Bindungsverhalten: Anhänglich oder abhängig?
Das Bindungsverhalten entwickelt sich bereits in den ersten Kindheitsjahren, wobei Familieneinflüsse und generationsübergreifende Faktoren die Art unserer Beziehungen im Erwachsenenalter prägen. Nach der Bindungstheorie von Bowlby¹ führt die unsicher-ambivalente Bindung zu widersprüchlich-anhänglichem Verhalten gegenüber der Bezugsperson. Wir sehen uns heute die Eigenschaften anhänglicher Personen an, die oft zu einer Abhängigkeit führen. Bist du anhänglich oder abhängig? Dann kannst du dich vielleicht mit diesen Eigenschaften identifizieren.
Wir alle haben das Bedürfnis, enge Beziehungen zu anderen aufzubauen. Personen, die anhänglich sind, konzentrieren sich in einer Paarbeziehung jedoch intensiv auf ihren Partner, suchen ständig nach Nähe, um ihre Trennungsangst zu überwinden, und vergessen sich dabei oft selbst. Dieses Verhalten wirkt sich kontraproduktiv aus: Es kann zur Distanzierung oder in eine abhängige Beziehung führen. Anhängliche Menschen brauchen ihren Partner, um sich sicher zu fühlen, was emotional sehr anstrengend sein kann. Erfahre anschließend Interessantes über dieses Bindungsverhalten.
“Niemand kann es für dich wissen, noch wachsen, suchen oder tun, was du tun solltest. Das Dasein selbst ist durch nichts zu ersetzen.”
Jorge Bucay
1. Passt du dich an die Pläne und Projekte anderer an?
Anhängliche Personen haben keine eigenen Pläne. Sie passen sich an und akzeptieren die Wünsche anderer. In einer Paarbeziehung orientieren sie sich an ihrem Partner und lassen sich von seinen Projekten mitreißen. Sie sind immer dabei und machen mit, ohne ihre eigenen Interessen oder Ziele zu hinterfragen.
2. Legst du Wert auf konstante Kommunikation?
Personen, die übermäßig anhänglich sind, können sehr anstrengend und intensiv sein. Sie haben den Wunsch, ständig mit ihrer Bezugsperson in Kontakt zu sein. Ihre Unsicherheit und Angst drückt sich durch ihr Kontrollbedürfnis aus, das sie hinter Zuneigung und Interessenbekundungen verbergen. Mit diesem Verhalten, das auf intensive Nähe ausgerichtet ist, können anhängliche Personen in den persönlichen Freiraum der anderen Person eindringen, was sich negativ auf die Beziehung auswirkt.
3. Du spionierst die Bezugsperson aus?
Die wachsame Haltung und das Verlangen, möglichst viele Informationen über Menschen, die das Interesse wecken, zu erlangen, ist ebenfalls ein Anzeichen für Anhänglichkeit. Diese Personen wollen alles wissen und schrecken nicht davor zurück, Grenzen zu überschreiten, um mehr über das Privatleben der anderen Person zu erfahren.
Dieses Verhalten macht ebenfalls die Unsicherheit und Kontrollsucht deutlich, die Personen mit einem ängstlichen Bindungsmuster entwickeln.
4. Wirst du wütend, wenn sich die Bezugsperson nicht mit dir rechnet?
Wenn die Bezugsperson oder der Partner unabhängig handelt und die anhängliche Person nicht einbezieht, nimmt sie eine Bedrohung war, die ihre Beziehung gefährden könnte. Menschen, die überdurchschnittlich anhänglich sind, wünschen sich eine starke Bindung, die auf Abhängigkeit beruht, deshalb sind persönliche Freiräume eine Gefahr. Sie können nicht tolerieren, dass ihr Partner auch ohne sie zurechtkommt und können das als Verrat interpretieren. Diese Personen versuchen oft, ihrem Partner ein schlechtes Gewissen einzureden.
5. Du konzentrierst deine Aufmerksamkeit auf das Verhalten deiner Bezugsperson?
Wer anhänglich ist, neigt in der Regel dazu, das Verhalten, die Wörter und Gesten des Partners und anderer Bezugspersonen genau zu beobachten und zu analysieren. Sie haben ein offenes Ohr für die Bedürfnisse und Probleme dieser Menschen und zeigen Verständnis. Außerdem sind sie gerne bereit, bei Schwierigkeiten zu helfen.
Hinter diesem Verhalten verbirgt sich jedoch die Angst vor dem Verlassenwerden, die zu einer starken Abhängigkeit führt.
Menschen, die übermäßig anhänglich sind, wünschen sich, mit der anderen Person zu verschmelzen und engagieren sich deshalb stark. Ihre Abhängigkeit führt jedoch gleichzeitig zu Konflikten und Unbehagen und zerstört schließlich ihre Beziehungen.
Literaturempfehlung
- Frühe Bindung und kindliche Entwicklung, John Bowlby, Ernst Reinhardt Verlag 2021
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Garaigordobil, M. (2013). Sexismo y apego inseguro en la relación de pareja. Revista Mexicana de Psicología, 30(1), 53-60.
- Redondo, C. G. (2012). Identización: la construcción discursiva del individuo/Identization: the discursive construction of individual. Arte, Individuo y Sociedad, 24(1), 21.
- Santamaria, E., & Haba, J. D. L. (2004). De la distancia y la hospitalidad: consideraciones sobre la razón espacial. Athenea Digital: Revista de Pensamiento e Investigación Social, (5), 124-134.