Visionen und Werte: Die Grundlagen des Idealismus

Der philosophische Idealismus vertritt die Auffassung, dass die Realität im Wesentlichen durch Ideen oder das Bewusstsein des Subjekts bestimmt wird.
Visionen und Werte: Die Grundlagen des Idealismus

Letzte Aktualisierung: 06. September 2024

Weit mehr als eine philosophische Strömung ist der Idealismus eine Weltanschauung, die tief in unserer Vorstellungskraft und in unseren Werten verwurzelt ist. Diese Haltung betont die Bedeutung der Ideen und Ideale als zentralen Antrieb menschlichen Denkens und Handelns.

Es handelt sich allerdings um einen sehr weit gefassten Begriff, der auf die Gedanken des französischen Philosophen René Descartes zurückgeht. Wir können jedoch auch weiter in die Geschichte zurückblicken, um die Wurzeln dieser Strömung zu analysieren.

Begleite uns auf unserer Reise, um Faszinierendes über die Grundlagen des Idealismus zu erfahren.

Was ist Idealismus?

Der Idealismus stellt die Welt der Visionen in den Mittelpunkt und sieht in den Gedanken und Überzeugungen die treibende Kraft hinter der Realität.

Das Ziel des Idealismus ist es, die Realität durch die Linse der Ideen und Werte zu verstehen und zu gestalten. Idealisten streben danach, ihre höchsten Ideale und ethischen Prinzipien in die Welt einzubringen und diese in allen Lebensbereichen zu verwirklichen.

Diese Denkströmung beschäftigt sich deshalb mit Fragen wie:

  • “Was ist die Natur der Realität?”
  • “Wie beeinflusst das Bewusstsein unsere Realität?”
  • “Wie können wir Wissen erwerben?”
  • “Wie verändern sich unsere Erkenntnisse über die Welt?”
  • “Können wir die objektive Realität erkennen?”

Der gnoseologische (auch epistemologische) Idealismus beschäftigt sich primär mit der Natur und den Grenzen des Wissens. Er postuliert, dass unsere Wahrnehmungen und geistigen Strukturen die Wirklichkeit, wie wir sie kennen, wesentlich prägen.

Wenn das Individuum als Ausgangspunkt der Wissenskonstruktion betrachtet wird, dann stellt jede Beschreibung der äußeren Welt eine subjektive Interpretation dar. Infolgedessen wird ein solches Denken nicht nur der äußeren Realität gegenüber misstrauisch und vorsichtig, sondern auch allem, was als real und wahr behauptet wird.

Diese skeptische Haltung hinterfragt folglich nicht nur die äußere Welt, sondern auch die Ideen und geistigen Inhalte des Subjekts selbst.

Ursprung und Geschichte des Idealismus

Der Ursprung des Idealismus wird oft in der Neuzeit verortet, wobei René Descartes als einer seiner ersten Vertreter gilt. Dennoch lassen sich die Wurzeln dieses philosophischen Ansatzes bis zu Platon und seiner Ideenlehre zurückverfolgen.

Platon unterschied zwischen zwei Welten: die sinnliche und die intelligible. Die sinnliche Welt ist durch das ständige Werden und Vergehen gekennzeichnet, während die intelligible Welt die Quelle von Wahrheit und Realität darstellt, die durch die sinnlichen Dinge verursacht wird. Diese Sichtweise stellt die sinnliche Erfahrung als Grundlage des Wissens infrage und betont stattdessen, dass Ideen die Basis für die Konstruktion von Wissen bilden. Die platonische Philosophie kann deshalb als idealistisch betrachtet werden.

Der Idealismus der Neuzeit

Diese Denkweise wurde zur dominanten Theorie der modernen Philosophie. René Descartes brachte sie ein, indem er das Subjekt als Träger von Vernunft und Bewusstsein ins Zentrum des Denkens stellte. Für Descartes ist das „Ich“ die einzige verlässliche Quelle des Wissens. Somit verstehen wir die Welt um uns herum, weil sie in Beziehung zum Subjekt steht.

Deutscher Idealismus

In Deutschland markierte der Idealismus eine Wiederbelebung und Erweiterung der philosophischen Ideen der vergangenen Jahre. Immanuel Kant öffnete diesem Ansatz die Tür und inspirierte Philosophen wie Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Kants radikalste Innovation war die Synthese von Empirismus und Rationalismus.

Er entwickelte ein philosophisches System, das Erkenntnistheorie, Ethik und Ästhetik vereinte. In seinem Hauptwerk, der „Kritik der reinen Vernunft“ (1781), legt er die grundlegenden Prinzipien der Erkenntnis dar. Ebenso hebt er in der „Kritik der praktischen Vernunft“ (1788) die Bedeutung des pflichtgemäßen Handelns hervor.

