Neuropsychologische Rehabilitation
Gegenwärtig steht die neuropsychologische Rehabilitation aufgrund ihrer großen Wirksamkeit bei der Behandlung traumatischer Ereignisse des Gehirns im Rampenlicht des Gesundheitswesens. Wir möchten darauf hinweisen, dass ein Rehabilitationsprozess von höchster Wichtigkeit ist, damit ein Mensch seine Autonomie beibehalten kann. Dadurch kann er sich dann auch wesentlich besser wieder in die Gemeinschaft integrieren.
Bei der Auswahl eines geeigneten neuropsychologischen Rehabilitationsplans müssen verschiedene Dinge berücksichtigt werden. Das liegt daran, dass jeder einzelne Aspekt sowohl den Verlauf der Therapie als auch die Ergebnisse beeinflussen kann. Aber welche Variablen sind für eine neuropsychologische Rehabilitation relevant? Das wollen wir dir in unserem heutigen Artikel erläutern.
Neuropsychologische Rehabilitation: Verletzungsvariablen
Zuerst einmal gibt es verschiedene Verletzungsvariablen. Hierbei geht es um die Aspekte, die direkt mit der Verletzung des Patienten in Zusammenhang stehen. Und ganz besonders mit der direkten Schädigung der Hirnstruktur und deren Funktion.
Ort
Eine der zu berücksichtigenden Variablen ist der Ort der Hirnverletzung und auch deren Ursache. Kraniozerebrale Traumata, Schlaganfälle, Hirntumore oder Infektionserkrankungen, die das Gehirn schädigen, zählen zu den häufigsten Ursachen.
Beim Schlaganfall können zwei Hauptvarianten auftreten:
- Ischämischer Schlaganfall: In diesem Fall sind eine oder mehrere Arterien (meistens durch Blutgerinnsel) im Gehirn blockiert. Außerdem entsteht der Schaden hauptsächlich in der weißen Substanz.
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Aufgrund der Ruptur einer Arterie treten Blutungen im Gehirn auf. Diese Blutungen wirken sich stärker auf die graue Hirnsubstanz aus.
Darüber hinaus gibt es auch zwei Arten kraniozerebraler Traumata:
- Die erste ist eine offene Kopfverletzung. Hierbei konzentrieren sich die Läsionen, weshalb nur bestimmte Hirnareale betroffen sind.
- Außerdem gibt es geschlossene Kopfverletzungen, bei denen die Läsionen oftmals diffuser im Gehirn verteilt sind.
Die Identifikation des Ursprungs und die Lokalisierung der Läsion ist sehr wichtig, um die verletzten und nicht betroffenen Hirnareale genau zu kennen. Denn dies ist die Grundlage, um die geeignetsten Strategien und Maßnahmen für die neuropsychologische Rehabilitation zu entwickeln.
Intensität und Schwere der Verletzung
Die Schwere der Läsionen bedingt in vielen Fällen das Ausmaß der Konsequenzen. Eine Möglichkeit, um den Schweregrad der Verletzung zu bestimmen, ist die Dauer der Amnesie nach der Schädigung. Mit anderen Worten, wie viel Zeit der Patient benötigt, um sich daran zu erinnern, dass er einen Hirnschaden erlitten hat und sich in der Rekonvaleszenzphase befindet.
Außerdem können Ärzte während des Krankenhausaufenthaltes des Patienten die Intensität der Verletzung mit der Glasgow-Koma-Skala bestimmen. Hierbei handelt es sich um einen Fragebogen, mit dem der Grad des Bewusstseins anhand von okularen, verbalen und motorischen Reaktionen des Verletzten gemessen wird.
Der ideale Wert sind 15 Punkte. Dies bedeutet, dass ein Mensch keine Schädigung hat. Wenn ein Patient dagegen einen Wert von drei, vier oder fünf hat, bedeutet das, dass diese Menschen häufig Probleme haben werden, künftig ein unabhängiges Leben zu führen.
Zeitdauer bis zur ersten Verbesserung des Zustandes
Gemeint ist die Zeit, die es dauert, bis ein Patient erste Verbesserungen seines Zustandes aufweist. Allerdings muss hierbei auch berücksichtigt werden, wie viel Zeit zwischen dem Verletzungsereignis und dem Beginn der Behandlung vergangen ist.
