9 außergewöhnliche Zitate von Jacques Lacan
Viele der Zitate von Jacques Lacan sind Ausdruck der Reflexion über seine eigene Theorie. Lancans Theorien gehören zu den komplexesten, tiefsten und interessantesten Ideen des 20. Jahrhunderts.
Lacan war ein französischer Arzt, Psychiater und Psychoanalytiker, der sich von der orthodoxen Psychoanalyse abwandte. Obwohl er immer sagte, dass seine Thesen eine Antwort auf Sigmund Freuds Ansätze seien, erweiterte Lacan das Feld um neue Elemente wie die Theorie der Sprache und Mathematik.
Die Psychoanalyse ist ihrem Wesen nach weder eine Lehre noch eine monolithische Theorie. Manche behaupten, dass es so viele Ansätze für die Psychoanalyse gebe wie Psychoanalytiker. Trotzdem gab es im Laufe der Geschichte verschiedene Schulen, der sich viele Psychoanalytiker anschlossen – wie die Lacansche. Noch heute ist die lacanianische Psychoanalyse relevant. Ohne Zweifel ist sie aber auch eine der umstrittensten. Wahrscheinlich verstehen wir sie immer noch nicht vollständig. Jedoch sind einige Zitate hervorhebenswert, die Lancans Ideen reflektieren und die wir im Folgenden vorstellen möchten.
“Wie Picasso einmal zur Überraschung seiner bestürzten Umgebung gesagt hat – ich suche nicht, ich finde.”
1. Wahrheit und Täuschung
Lacans Werk beinhaltet scheinbar widersprüchliche Sätze wie den folgenden: “Die Wahrheit ist der Irrtum, der der Täuschung entgeht und aus einem Missverständnis heraus entsteht.” Für diesen Denker war das, was täglich von Menschen geäußert wird, nicht die Wahrheit. Er ging dabei nicht davon aus, dass wir Menschen wissentlich täuschen wollten, sondern dass wir unsere eigene Wahrheit ignorieren. Deshalb können wir sie nicht ausdrücken.
Aber manchmal “entkomme” uns die Wahrheit, wenn wir uns beispielsweise versprechen. Oder wenn wir ohne nachzudenken reden. An der Oberfläche erscheine dies als Produkt eines Fehlers und führt zu einem Missverständnis, aber tatsächlich sei es die Wahrheit, die sich Schritt für Schritt offenbare und Licht in die Dunkelheit der Situation bringe.
2. Das Unbewusste und die Sprache
Jacques Lacan war stark von der Sprachtheorie beeinflusst, die im 20. Jahrhundert sehr populär war. Lacan führte in Freuds klassische Psychoanalyse ein rein linguistisches Element ein. Eine der wichtigsten Grundlagen dieser Idee ist: “Die Struktur des Unbewussten ähnelt einer Sprache.”
Für Lacan funktioniert das Unbewusste wie eine Sprache. Dies bedeutet, dass die Richtlinien, die zum Entschlüsseln einer Sprache verwendet werden, denen ähnlich sind, denen wir folgen sollten, um das Unterbewusstsein zu verstehen. Zum Beispiel sollten Träume als Metaphern oder Metonymien interpretiert werden.
3. Eine der rätselhaftesten Phrasen von Lacan
Liebe wurde von Lacan sehr häufig thematisiert. Seine Perspektive ist rätselhaft und faszinierend zu gleich. Eines seiner bekanntesten Zitate ist: “Zu lieben ist, zu geben, was du nicht hast, an jemandem, der nicht existiert.”
Für Lacan war Liebe und vieles von dem, was wir “Realität” nennen, zweideutig. Unter denen, die sich lieben, gebe es Lacan zufolge ein Versprechen, das moralisch falsch sei: sich selbst ergänzen, sich selbst glücklich machen. Obwohl diese Verpflichtung nicht ausdrücklich kommuniziert würde, scheine sie im Unterbewussten unsere romantischen Beziehungen zu beeinflussen. Deshalb sagte Lacan, dass der Liebende gebe, was er nicht habe.