Hauptmerkmale des Idealismus

Die idealistische Philosophie zeichnet sich dadurch aus, dass sie Geist, Bewusstsein und Ideen bei der Definition und Erklärung der materiellen Realität den Vorrang einräumt. Im Laufe der Zeit wurde diese Theorie in verschiedenen Ausprägungen formuliert, weist jedoch folgende wesentliche Merkmale auf:

  • Betonung des Subjekts und seines Bewusstseins: Der Idealismus geht davon aus, dass die Realität nicht unabhängig vom Geist des wissenden Subjekts existiert. Die Subjektivität ist demnach der Konstrukteur der äußeren Welt.
  • Vorrang der Ideen: Der Fokus liegt auf der Art und Weise, wie Dinge vom Subjekt wahrgenommen werden. Das bedeutet, dass den Ideen des Subjekts besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. In diesem Sinne gründet das „Ich“ die Dinge in seinen eigenen Ideen.
  • Menschliche Rationalität: Der Idealismus betont die menschliche Vernunft, nicht als abstraktes Prinzip, sondern als eine spezifische Eigenschaft des Menschen. Idealistische Philosophen beginnen ihre Überlegungen stets vom „Ich“ ausgehend.
  • Ontologischer Aspekt: Das Sein des Subjekts und der Dinge wird als abhängig vom Denken und somit von Ideen betrachtet. Der ontologische Aspekt der idealistischen Philosophie hebt hervor, dass das Sein mit dem Denken identifiziert wird.
  • Theologischer Aspekt: Viele Idealisten integrieren ihre Philosophie in einen religiösen Kontext, indem sie ihre Überlegungen auf Gott und Religion stützen. Diese theologische Dimension ermöglicht es den Philosophen, den göttlichen Aspekt zu berücksichtigen und gleichzeitig die äußere Welt darauf zu beziehen.
  • Spaltung zwischen Subjekt und Objekt: Diese wird im absoluten Idealismus von Hegel überwunden, der behauptet, seine Philosophie vereine beide Aspekte. Der Gegensatz zwischen Subjektivität und Objektivität ergibt sich jedoch aus der philosophischen Analyse, die einerseits untersucht, wie das Subjekt Wissen erlangt, und andererseits, wie das Subjekt die Realität oder Außenwelt wahrnimmt.

Bedeutende Vertreter des Idealismus

Der Idealismus hat im Laufe der Philosophiegeschichte zahlreiche bedeutende Vertreter hervorgebracht, deren Arbeiten die Entwicklung des Denkens maßgeblich beeinflusst haben.

Platon (427 v. Chr. – 347 v. Chr.)

Platon kann als Idealist bezeichnet werden, da er die Welt der Ideen auf die Ebene der Intelligenz hebt. Für ihn haben Ideen einen ontologischen Status und sind somit real. Obwohl dies zu Verwechslungen mit dem Realismus führen kann, ist die Bedeutung der Ideen für das Wesen der Dinge unverkennbar.

René Descartes (1596-1650)

Die Philosophie dieses französischen Denkers dreht sich um die Unsicherheit des Wissens. Er verwendet den Zweifel als Methode und stellt alles Wissen sowie die Realität selbst infrage. Dies führt ihn zu seiner ersten unbestreitbaren Gewissheit: dem subjektiven Denken. Mit dem Satz „Ich denke, also bin ich“ begründet er das Primat des Subjekts und seiner Gedanken und unterstreicht die Bedeutung der Ideen für die Erkenntnis.

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)

Die Philosophie dieses Intellektuellen fasst viele Jahre des Denkens zusammen, insbesondere die von Descartes und seinen Nachfolgern. Er vertritt die Ansicht, dass die Welt aus einfachen, unteilbaren Substanzen, den Monaden, besteht, die die grundlegenden Bestandteile der Dinge sind. Seine idealistische Theorie beruht auf der Tätigkeit dieser Monaden, aus denen die Ideen hervorgehen.

George Berkeley (1685-1753)

Obwohl Berkeley sich selbst nicht als Idealist bezeichnete, ist seine Philosophie eindeutig idealistisch. Er lehnt die Materie ab und betrachtet die Eigenschaften von Objekten als rein subjektiv, d.h., als Ideen und nicht als materielle Substanzen. Auf dieser Grundlage sind die Dinge um uns herum ausschließlich subjektive Repräsentationen.

Immanuel Kant (1724-1804)

Kants transzendentaler Idealismus geht davon aus, dass das Subjekt hinsichtlich seines Wissens Grenzen hat. Man kann nur über Phänomene, also über Dinge, die auf das Empfinden wirken, Wissen erlangen. Dinge, die der menschlichen Vernunft unzugänglich sind, bezeichnet er als „Dinge an sich“. Kant definiert Raum und Zeit als reine Formen der Empfindung, die zusammen mit den Kategorien das Wissen ermöglichen.

Johann Gottlieb Fichte (1762-1814)

Fichte, ein Vertreter des idealistischen Denkens von Kant, behauptet, dass das „Ich“ der Ursprung und Begründer des „Nicht-Ichs“ oder der Objektivität ist. Der einzige Weg, den Dualismus zwischen Subjekt und Objekt, oder „Ich“ und „Nicht-Ich“, zu überwinden, ist durch die Synthese des Wissens.

Friedrich Hegel (1770-1831)

Hegels absoluter Idealismus stellt den Höhepunkt der idealistischen Philosophie dar. In seiner „Phänomenologie des Geistes“ (1807) beschreibt er die Stufen, die das Bewusstsein durchlaufen muss, um zur absoluten Erkenntnis zu gelangen. Hegel versuchte, ein wissenschaftliches und systematisches philosophisches System zu entwickeln, das das Subjekt mit dem Objekt vereint.

Die Konstruktion der Welt auf der Grundlage des Idealismus

Die idealistische Philosophie regt zur Reflexion über das Verhältnis zwischen Geist und Realität an, indem sie behauptet, dass die äußere Welt eine subjektive Konstruktion und Darstellung ist.

Diese Ideologie hat im Laufe der Geschichte zahlreiche Verfechter gefunden und viele Variationen hervorgebracht. Von den Anfängen im antiken Griechenland mit Platons Ideenlehre bis zur modernen Philosophie, die durch bedeutende idealistische Denker geprägt ist, betont der Idealismus den aktiven Charakter der Subjekte bei der Erkenntnis.


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