Stoische Ruhe: 7 antike Strategien gegen Stress
Viele Selbsthilfebücher greifen auf die Lehren des Stoizismus zurück – eine von Zenon von Kition begründete Lebensschule, der auch Seneca und Marcus Aurelius angehörten. Ein Teil der kognitiven Verhaltenstherapie wird ebenfalls von diesem philosophischen Ansatz genährt. Obwohl mehr als zweitausend Jahre vergangen sind, seit Chrysippus von Soloi oder Epiktetus ihre stoischen Werke veröffentlichten, sind diese Gedanken noch immer aktuell. Der Stoizismus ist erneut in Mode und hat in der aktuellen Zeit der Ungewissheit, Veränderung und Verwirrung eindeutig eine Daseinsberechtigung. Wir präsentieren heute verschiedene Strategien, die dir helfen werden, stoische Ruhe zu erlangen. Lies weiter!
Wenn das Leben unsicher ist, zittert auch der Verstand, wir wissen nicht, woran wir uns festhalten sollen, was zu Stress und Angst führt. Mehr als Vergnügen brauchen wir Sicherheit. Der Stoizismus kann dir helfen, Bewältigungsfähigkeiten zu entwickeln und deine Widerstandskraft zu fördern.
“Wir sollten ausgedehnte Spaziergänge unternehmen, damit unser Verstand von der frischen Luft und den tiefen Atemzügen erfrischt und genährt wird.”
Seneca
Stoische Ruhe zum besseren Umgang mit Ängsten und Sorgen
Der Stoizismus lehrt, dass wir alle durch die Kontrolle des Geistes Wohlbefinden erreichen können. Wir können Angst durch die Akzeptanz jener Dinge, die wir nicht kontrollieren können, lindern. Außerdem können wir unseren psychischen Zustand durch Kontemplation und die Veränderung unserer Einstellung verbessern.
Du fragst dich, ob es sich lohnt, eine antike Lehre zu entstauben, um Stress und Angst abzulegen? Forscher des Birkbeck’s Affective and Cognitive Neuroscience Laboratory haben sich genau diese Frage gestellt.
Es wird dich freuen zu erfahren, dass dieser Ansatz, der seinen Ursprung in der hellenistischen Zeit hat, Menschen, die zu übermäßiger Sorge neigen, erhebliche Vorteile bietet. Es handelt sich um ein kognitiv wertvolles Werkzeug, das den heutigen psychologischen Behandlungen würdig ist. Warum es nicht in die Praxis umsetzen? Nutze die stoischen Strategien, um Stress abzubauen.
“Du hast Macht über deinen Geist, nicht über äußere Ereignisse. Mach dir das klar, und du wirst Kraft finden.”
Marcus Aurelius
1. Umformulierung: Du bist nicht, was du denkst
Die Stoiker lehrten Mäßigkeit und Gelassenheit, um in widrigen Situationen die Kontrolle zu bewahren. Um dies zu erreichen, musst du deinen Verstand beherrschen. Stress und Ängste entstehen oft durch unsere Besessenheit, jedem Gedanken einen Wert zu geben: “Ich bin ungeschickt, alles wird schiefgehen, ich bin wertlos, die Welt ist mir zuwider, ich bin ein Versager”…
Es ist an der Zeit zu verstehen, dass wir nicht das sind, was wir fühlen oder denken. Wir sind die Person, die diese schädlichen Ideen in sich trägt, und deshalb haben wir die Macht, diese negative und zermürbende Dynamik zu ändern. Höre damit auf, dich selbst zu verurteilen und dich von deiner Angst fesseln zu lassen.
2. Stoische Ruhe: Werde aktiv und stoppe das ewige Gedankenkarussell
Der Stoizismus lehrt ein einfaches Grundprinzip des Wohlbefindens: Du kannst dem endlosen Labyrinth der Sorgen entkommen, indem du Lösungsstrategien entwickelst und dich von deinem Kummer löst. Lasse nicht zu, dass dir deine negativen Gedanken alle Hoffnung nehmen und dich in den Abgrund ziehen.
Vermeide Negativität und Katastrophengedanken und suche kreative Wege, um diesem Kreislauf zu entkommen.
3. Konzentriere dich auf das Wesentliche
Bist du in der Lage, Unwichtiges von Wichtigem zu unterscheiden? Was kannst du kontrollieren, was entzieht sich deiner Kontrolle? Die Stoiker definierten die Dichotomie der Kontrolle als die wichtigste Strategie für das menschliche Wohlbefinden.