Daher ist es auch so wichtig, dass eine neuropsychologische Rehabilitation möglichst schnell beginnt. Wenn der Patient innerhalb kurzer Zeit Verbesserungen zeigt, bedeutet dies, dass eine geringfügigere Hirnschädigung vorliegt. Infolgedessen ist der Schaden ernsthafter, je länger es dauert, bis die Genesung des Patienten beginnt.
Persönliche Variablen
Diese Variablen sind wichtig, um zu wissen, wie der Patient vor der Verletzung war. So können spezifische langfristige Ziele definiert werden, die durch die neuropsychologische Rehabilitation erreicht werden sollen. Daher müssen die behandelnden Ärzte auch den Funktionsstatus eines Patienten vor der Verletzung und seine individuellen Merkmale und Eigenschaften berücksichtigen.
Zuerst einmal ist das Alter eines Patienten sehr wichtig. Je jünger ein Mensch ist, desto schneller wird er sich normalerweise regenerieren. Mit anderen Worten, die neuropsychologische Rehabilitation ist bei jüngeren Patienten schneller.
Darüber hinaus ist auch die kognitive Reserve eine sehr wichtige Variable, da sie als Neuroprotektor fungiert. Forscher fanden heraus, dass Menschen mit höherem Bildungsstand mehr neuronale Verbindungen im Gehirn haben. Daher können sie von einer besseren Funktionskompensation profitieren. Und demzufolge sind die Symptome nicht so einschränkend und die neuropsychologische Rehabilitation ist bei diesen Patienten effektiver.
Neuropsychologische Rehabilitation: Umgebungsvariablen
Kontextvariablen beziehen sich auf die Umgebung und das Umfeld eines Patienten nach einer Hirnverletzung. Darüber hinaus werden auch die Menschen berücksichtigt, die den Patienten während des Rehabilitationsprozesses unterstützen.
Der erste Faktor ist die Familie. Sie kann Informationen über die Entwicklung des Patienten in unterschiedlichen Kontexten liefern. Außerdem kann sie zur Kontinuität dessen beitragen, was ein Patient während der Therapie tut und was er zu Hause tun muss.
Die Familienangehörigen eines Patienten helfen ihm, wenn sie seine Unabhängigkeit fördern und ihn zusätzlich motivieren. Wenn sich der Rehabilitationsprozess auch in den täglichen Aktivitäten widerspiegelt, ist dies für den Patienten eine große Erleichterung. Außerdem ist die Intervention und Beteiligung der Familie sehr wichtig, damit der Patient die in der Therapie erreichten Dinge gleichermaßen in seinem täglichen Leben umsetzen kann.
Darüber hinaus ist auch das Rehabilitationsteam eine wichtige Variable. Hierbei müssen sowohl das Arbeitsumfeld als auch ihr professionelles Verhalten berücksichtigt werden. Wenn sowohl das Team als auch der Patient eine positive Einstellung haben, wird sich die Prognose immer verbessern. Mit anderen Worten, die Therapie wird dadurch effektiver werden.
Abschließende Gedanken über die neuropsychologische Rehabilitation
Letztendlich ist es wichtig, dass der Rehabilitationsprozess von einem professionellen Team begleitet und durchgeführt wird. In ähnlicher Weise beeinflussen auch die anderen Variablen und Einflussfaktoren, über die wir gesprochen haben, den Verlauf und das Resultat der Behandlung.
Damit der gesamte Prozess optimal verläuft, müssen sich der Patient, seine Familie und auch das Rehabilitationsteam mit dem Interventionsvorschlag wohlfühlen und ihn befürworten. Eine angemessene Umgebung, auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmte Aktivitäten und eine gute Anpassung an seinen normalen Alltag sind hierbei gleichermaßen sehr hilfreich.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- García-Molina, A., López-Blasquéz, R., García-Rudolph, A., Sánchez-Carrión, R., Enseñat- Catallops, A., Tormes, J. & Roig-Rovira, T. (2015). Rehabilitación cognitiva en daño cerebral adquirido: variables que median en la respuesta al tratamiento, Rehabilitación (Madrid), 49(3), 144-149. http://dx.doi.org/10.1016/j.rh.2015.02.002
- Horwitz, J. & Horwitz N. (2013). Neurological Recovery and Plasticity. En Noogle, C. & Dean, R. (Ed.) Neuropsychological Rehabilitation (13-21). Nueva York, Estados Unidos: Springer Publishing Company,
- Prigatano, G. (1999). Principles of Neuropsichological Rehabilitation. New York: Oxford University Press, Inc.