Das Spektrum der Schizophrenie verstehen

Schizophrenie ist eine komplexe psychische Erkrankung, die sich durch eine Vielfalt von Symptomen zeigt, die das Verhalten der Betroffenen beeinflussen.
Das Spektrum der Schizophrenie verstehen
Macarena Liliana Nuñez

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Macarena Liliana Nuñez.

Letzte Aktualisierung: 20. Dezember 2023

Im Laufe der Zeit hat sich das Verständnis der Schizophrenie stark verändert: Anstatt sie in Unterkategorien zu klassifizieren, wird sie jetzt als Spektrum-Störung betrachtet. Diese komplexe psychische Erkrankung zeigt sich durch eine Vielfalt von Symptomen, die das Verhalten der Betroffenen beeinflussen. Betroffene verlieren den Kontakt zur Realität und experimentieren Wahnvorstellungen, Halluzinationen und ungewöhnliche Gedankenmuster. Erfahre anschließend mehr über das Spektrum der Schizophrenie.

Das Spektrum der Schizophrenie

Mit der Aktualisierung des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) in seiner fünften Version gab es erhebliche Veränderungen in der Klassifizierung der Schizophrenie. Die traditionellen Subtypen waren aus folgenden Gründen nicht optimal:

  • Unzuverlässigkeit der Beschreibungen
  • Mangelnde Nützlichkeit bei Behandlungsentscheidungen
  • Variabilität der Symptome bei Menschen mit Schizophrenie
  • Fehlende Unterschiede in der Gehirnfunktion zwischen den Subtypen

Stattdessen beschreibt das DSM-5 die Schizophrenie als ein Spektrum und erkennt damit an, dass Menschen zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Symptome haben können und dass nicht alle Betroffenen dieselben Varianten aufweisen. Heute lautet die Klassifizierung deshalb “Spektrum der Schizophrenie und anderer Störungen” statt “Schizophrenie und andere Störungen”.

Auf dem Spektrum der Schizophrenie: Varianten

Personen mit Schizophrenie erleben verschiedene Gedanken- und Verhaltensmuster. Der Schweregrad ist individuell sehr unterschiedlich. Wir sehen uns nachfolgend die häufigsten Symptome an.

1. Paranoia

Wahnvorstellungen und akustische Halluzinationen sind häufige Symptome auf dem Spektrum der Schizophrenie. Betroffene glauben häufig an Verschwörungen oder Verfolgungen und entwickeln daraus eine kohärente und konsistente Erzählung. Misstrauen und Argwohn sind übliche Verhaltensmuster, wobei die Reaktionen aggressiv sein oder in die soziale Isolation führen können.

2. Desorganisiertes Verhalten

Betroffene zeigen inkohärente Denkmuster und unvorhersehbare Reaktionen. Sie sind nicht in der Lage, mit ihren Emotionen angemessen umzugehen, da diese Störung zur affektiven Verflachung führt.

Charakteristisch ist ihre Sprunghaftigkeit in Gedanken und Sprache. Anderen fällt es deshalb oft schwer, ihren Gesprächen zu folgen, da keine erkennbaren Zusammenhänge vorhanden sind. Halluzinationen und Wahnvorstellungen sind allerdings weniger auffällig und bilden keine kohärente Erzählung. Es sind keine katatonischen Manifestationen zu beobachten.

Betroffene haben im Alltag häufig Schwierigkeiten und sind nicht in der Lage, ein normales Leben zu führen, einer Arbeit nachzugehen oder soziale Beziehungen zu pflegen. Oft sind sogar Routineaufgaben wie Anziehen, Duschen oder Zähneputzen problematisch.

3. Katatonie

Unter katatonischen Zuständen verstehen Experten Bewegungsstörungen, die von Muskelstarre und Unbeweglichkeit bis zu ungewöhnlichen Körperhaltungen und sich wiederholenden Bewegungen reichen.

Gelegentlich kann die betroffene Person in einem Zustand der Bewegungslosigkeit und Stille verharren, ohne auf äußere Reize zu reagieren, was als Stupor bezeichnet wird. Doch auch übermäßige Erregung und Aktivität sowie unvorhersehbares Verhalten sind charakteristisch.

