Halte einen Moment inne: Höre darauf, was dir dein Unbehagen zu sagen hat
Wenn du dich unwohl fühlst, ist es manchmal die größte Herausforderung, für eine Sekunde innezuhalten. Wir denken, dass es zwecklos sei, wenn wir unseren unangenehmen Gefühlen zuhörten, nach einer Lösung suchten. Und wir verhalten uns so, als ob wir das Unbehagen nicht vernehmen könnten, erkennen es nicht an und akzeptieren es nicht. Stattdessen verstecken wir es oder stoßen es weg, weil wir schlicht keine schmerzhaften Gefühle akzeptieren wollen.
Denke aber daran, dass es keine guten oder schlechten Emotionen gibt. Wir brauchen jede, um unsere Welt wertschätzen zu können und um wir selbst zu bleiben. Wir vergessen auch, dass sich Emotionen auch gegen unseren Willen einschleichen und Raum einnehmen. Sie machen zwar keinen Lärm, sind aber voller Informationen. Ihnen zuzuhören hilft uns dabei, uns selbst besser zu verstehen. Wir tun also gut daran, sie nicht zu ignorieren.
Auf unsere Emotionen zu hören bedeutet, das, was aus unserem Inneren kommt, zunächst bedingungslos zu akzeptieren. Wir können nicht alles und jeden verurteilen und müssen regelrecht lernen, im Hier und Jetzt zu leben. Nichts davon ist einfach. Nun werden wir dir zeigen, wie man das Unbehagen akzeptieren und die Achtsamkeit als Mittel nutzen kann, um genau das zu tun.
Die harten Umstände, in denen wir feststecken, testen lediglich unsere Fähigkeit darin, sie zu überwinden.
Höre auf deine Emotionen und erkenne sie an – sie sind ein Teil von dir
Unseren Emotionen zuzuhören, sie zu akzeptieren und anzuerkennen bedeutet nicht, sich der Wirklichkeit widerstandslos zu fügen. Denn das hieße, uns geschlagen zu geben und uns selbst davon zu überzeugen, dass wir nichts gegen das tun können, was passiert. Auf der anderen Seite hilft uns die Akzeptanz und Wertschätzung unserer Gefühle dabei, zu verstehen, was passiert. Wir fühlen und lassen unser Empfinden wie einen anderen Teil unseres emotionalen Universums auf uns wirken. Davon sprechen wir, wenn wir sagen, es gehe darum, zunächst bedingungslos zu akzeptieren.
Diese initiale Akzeptanz macht uns der Macht unserer Gedanken, Emotionen und unserer inneren Sprache bewusst. Du wirst dich selbst damit überraschen, wie vorteilhaft es sein kann, auf dein Unbehagen zu hören und es zu konfrontieren, bevor es sich in dir festsetzt. Denke in diesem Zusammenhang daran, dass alles, was wir sag en oder denken, uns mehr schaden kann, als das, was wirklich passiert, egal, ob wir es anderen mitteilen. Genau genommen wird sich dieser Schaden vervielfachen, wenn du dich weigerst, deine Gefühle zu akzeptieren.
Wenn ein Patient in einer psychologischen Beratung dazu aufgeforder t wird, auf seine Emotionen zu achten, führt das oft zu signifikanten Veränderungen. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Patienten, der damit aufhörte, seine Panikattacken unterdrücken zu wollen, sobald er sie aufkommen spürte. Erst dann erkannte er, dass sein Angst vom Schmerz kam, der durch den Tod seines Kindes verursacht wurde. Und nachdem er die Quelle seiner Angst kannte, ließen die Panikattacken nach, bis sie schließlich verschwanden.
Die Weisheit, die deine Emotionen in sich bergen, wird in dem Moment offenbart, in dem du auf sie hörst und deinem Unbehagen Beachtung schenkst.
Was wir auf die Angst angewandt haben, kann uns auch bei anderen negativ geladenen Emotionen helfen. Diese erstrecken sich von der Traurigkeit bis zur Wut. Mit ihnen zusammenzuleben ist schwer, doch so können sie sprechen und du kannst aus ihnen lernen. Deshalb reiche ich eine einfache Idee weiter: Lass deine schmerzhaften Emotionen an die Oberfläche kommen. Höre dir ihre Nachricht an, ohne zu versuchen, sie frühzeitig zu verdrängen. Und suche nach professioneller Hilfe, wenn du dich durch sie überwältigt fühlst.
Die Achtsamkeit als Mittel für das Zuhören und die Akzeptanz
Einer der einfachsten Wege, um uns selbst zuzuhören und unser Unbehagen zu akzeptieren, ist der der Achtsamkeit. Unseren Emotionen zuzuhören ist einfacher, wenn wir unseren Geist beobachten. Daher hilft uns die Wahrnehmung unserer Gedanken dabei, die Details unserer Gefühle zu verstehen, die wir sonst übersehen hätten.
Das ist die Macht des Beobachtens. Wir schenken den Kleinigkeiten unserer Erfahrung nur Beachtung, wenn wir aufmerksam beobachten und unsere Fähigkeiten des Zuhörens nutzen. Deshalb ist es so wichtig, das zu beobachten, was wir denken, fühlen und in unserem Körper spüren. Und um das meiste aus dieser Beobachtung herauszuholen, dürfen wir nicht von unseren Erfahrungen weggezogen zu werden. Dafür kannst du diesen Strategien folgen:
- Atmen als Ausgangs- und Sammelpunkt. Die Atmung ist einer der einfachsten Wege, um uns selbst in den Moment zu befördern, in dem wir uns befinden. Uns darauf zu fokussieren, ist grundlegend, wenn wir damit beginnen, die Achtsamkeit zu trainieren. Sicher könntest du deinen Fokus für eine Sekunde verlieren und über deine Gedanken stolpern. Doch zu deiner Atmung zurückzukehren bringt dich zum Hier und Jetzt zurück.
- Bevor es besser wird, wird alles schlimmer. Wenn wir anfangen, auf unsere Gefühle zu hören und zu akzeptieren, was passiert, könnte unser Unbehagen tatsächlich wachsen. Doch denke daran, dass diese Entwicklung nur kurze Zeit andauert. Und wenn wir es richtig machen, wird es gar nicht lange dauern, bis wir Erfolge sehen und steigendes Wohlbefinden.
- Konzentriere dich auf jede Faser deines Körpers, um ihn wirklich kennenzulernen. Unser Körper birgt in sich eine Menge an Informationen. Dir über deine Sinneseindrücke und Anspannungen bewusst zu sein, hilft dir dabei, dich selbst besser zu kennen und deine Emotionen zu lösen.
- Sei dir und der Erfahrung gegenüber gütig. Oft sind wir unsere schlimmsten Richter. Wir verurteilen all unsere negativen Erfahrungen und vervielfachen dadurch unsere unangenehmen Gefühle. Was passiert ist, ist heute aber weder gut noch schlecht. Es ist einfach passiert und wir können es nicht verändern. Akzeptiere es und lass es Erfahrung ruhen, da Verurteilungen nicht helfen werden.
Nun hast du Mittel, um das Ignorieren von unangenehmen Gedanken, Gefühlen und Emotionen zu stoppen. Nun kannst du damit leben, ohne das Unbehagen zu nähren, indem du versuchst, es zu meiden. Höre einfach auf das, was dir dein Unbehagen und Schmerz zu sagen versuchen. Und lerne daraus, weil es den Schlüssel dazu enthält, es zu überstehen.