Soziale Arbeit - ein typischer “Frauenberuf”?

Soziale Arbeit umfasst einen wichtigen Bereich, der sich um das Wohlbefinden anderer kümmert und professionell gestaltet ist. Ein typisches Frauenstudium? Mitnichten.
Soziale Arbeit - ein typischer “Frauenberuf”?

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 13. Juni 2023

Der Studiengang Soziale Arbeit zählt laut statista zu den zehn beliebtesten Studiengängen Deutschlands. Mehrheitlich sind es Frauen, die sich für die Aufnahme dieses Studienganges entscheiden. Dabei erfahren Sozialarbeiter in ihren Berufen häufig die gleichen Probleme wie Vertreter anderer sozialer Berufe, wozu auch wenig Anerkennung für die geleistete Arbeit zählt. Dass ausgerechnet Soziale Arbeit als typischer “Frauenberuf” häufig das Image keiner vollwertigen Profession besitzt, ist dabei keineswegs Zufall.

Soziale Arbeit und professionalisierte Sorgearbeit

Soziale Arbeit umfasst einen wichtigen Bereich, der sich um das Wohlbefinden anderer kümmert und professionell gestaltet ist. Innerhalb dieses Bereichs gibt es eine Vielzahl von Tätigkeiten, die das Wohlergehen anderer Menschen gewährleisten. Dabei geht es nicht nur um traditionelle Rollen im Haushalt wie die Erziehung und Versorgung von Kindern, das Zubereiten von Mahlzeiten, das Reinigen oder Einkaufen. Vielmehr handelt es sich um eine vielfältige Berufswelt, die in einem institutionalisierten Rahmen stattfindet.

Ein Studium der Sozialen Arbeit bietet also weit mehr als die klassischen Berufe, die oft mit Sorgearbeit in Verbindung gebracht werden. Es beinhaltet auch wesentliche Aspekte aus dem Bereich Wirtschaft.

Wer zum Beispiel ein Fernstudium Soziale Arbeit wählt, begegnet während den sechs Bachelor-Semestern interdisziplinären Elementen aus der Wirtschaft, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Ethik und dem Recht. Die Studieninhalte basieren dabei auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und genügen den gleichen Ansprüchen wie auch andere Fachrichtungen.

Hier geht es um die Gestaltung und Organisation von sozialen Dienstleistungen sowie um die Entwicklung nachhaltiger und effektiver Strukturen, die den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Mit diesem Studium eröffnen sich spannende Berufsmöglichkeiten, bei denen soziales Engagement und ökonomisches Denken miteinander verbunden werden.

Die Absolventinnen und Absolventen des Studienganges Soziale Arbeit sind bestens ausgebildet, um verantwortungsvolle Positionen in verschiedenen Bereichen einzunehmen. Sie können als Fachkräfte in der Sozialarbeit, in der Jugend- und Altenhilfe, im Gesundheitswesen oder in der Gemeinwesenarbeit tätig sein. Durch ihre fundierte Ausbildung sind sie in der Lage, nachhaltige Lösungen zu entwickeln und soziale Projekte erfolgreich zu planen und umzusetzen.

Dieses Berufsbild bietet eine vielfältige und zukunftsorientierte Berufsperspektive, die weit über traditionelle Klischees hinausgeht. Es vereint die Fürsorge für andere mit einem wirtschaftlichen Verständnis, um sozialen Wandel voranzutreiben und die Lebensqualität von Menschen zu verbessern. Ein typisches Frauenstudium? Mitnichten.

Soziale Arbeit mit Jugendlichen

Das Frauenbild und Soziale Arbeit

Soziale Berufe, so auch die Soziale Arbeit, sind häufig typische Frauenberufe. Doch woran liegt das?

In der Soziologie sehen Forscher gesellschaftlich geteilte Vorstellungen über die Rolle der Frau hierfür mitverantwortlich. Die typische Mutterrolle und das traditionelle Frauenbild beschreiben Weiblichkeit als Ausdruck von Fürsorge gegenüber Kindern und Ehemännern. Diese Werte und Normen sind von vielen verinnerlicht, auch wenn alte Strukturen allmählich aufbrechen, und führen dazu, dass sich vermehrt Frauen für die Ausübung sozialer Berufe entscheiden.

Die Ursprünge dieser Geschlechterbilder sind vielfältig. Sicherlich spielt es eine große Rolle, dass Frauen von Natur aus biologische Vorteile gegenüber Männern haben, die ihnen die Kindererziehung erleichtern, zum Beispiel das Stillen des Kindes. Vermutlich erfolgte daher im Laufe der Geschichte eine Spezialisierung der Frauen auf Tätigkeiten, die sich um die Versorgung der Kinder drehten.

Männer, die hingegen muskuläre Vorteile aufzeigen, übernahmen vermehrt Aufgaben, die mit körperlicher Arbeit verbunden sind. So entstand eine Arbeitsteilung, die in den traditionellen Beziehungen zwischen Mann und Frau spätestens mit Beginn der Industrialisierung für ein Problem sorgte: Ein ökonomisches Ungleichgewicht entstand, bei dem der finanziell starke Mann als alleiniger Ernährer der Familie in eine übergeordnete Position rückte. Die Frau blieb Zuhause und verrichtete Sorgearbeit, die ebenso wichtig, aber ohne Entlohnung stattfand.

Soziale Arbeit

Einer der Gründe, weshalb soziale Berufe heute immer noch um ihre Anerkennung und eine faire Bezahlung kämpfen müssen, liegt eben hier. Die traditionellen Strukturen implizieren, dass Sorgearbeit keine Tätigkeit ist, die entlohnt werden muss – was natürlich einem Irrglauben entspringt. Ohne geleistete Sorgearbeit hat die Wirtschaft schon bald keine Arbeitskraft mehr und Menschen sind ohnehin mehr als ihre Rolle als Erwerbstätige.

Bessere Berufsaussichten ermöglicht ein Studium der Sozialen Arbeit, welches mithilfe einer akademischen Professionalisierung nicht nur für fairere Löhne, sondern auch gesteigerte Wertschätzung kämpft. Die Gehaltsaussichten steigen mit dem Erlangen eines akademischen Abschlusses ebenso wie die allgemeinen Karrierechancen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.