Die auffälligsten Anzeichen sind:

  • Mutismus oder Verlust der Sprache
  • Echolalie und Echopraxie (Wiederholen von Wörtern oder Handlungen anderer Personen, oft ohne erkennbaren Zweck)
  • Bewegungslosigkeit (katatonischer Stupor)
  • Scheinbar ziellose stereotype Verhaltensweisen oder wiederholte Handlungen

Diese Verhaltensweisen sind auch bei anderen neuropsychiatrischen und neurologischen Störungen zu beobachten, unter anderem bei schweren Depressionen, bipolaren Störungen, Down-Syndrom und Autismus-Spektrum-Störungen.

4. Residualsymptome

Wenn die akuten und ausgeprägten Symptome bereits abgeklungen sind, können milde Anzeichen auftreten, unter anderem Negativsymptome, Antriebslosigkeit oder Konzentrationsschwierigkeiten. Auffällige Wahnvorstellungen, Halluzinationen, desorganisierte Sprache und katatonische Zustände sind in dieser Phase nicht vorhanden.

5. Undifferenzierte Schizophrenie

Dieser Begriff beschrieb früher eine Form der Schizophrenie, bei der die Symptome nicht in die klassischen Untergruppen (paranoid, hebphren, kataton oder unbestimmte Form) eingeordnet werden konnte. Betroffene zeigen eine Vielzahl an Symptomen, die nicht eindeutig zugeordnet werden konnten. Dazu gehören Halluzinationen, Wahnvorstellungen, desorganisiertes Denken und emotionale Störungen.

6. Einfache Schizophrenie (Schizophrenia simplex)

Die Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) betrachtet eine weitere Variante, die einfache Schizophrenie, bei der nur Negativsymptome, jedoch keine kognitiven oder Positivsymptome auftreten. Es treten also keine Wahnvorstellungen oder Halluzinationen auf, unregelmäßiges und verändertes Verhalten ist jedoch zu beobachten. Eine Diagnose ist in diesem Fall schwierig.

Das Spektrum der Schizophrenie: Behandlungsmöglichkeiten

Da sich diese Krankheit auf einem Spektrum bewegt, ist die Ausprägung der Symptome individuell sehr unterschiedlich. Eine Behandlung bezweckt folgende Ziele:

  • Linderung der symptomatischen Ausprägungen der Störung
  • Verhinderung von Rückfällen und wiederkehrenden Episoden
  • Verbesserung der Anpassungsfähigkeit der Patienten, um die Integration in die Gemeinschaft zu ermöglichen

Ein umfassender therapeutischer Ansatz mit Pharmakotherapie und Psychotherapie ist bei Schizophrenie entscheidend.

Psychotherapie

Im Bereich der Psychotherapie wurden vielversprechende Ansätze entwickelt. Eine in der Zeitschrift Pharmacy and Therapeutics veröffentlichte Studie erwähnt wirksame Methoden wie das metakognitive Training, narrative Therapien und die Achtsamkeitstherapie.

Solche Ansätze konzentrieren sich auf Aspekte wie Selbstreflexion, die Konstruktion persönlicher Erzählungen und Achtsamkeit. Sie tragen zu einer besseren Lebensqualität der Patienten bei. Die Behandlung erfolgt in der Regel individuell, es gibt jedoch auch Gruppentherapien wie die integrierte Psychotherapie.

Die Psychotherapie sollte als Ergänzung zur Pharmakotherapie und nicht als Ersatz betrachtet werden.

Pharmakotherapie

Die medikamentöse Behandlung konzentriert sich auf Antipsychotika, die auch als Neuroleptika bekannt sind. Sie sind die Grundlage für die Kontrolle der positiven Symptome der Schizophrenie, wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Diese Arzneimittel wirken durch die Beeinflussung von Neurotransmittern im Gehirn, insbesondere Dopamin.

Zusätzlich zu den Antipsychotika benötigen betroffene Personen möglicherweise andere Medikamente, um Nebenwirkungen oder gleichzeitig bestehende Störungen wie Depressionen oder Angstzustände zu behandeln.

Das Spektrum der Schizophrenie: Fazit

Obwohl die spezifischen Subtypen bei der klinischen Diagnose nicht mehr verwendet werden, können Psychotherapeuten diese Klassifizierung als zusätzliches Hilfsmittel nutzen, um sich zu informieren und eine angemessene Behandlung zu planen.

Die Wahl der Medikamente, die Dosierung und die therapeutischen Anpassungen sollten von einer erfahrenen Fachkraft auf der Grundlage einer gründlichen Beurteilung des Patienten oder der Patienten überwacht werden. Die Kombination von pharmakologischen und nicht pharmakologischen Behandlungen ist für einen umfassenden und wirksamen Ansatz bei dieser komplexen Krankheit unerlässlich.


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