Zur gleichen Zeit werde verhindert, dass wir die andere Person wirklich wahrnehmen. Die Verhaltensweisen der anderen Person werden unbewusst gesteuert von unseren Vorstellungen über eben jene. Wir lieben die andere Person also nicht wirklich, stattdessen lieben wir das Bild, das wir von ihr haben. Deshalb schließt Lacan mit den Worten “der nicht existiert”.
4. Liebe und Selbstverrat
Liebe war für Lacan vor allem eine Art von Bindung, die aus Worten entstehe. Wenn es kein Wort gebe, sei das, was passiere, das eigentliche Verlieben. Das heißt, eine imaginäre Faszination entwickele sich. Während das sexuelle Verlangen den Anderen zu einem Objekt der Befriedigung mache, transzendiere die Liebe das. Der Akt des Verliebens spreche den anderen als ein Wesen an, nicht als ein Objekt.
Zu lieben bedeutet also, Teil des anderen zu sein. Fehler und Schwächen werden akzeptiert. Wenn Liebe das einfache Verlangen übersteigt, um jeden Preis geliebt zu werden, dann wird sie zu einem Geschenk. Diese Liebe hat aber auch eine Grenze, die in einem von Lacans Zitaten deutlich wird: “Wenn der geliebte Mensch sich zu sehr selbst betrügt und sich in der Täuschung seiner selbst verliert, folgt die Liebe nicht mehr.”
Was meint Lacan damit? Wenn man von Liebe spreche, liebe man das Sein des anderen. Der andere jedoch verrate sich ständig und trotzdem liebe er uns weiter. Wenn dieser Verrat jedoch zu weit führe, bis zu dem Punkt, an dem das Wesen des anderen entstellt werde, höre auch das Gefühl auf zu existieren. Mit anderen Worten, wir hören auf, diejenigen zu lieben, die sich selbst betrügen, sich selbst täuschen und auch sonst aufhören, die Person zu sein, in die wir uns verliebt haben.
5. Eine weiteres starkes Zitat von Jacques Lacan
Eines von Lacans Zitaten lautet: “Ich bitte dich, das abzulehnen, was ich dir anbiete, weil es das nicht ist.” Dieser Satz bezieht sich hauptsächlich auf die Beziehung zwischen einem Psychoanalytiker und seinen Patienten. Lacan nannte seine Klienten nicht “Patienten”, sondern benutzte den Begriff “Analysant”. Denn er begriff seine Klienten als einen aktiv handelnden Teil der Psychoanalyse.
Der Analysant wisse nicht genau, wonach er in der Psychoanalyse suche. Darüber hinaus nehme die Beziehung zwischen Psychoanalytiker und Analysant während des gesamten Prozesses unterschiedliche Formen an. Die Worte, die der Analysant sage, seien nicht diejenigen, die Wahrheit beschreiben. Trotzdem biete er diese Worte an.
Das Zitat hat daher mit der ethischen Position des Psychoanalytikers zu tun. Analytiker sollen ablehnen, was der Analysant ihnen anbietet. Es ist nämlich in Wahrheit eine Täuschung. Dies ist eines der Zitate Jacques Lacans, die auf den psychoanalytischen Prozess anspielen und ihm vor allem ein ethisches Fundament geben.
6. Schuld und Verlangen
Jacques Lacans Zitate sind nicht dazu gedacht, dem Leser das Verständnis zu erleichtern. Deshalb sind viele von ihnen verschachtelt und wirken undurchdringlich. Die meisten erlauben keine wörtliche Analyse, sondern haben übertragene Bedeutungen.
“Das Einzige, woran wir uns schuldig machen, ist, dass wir den eigenen Wünschen einen Nährboden geben.” Dies ist eines von Lacans Zitaten, das auf viele verschiedene Arten interpretiert werden kann. Um den Satz zu verstehen, müssen wir zunächst wissen, dass für Lacan auf der einen Seite einer Münze die Schuld stand und auf der anderen die Verantwortung. Schuld ist der Vorwurf des “Super-Egos” oder die irrationale Wahrnehmung des Pflichtgefühls. Verantwortung ist vor allem das Bewusstsein für den wahren Wunsch des Subjekts.
