wodurch es dieser Person unheimlich schlecht geht.
Den Schmerz hinunterzuschlucken und zu unterdrücken war noch nie eine gute Heransgehensweise. Manchmal können wir uns von all dem, was uns Leid bereitet, befreien, wenn wir weinen.
„Sich selbst nicht zu erlauben, zu fühlen, was einem wirklich geschieht, schadet letztendlich dem Körper und der Seele.“
Bernardo Stamateas
Diese Art der Trauer entsteht bei Menschen, die der Meinung sind, dass zu weinen oder zu leiden sie vor anderen als Schwächling darstellt. Und genau aus diesem Grund behalten davon betroffene Personen alles für sich und unterdrücken ihre Emotionen, bis sie irgendwann nicht mehr können und vollkommen unvorhersehbar und ohne jegliche Kontrolle explodieren.
3. Die verstärkte Trauer
Durch die verstärkte Trauer lässt die betroffene Person sämtlichen Gefühlen freien Lauf, die sie in sich trägt, ohne dabei auch nur eine einzige Emotion zu unterdrücken. Das kann sie durch Weinen und Schreien tun oder indem sie ihre Wut zum Ausdruck bringt.
Wir könnten hierbei annehmen, dass das Erleichterung verschaffen würde, aber solch ein Ausdruck des Schmerzes, der vielleicht in Wahrheit viel tiefer sitzt, kann die Betroffenen manchmal in eine Depression stürzen.
Jemand wird nicht am Boden zerstört sein, weil er fällt; er fällt, weil er schon am Boden zerstört ist.
Es ist gut, unsere Emotionen herauszulassen, doch sollte die Art und Weise angemessen sein. Wir sollten in unserem Schmerz auch nicht auf die Suche nach weiteren schmerzlichen Gefühlen gehen und uns somit Schuldbekenntnisse machen, wenn wir dieses Gefühl von Schuld in uns tragen.
4. Anhaltende Trauer
Die anhaltende Trauer wird empfunden, wenn nicht bekannt ist, ob ein geliebter Mensch noch am Leben ist oder nicht. Für gewöhnlich steht das in Zusammenhang mit verschwundenen oder entführten Personen.
Hierbei handelt es sich um eine Art der Trauer, die auch als „eingefrorene Trauer“ bekannt ist, da die Betroffenen keine Gewissheit haben und in ständiger Alarmbereitschaft sind, neue Nachrichten zu erhalten. Das Gefühl, nicht zu verstehen, was passiert ist, und ahnungslos zu sein, macht aus dieser Trauer die wahrscheinlich schlimmste, die erlebt werden kann. Sie endet erst dann, wenn der Sachverhalt geklärt ist.
„Ganz gleich welche Trauer wir empfinden – wir müssen lernen, dass Schmerz kein Zustand, sondern ein Prozess ist. Um diesen Schmerz leben zu können, müssen wir ihm einen Platz und Zeit geben, damit wir uns dann irgendwann wieder mit der Welt versöhnt haben.“
Bernardo Stamateas
Niemand von uns kann sich vor der tiefen Trauer verstecken. Jeder von uns muss sie irgendwann einmal erlebt haben. Die Trauer ist eine schmerzliche Situation, aus der es aber auch immer wieder einen Ausweg gibt.
Die Arten der Trauer zu kennen, hilft dir dabei, dir darüber bewusst zu werden, was dir widerfährt und es wird dir die Augen öffnen, damit du eine vielversprechende Zukunft sehen kannst. Es ist normal, dass du leidest, aber jeder Sturm geht auch wieder vorbei. Und du wirst dann erneut nach vorn schauen können, und das sogar noch eher als du denkst.
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Matt Wisniewski