Sextoys als Beziehungsauffrischer - ein sexualpsychologischer Einblick
Sextoys für Paare sind sehr populär, es gibt viele Angebote und zahlreiche Nutzer, die sie in der Nachttischschublade bereithalten. Doch wie wirkt sich das auf die Beziehung und auf die Sexualität aus?
Eine bekannte Paar- und Sexualtherapeutin aus Hamburg, hat sich bereits vor rund zehn Jahren in den deutschen Medien zum Thema Sextoys in Beziehungen geäußert, wobei sie Paaren eher davon abrät. Die Sexologin und Neuropsychologin geht davon aus, dass Menschen sich lieber direkt mit ihrem Körper beziehungsweise dem Körper des Partners oder der Partnerin auseinandersetzen sollten. Sie erwähnt, dass Frauen durch den Gebrauch von Sextoys abstumpfen oder sich das Erregungsspektrum reduzieren könnte. Diese Expertin empfiehlt Sextoys nur jenen Frauen, denen es schwerfällt, einen Orgasmus zu erreichen.
Die Realität sieht jedoch anders aus: Laut einer Studie an 1.000 Menschen gaben über 60 Prozent der Befragten Europäer an, Sexspielzeug regelmäßig in der Beziehung zu nutzen, um ihr Sexualleben so spannend wie möglich zu gestalten. Wir schauen uns anschließend diese Umfrage etwas genauer an.
Mehr als die Hälfte der Deutschen verwenden Sextoys, um ihre Fantasien und Wünsche auszuleben oder Abwechslung in der Beziehung zu erleben. Denn seien wir ehrlich: Irgendwann stellt sich in jeder Beziehung eine Routine ein! Es gibt Sexspielzeug für jeden Geschmack, vom Paar-Vibrator bis zur Sexpuppe (es gibt männliche und weibliche Exemplare). Für jeden ist etwas dabei, um die Leidenschaft neu zu entfachen und das Liebesleben aufregender zu gestalten.
Bessere Kommunikation durch Sextoys
Überraschend ist auch, dass 49 Prozent der Teilnehmenden erklärten, dass sie durch die Verwendung eines Vibrators häufig kommunizieren, und zwar beim Sex, über Sex, aber auch über ganz andere Themen. Von den Befragten, die keinen Vibrator hatten, gaben nur 29 Prozent an, dass sie mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin häufig kommunizieren.
Ein klares Indiz dafür, dass Sexspielzeug eine offene und ehrliche Kommunikation in der Beziehung fördern könnte. Paare, die offen über Sex sprechen, um die gegenseitigen Bedürfnisse zu befriedigen, entwickeln ein tiefes Vertrauen und können Blockaden abbauen, was ihnen auch außerhalb des Schlafzimmers Vorteile bringt und die Kommunikation verbessert.
Die Kommunikation ist für das Liebesleben grundlegend, denn die wenigsten Menschen können Gedanken lesen, auch wenn sie ihre Partnerin oder ihren Partner gut kennen. Wer über seine Wünsche und Vorlieben spricht und auf die andere Person eingeht, kann die Sexualität intensiver und befriedigender erleben. Aus einer mittelmäßigen sexuellen Begegnung kann so eine unvergessliche Nacht werden.
Die genannte Studie weist darauf hin, dass die Verwendung von Sextoys in einer Beziehung die Kompetenz, Anweisungen zu geben, verbessert. So gaben 29 Prozent der Befragten mit Vibrator an, keine Bedenken zu haben, ihrem Partner oder ihrer Partnerin klare Anweisungen zu geben. Von denjenigen, die keine Vibratoren besitzen, gaben nur 17 Prozent an, in der Lage zu sein, ohne Scheu und Unbehagen ihren Partner oder ihre Partnerin mit Anweisungen in die richtige Richtung zu führen.
Einer Studie zufolge ist bereits der Kauf von Sexspielzeug mit mehr Kommunikation zwischen den Partnern verbunden. Da diese Sextoys gemeinsam verwendet werden, wählen die Paare sie meistens auch zusammen aus. Sie müssen also bereits zu diesem Zeitpunkt offen über ihre Präferenzen und Bedürfnisse sprechen. Diese Offenheit kann das Sexualleben und die Beziehung verbessern.
Belegt wird das in der zitierten Studie: 51 Prozent derjenigen, die bereits Sexspielzeug gekauft haben, gaben an, dass sie “oft” oder “sehr oft” mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin über Sex sprechen. Dem gegenüber bestätigten nur 28 Prozent der Teilnehmenden, die noch nie ein Sexspielzeug gekauft haben, dass sie “oft” oder “sehr oft” in der Beziehung über Sex sprechen.
Die Ergebnisse der Studie weisen also darauf hin, dass schon der Kauf von Sexspielzeug die offene und ehrliche Kommunikation fördern kann und dass Paare, die Sexspielzeug verwenden, häufiger und besser miteinander kommunizieren. Außerdem hält Sexspielzeug die Beziehung frisch und sorgt für Abwechslung.
Der Tenga Lustreport aus dem Jahr 2020 berichtet, dass rund 47 Prozent der Männer und rund 61 Prozent der Frauen in Deutschland Sextoys verwenden.
Sexspielzeug in der Fernbeziehung hält Liebe auf Distanz frisch
In der Fernbeziehung kann Sexspielzeug helfen, ein gemeinsames Liebesleben aufrechtzuerhalten. Dabei hat jeder ein Sexspielzeug seiner Wahl parat und nutzt es beim gemeinsamen Video-Chat. Das hat den Vorteil, dass man trotz Distanz positive sexuelle Gefühle zusammen erlebt und sich einander näher fühlt. Dadurch vermissen sich die Partner vielleicht nicht mehr ganz so doll und haben weniger Interesse daran, fremdzugehen.
Wie wir gesehen haben, fördert die Kommunikation im sexuellen Bereich auch offene und ehrliche Gespräche in anderen Bereichen. Eine offene Kommunikation und Transparenz sind in einer Fernbeziehung besonders wichtig, denn es passiert schnell, dass man sich vom Partner oder der Partnerin vernachlässigt und vergessen fühlt. Der direkte Kontakt fehlt, Besuche sind vielleicht selten möglich und die Sehnsucht wird immer größer. Die gemeinsame Verwendung von Sexspielzeug kann helfen. Auf die Spitze getrieben wird das durch Sexspielzeug, das sich per App steuern lässt. Es gibt inzwischen mehrere Möglichkeiten, die auch auf lange Distanz funktionieren und somit bei einer Fernbeziehung eine tolle Lösung sind.
Fazit
Die zitierte Studie zeigt, dass es weder dem Sexualleben noch der Beziehung schadet, wenn man Sextoys benutzt. Ganz im Gegenteil! Diese Hilfsmittel können die Kommunikation fördern, sorgen für Abwechslung und bringen Farbe in die graue Routine. Grundvoraussetzung ist, dass beide Partner sich damit wohlfühlen. Die Accessoires sollten nur eine Ergänzung sein und keinen Stress verursachen. Und wir dürfen auch nicht vergessen, dass kein Sextoy eine Beziehung retten kann. Bei Beziehungsproblemen kann höchstens eine Paartherapie helfen.