Das Zitat kann also so gedeutet werden, dass, solange es kein Bewusstsein des Verlangens gibt, Schuld immer erscheint. Zu erkennen, was wir wirklich wollen, ist ein Akt der Verantwortung. Wenn wir die Verantwortung für unser Verlangen übernehmen, nicht leugnen oder aufgeben, dann werden wir aus der Schuld entlassen.
7. Über Treue
Treue ist ein ewiges Thema. In den Ideen von Jacques Lacan, die sich auf dieses Thema beziehen, gibt es ein Zitat, das sehr aussagekräftig ist: “Kann es irgendetwas geben, das Treue rechtfertigt, außer dem Wort, das versprochen wird? Das oft versprochene Wort wird jedoch leichtfertig verpfändet. Andernfalls würde es viel weniger häufig gegeben.”
Diese Idee ist der zentrale Angelpunkt in Lacans Theorie. Sie verbindet die Treue mit dem gesprochenen Wort. Es scheint, dass unsere liebende Treue nicht natürlich oder spontan sei. Im Gegenteil, sie beginne nur zu existieren, wenn die Verpflichtung, treu zu sein, durch Worte bestätigt würde.
Wir sollten nicht davon ausgehen, dass Treue ein natürlich gegebener Aspekt unserer Beziehungen sei. Auch ist es nicht vernünftig, unser Wort zu geben, um Treue zu versprechen, wenn wir nicht zuerst die Bedingungen, unter denen wir treu sein können, kritisch bewerten.
8. Mangel und Liebe
Jacques Lacan sagte: “Du kannst jemanden nicht nur wegen dem, was er hat, sondern wortwörtlich wegen dem, was ihm fehlt, lieben.” Liebe ist auf das ganze Wesen des anderen gerichtet. Auf seine Besonderheiten. Auf alles, was ist, und auch auf alles, was fehlt. Du liebst nicht “in Stücken”. Deine Liebe wird durch das ganze Sein des anderen genährt.
In Lacans Zitat ist das Schlüsselwort “wortwörtlich”. Im Prinzip bezieht sich dieses Wort auf die geschlechtliche Differenzierung von Mann und Frau. Männer haben, was Frauen körperlich fehlt: den Phallus. Gleichzeitig sind Männer nicht in der Lage, ein Kind zu gebären.
Daher wird der Mangel des anderen buchstäblich geliebt. Der Mann liebt die Frau, weil sie keinen Phallus besitzt. Die Frau liebt den Mann, weil ihm das fehlt, was sie hat – obwohl dieser Ansatz natürlich auch symbolisch interpretiert werden kann.
9. Kunst bei Lancan
Kunst ist ein weiteres Thema, das in Lacans Theorie häufig benannt wird. Für die Psychoanalyse ist die Sublimierung der einzige unbewusste Abwehrmechanismus, der Erfolg hat. Instinktive Impulse werden dadurch zu gültigen kulturellen Produkten. Kunst, Wissenschaft und alle schöpferische Tätigkeit sind das Ergebnis der Sublimierung.
Im Angesicht der Kunst sagte Lacan: “Jede Kunst zeichnet sich durch eine bestimmte Art der Organisation um die Leere herum aus.” Das bedeutet, dass das Sublimierte dem Bewusstsein entgeht. Wir können nicht wissen, was es ist. Es ist etwas, das mit Worten nicht erfasst werden kann. Eine Leere, um die herum die Schöpfung organisiert ist.
Obwohl die Zitate von Jacques Lacan und seine ganze Theorie nicht leicht zu verstehen sind, enthalten sie doch eine tiefe Wahrheit. Der unsere war nur ein bescheidener Versuch, diese Rätsel zu durchdringen, aber natürlich können wir uns diesem Denker und seinen Ideen nur annähern. Wie würdest du die hier vorgestellten Zitate interpretieren?
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- Caamaño, V. C., & Cochia, S. (2011). El amor según Lacan:“sucia mezcolanza” o “división irremediable”. In III Congreso Internacional de Investigación y Práctica Profesional en Psicología XVIII Jornadas de Investigación Séptimo Encuentro de Investigadores en Psicología del MERCOSUR. Facultad de Psicología-Universidad de Buenos Aires.
- Fernández, L. (2018). Sigmund Freud. Praxis Filosófica, (46), 11-41.