Ältere Menschen verloren in der modernen Welt
Unsere Welt wird älter. Die Lebenserwartung ist gestiegen – und auch die Lebensqualität. Lag die Lebenserwartung im Mittelalter durchschnittlich bei ca. 30 Jahren, gilt man heute in diesem Alter noch als jung. Daher konzentrieren sich viele Psychologen und andere Spezialisten aus der Gesundheitsbranche vermehrt auf ältere Menschen und ihre Bedürfnisse.
Viele ältere Menschen mögen vielleicht schon in Rente gegangen sein, aber das heißt nicht, dass sie keine Träume mehr hätten. Egal ob man Enkelkinder hat oder nicht, wer geistig und körperlich aktiv bleibt, hat bessere Chancen auf ein hohes Alter. Die Zeit mag viele Falten hinterlassen haben, doch der Geist muss nicht altern oder man kann immer noch Sport treiben.
Ältere Menschen und Einsamkeit
Es könnte eines der größten Probleme in der modernen Gesellschaft sein. Das Gefühl, dass wir mit jedem verbunden zu sein scheinen, aber gleichzeitig getrennt sind. Oft bedeutet das oberflächliche Gespräche über unsere Pläne und das Wetter.
In dieser Hinsicht leiden ältere Menschen still unter der sogenannten digitalen Kluft. Was sie um sich herum sehen, ist eine Welt, die für sie schwer zu verstehen ist. Diese digitale Welt scheint wie ein steiler Hügel, der vor ihnen emporragt und den sie kaum erklimmen können. Telefone, Computer und Tablets machen es älteren Menschen oft schwer, ihren Platz in der Welt zu definieren.
Daher können sich ältere Menschen manchmal ausgeschlossen fühlen. Es scheint ihnen, als finden sie keine Verbindung mehr zu ihren Kindern und Enkelkindern, weil sie deren digitale Lebenswelt nicht verstehen. Stattdessen bemerken sie, wie Bildschirme Antworten geben, obwohl in früheren Zeiten die jüngere Generation Rat bei der älteren eingeholt hätte.
Dieser unsichtbare Graben ist extrem tief. Unsere ältere Generation ist es gewohnt, Geschichten zu erzählen und ihre Meinung zu sagen. Sie ist es gewohnt, über das Festnetz zu telefonieren, Tasten zum Wählen zu benutzen und den Hörer am Ende eines Gesprächs auf die Telefongabel zu legen. Das ist die Welt, in der jene Menschen den größten Teil ihres Lebens verbracht haben und die sie verstehen, aber jetzt scheint diese Welt völlig veraltet zu sein.
Warum macht der Fortschritt die ältere Generation so einsam?
Zwar kann die heutige Technik ein Hindernis für ältere Menschen darstellen, aber das eigentliche Problem ist ein anderes. Denn moderne Technik verhindert oft, dass man sich näherkommt. Es gibt kaum noch gemeinsame Momente, in denen man sich über Interessen unterhält oder vielleicht auch zusammen spielt. Zwar gibt es nun unzählige Möglichkeiten, miteinander zu kommunizieren, aber niemand ist auf diese neue Art der Kommunikation wirklich vorbereitet.
Wir reden hier nicht nur von verbaler Kommunikation. Wir sprechen auch über Umarmungen und Ähnliches. Über Gefühle, die wir unseren Mitmenschen nicht durch Emoticons vermitteln können. Wir reden von der wahren Art, wie wir unseren Körper benutzen sollten.
Verluste
Älter werden kann auch bedeuteten, mehr Schmerzen zu empfinden. Schmerz um verlorene Situationen, die wir nie wieder erleben werden. Sehnsuchtsvoll an eine Kindheit denken, in der die Welt voller Wunder war. An die beste Freundin, die erste große Liebe, jene Kumpels, mit denen man durch die Nacht zog, um morgens ein Katerfrühstück zu haben. Tagebuchseiten, die von großen Träumen erzählten. Oder den ersten Job, den ersten Gehaltscheck, die erste Entscheidung, die den Schritt ins Erwachsensein bedeutete …
Aber als älterer Mensch hat man auch Erinnerungen an den letzten Job, den letzten Arbeitstag, den letzten Tanz oder die letzte Reise. Denn Älterwerden heißt auch, mehr Erinnerungen zu haben. Aber manche der geliebten Aktivitäten musste man vielleicht wegen körperlicher Einschränkungen aufgegeben und sich daran erinnern, kann schmerzhaft sein.