Du musst jene Dinge, die du kontrollieren kannst, von denen, die du nicht kontrollieren kannst, trennen. Letztere musst du akzeptieren, denn du kannst nichts tun. Um die überwältigende Last des Stresses zu reduzieren, musst du dich außerdem auf das Wesentliche konzentrieren und Prioritäten setzen. Es ist an der Zeit, Dinge loszulassen…
4. Ordne deine Gedanken
Wenn wir einen Apfel, eine Kirsche oder einen Pfirsich essen, sind wir uns immer bewusst, dass wir einen Teil dieser köstlichen Früchte nicht verspeisen können. Wir schneiden sie auf und entfernen die Kerne. Genau das, musst du mit deinem Verstand tun: Konzentriere dich nicht auf deine Sorgen und schädliche Gedanken. Entferne aus deinem Leben, was deine Hoffnung nicht nährt und dich nicht weiterbringt.
5. Kognitive Distanz
Diese Strategie hilft dir, stoische Ruhe zu finden. Wie Epiktet einst sagte, sind es nicht die Dinge, die uns stören, sondern unsere Meinungen über diese Dinge. Es ist die Art und Weise, wie wir interpretieren, was uns widerfährt, die unseren Gemütszustand bestimmt.
Marcus Aurelius sprach von der Notwendigkeit, unsere Urteile von äußeren Ereignissen zu trennen. Diese Idee bezeichnen wir heute als kognitive Distanz. Wir müssen unsere Realität mit weniger Voreingenommenheit und aus einer größeren emotionalen Distanz betrachten. Erst wenn wir das, was uns umgibt, aus einem größeren Blickwinkel betrachten, entdecken wir, dass nichts so bedrohlich ist, wie es scheint.
“Diejenigen, die nicht mit Aufmerksamkeit den Bewegungen ihrer eigenen Seele folgen, geraten notwendig ins Unglück.”
Marcus Aurelius
6. Halte an der Gegenwart fest
Es gibt noch eine andere Lehre, die uns Marcus Aurelius in seinen “Meditationen” vermacht hat. Er verweist darauf, wie wichtig es ist, den Geist auf die Gegenwart zu konzentrieren, um die Last der Sorgen zu verringern. Wir haben die unbewusste Tendenz, uns fast ständig mit der Zukunft zu beschäftigen.
In einer so unsicheren Welt ist es üblich, quälende Filme darüber zu drehen, was das Morgen bringen wird. Das sollten wir vermeiden. Die stoische Haltung lehrt uns, die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken. Wir können nur die Gegenwart kontrollieren und eine gelassene, zuversichtliche Haltung einnehmen.
7. Such dir ein Hobby, sei aktiv
Trainiere deinen Körper und Geist, bewege dich, entdecke neue Hobbys und Leidenschaften, motiviere dein Gehirn. Etwas so Einfaches wie ein täglicher Spaziergang reduziert die endlose Last des Stresses. Eine neue Freundschaft, die Entdeckung anderer Wissensgebiete oder bereichernde Praktiken sind kathartische Wege, um sich besser zu fühlen.
Die Stoiker haben uns ein Lebensmodell hinterlassen, das wir zu unserem Vorteil nutzen können. Ihr Ziel war es, inneres Gleichgewicht zu erreichen, in dem sie ihre Energie auf eine tugendhafte Weise kanalisierten. Dazu kontrollierten sie ihren Verstand und regulierten ihre Emotionen, um alles zu akzeptieren, was das Schicksal ihnen bescherte – das Gute und das Schlechte. Diese alte Weisheit ist auch in unserem modernen Leben inspirierend. Praktiziere stoische Ruhe, um dein Wohlbefinden zu verbessern!
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Brown, M.E.L., MacLellan, A., Laughey, W. et al. Can stoic training develop medical student empathy and resilience? A mixed-methods study. BMC Med Educ 22, 340 (2022). https://doi.org/10.1186/s12909-022-03391-x
- Maclellan, Alexander and Derakhshan, Nazanin (2021) The effects of Stoic training and Adaptive Cognitive Training on emotional vulnerability in high worriers. Cognitive Therapy and Research 45 , pp. 730-744. ISSN 0147-5916.
- Murray, Greg & Judd, Fiona & Jackson, Henry & Fraser, Caitlin & Komiti, Angela & Pattison, Pip & Wearing, Alex & Robins, Garry. (2008). Big boys don’t cry: An investigation of stoicism and its mental health outcomes. Personality and Individual Differences. 44. 1369-1381. 10.1016/j.paid.2007.12.005.