Es liegt in der Sache der Natur, dass die ältere Generation nicht mehr so viel leisten kann wie die jüngere, aber es kann zu einem Problem werden, wenn diese Verluste verinnerlicht werden. Wenn ältere Menschen das Gefühl haben, dass sich die Waage zu stark hin zur Seite der Dinge neigt, die sie nicht mehr tun können, statt anders herum. Und das passiert gar nicht so selten, vor allem in Alten- und Pflegeheimen.
Die Welt des Pflegeheims
Viele ältere Menschen, die sich nicht länger selbst versorgen können, leben in Pflegeheimen. Für manche Menschen ist das ein schlimmes Wort: Pflegeheim. Denn die eigene Unabhängigkeit zu verlieren, kann zu großen Seelenqualen führen. Daher ist es nicht leicht, darüber zu reden. Es ist nicht leicht, diese Worte auszusprechen, dass man nicht mehr für sich allein Sorge tragen kann.
Dies ist für keinen von uns ein leichtes Thema. Oftmals ist es sogar ein Tabu, über diesen Aspekt des Älterwerdens zu reden, so wie es früher die Sexualaufklärung war. Wir alle verhalten uns in diesem Hinblick wie der berühmte Vogel Strauß, der seinen Kopf in den Sand steckt. Aber wenn wir mehr darüber reden würden und einen ehrlichen Dialog über das Älterwerden führen würden, dann könnten wir damit etwas Wichtiges erreichen.
Die 3 größten Probleme für ältere Menschen
Einsamkeit, mangelndes Verständnis und keine Hilfe bei der Schmerzbewältigung sind wahrscheinlich die größten Probleme für ältere Menschen – und sie hängen alle zusammen. Aber gerade hier können wir der älteren Generation auch am meisten helfen. Diese drei Probleme verursachen eine Menge Traurigkeit, die wir dem Einzelnen oft am Gesicht ablesen können.
Leider sind viele ältere Menschen allein und fühlen sich vernachlässigt, bevor sie sterben. Gerne würden sie über ihre Probleme reden, aber sie wollen niemandem eine Bürde sein. Zwar wollen sie Aufmerksamkeit, aber sie wollen nicht noch eine weitere Stressquelle für ihre Kinder sein. Deshalb schweigt die ältere Generation oft über ihre Probleme.
Ältere Menschen haben das Gefühl, dass ihre Probleme, Sorgen und Wünsche nicht mehr wichtig wären. Ihre Familienmitglieder scheinen sich nur noch Sorgen zu machen, dass sie krank werden könnten, aber interessieren sich sonst für wenig. Als ob ihr Körper alles sei, was jetzt zähle, und nicht ihre Seele.
Verständnis für ältere Menschen und ihre Probleme zeigen
So wie unsere derzeitige Gesellschaft organisiert ist, sind Pflegeheime notwendig. Sie spielen eine wichtige Rolle, weil sie dafür sorgen, dass ältere Menschen Aufmerksamkeit erhalten. Aber lasst uns die Tür nicht von außen verschließen. Wir müssen den Menschen immer als fähig betrachten, egal wie begrenzt seine körperlichen Fähigkeiten sind.
Es geht nicht nur darum, ältere Menschen zu besuchen. Es geht darum, ihnen Fragen zu stellen und mit ihnen über ihre Ängste zu sprechen. Es geht darum, ihre Partei zu ergreifen – sogar ihr Leser oder Sekretär zu sein, wenn sie es wollen. Wir müssen der älteren Generation das Gefühl geben, dass sie für uns wichtig ist, dass wir sie nicht als Belastung betrachten. Stattdessen sollten wir uns glücklich zeigen, dass wir ihre Gesellschaft genießen können.
Auf diese Weise werden wir unserer älteren Generation nicht nur helfen, sich als Teil der Gesellschaft zu fühlen, was auch bedeutet, sich als Teil der Familie zu fühlen. Wir zeigen so auch zukünftigen Generationen, dass die Menschlichkeit zentral für unsere Gesellschaft ist und nicht einfach durch Technologie ersetzt werden kann. Vor allem nicht für die Menschen, die es am meisten brauchen, für die Menschen, die wir lieben.