Gibt es Telepathie wirklich? Kann man die Gedanken anderer Menschen lesen?
Bis ins 20. Jahrhundert hinein sprach kein Mensch über die Telepathie. Es gibt keine Dokumente oder altertümliche Schriften, die sich auf dieses Phänomen beziehen. Was wir aber mit Sicherheit sagen können, ist Folgendes: Seit Menschen dieses Thema zum ersten Mal angeschnitten haben, ist die Telepathie der Ursprung von allerlei Kontroversen. Die Wissenschaft bestreitet bis jetzt ihre Existenz. Gleichzeitig hören wir von vielversprechenden Erfahrungen mit der Telepathie.
Wir definieren die Telepathie als Gedankenübertragung über eine gewisse Distanz, ohne den Gebrauch jeglicher technologischer Hilfsmittel. Sie ist eine Art “drahtlose Kommunikation” zwischen zwei menschlichen Gehirnen. Tausende Menschen behaupten, dass sie Telepathie schon erlebt hätten. Aber niemand kann dieses Phänomen in einem Labor wiederholen.
“Wenn die Telepathie die Art und Weise, wie Menschen kommunizieren, radikal verändern würde, dann müsste die ‚Telempathie‘ die Welt des menschlichen Einfühlungsvermögens revolutionieren.”
José Luis Rodríguez Jiménez
Wissenschaftler meinen, dass die Telepathie gemäß den Gesetzmäßigkeiten der Physik nicht möglich sei. Kein Gehirnabschnitt sei in der Lage, über jedwede Distanz als Kommunikationsempfänger oder -sender zu fungieren. Außerdem könne das elektromagnetische Potenzial des Gehirns keine Informationen transportieren. Zu guter Letzt verfüge das Gehirn über keinerlei Mittel und Hilfswege, um genau das zu tun – wenigstens, so weit wir bis jetzt wissen.
Laut den Gesetzmäßigkeiten der klassischen Physik ist die Telepathie also nicht möglich. Im Kontext der Quantenphysik sehen die Dinge jedoch ganz anders aus. In der Tat reden viele bekannte Physiker über dieses Phänomen. Sie zeigen sich offen für die Existenz der telepathischen Kommunikation. Dann sind wir mit diesem Thema also sicher noch nicht am Ende angekommen.
Experimente mit der Telepathie
Wir sagten ja bereits, dass es Tausende von Menschen gibt, die behaupten, dass sie telepathische Erfahrungen gemacht hätten. Im Lichte dieser Behauptung fassten einige Wissenschaftler den Entschluss, das Phänomen näher zu untersuchen.
Karl Zener führte eines der bekanntesten Experimente aus. Mit fünf Spielkarten überwachte er seine Teilnehmergruppe aufs Genaueste. Aus den Ergebnissen des Experiments konnte er allerdings keine soliden Schlussfolgerungen ziehen.
Montague Ullman und Stanley Krippner führten im Traumlabor des Maimonides Medical Center in Brooklyn (New York, USA) ab 1964 ebenfalls Telepathie-Experimente durch. Dabei wurde ganz speziell die telepathische Kommunikation in der REM-Phase des Nachtschlafs untersucht. In vielen Fällen erschien das vom Sender geistig übertragene Zielobjekt in den Träumen des Empfängers. Trotz dieser Ergebnisse wurde das Projekt abgebrochen.
Eine weitere berühmte Studie ist als das “Ganzfeld-Experiment” bekannt. Zwischen 1974 und 2004 führten die Forscher insgesamt 88 Experimente durch. Die Experimente ergaben, dass die telepathische Kommunikation in 37 % der Fälle funktionierte. Die Ergebnisse wurden sehr kontrovers diskutiert. Aus diesem Grund führten die Forscher eine weitere Experimentalreihe mit einer Erfolgsquote von 34 % durch. Diese Ergebnisse sind von statistischer Signifikanz, in der Praxis aber wurden sie stark angezweifelt. Deshalb gaben die Forscher das Projekt schlussendlich auf.
Rupert Sheldrake ist Biochemiker und Physiologe. Er führte im Zeitraum 2003-2004 ein weiteres telepathisches Experiment an der University of Cambridge (England, Vereinigtes Königreich) durch. Er ließ 63 freiwillige Testpersonen 571 telepathische Kommunikationsversuche anstellen. Seine Erfolgsquote lag dabei bei 41 %. Er veröffentliche seine Ergebnisse in mehreren wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
Die Telepathie und die Quantenphysik
Der umstrittenste Aspekt der Telepathie ist, dass sie die bekannten Gesetze der Physik und anderer Wissenschaften “herausfordert”. Die Möglichkeit ihrer Existenz würde Grundsätze, die wir für verbindlich und verbrieft halten, infrage stellen.
Es ist nicht möglich, Signale im Gehirn zu erzeugen, ohne interne oder sensorische Stimuli zu setzen, um diese Vorgänge auszulösen. So wenigstens schreiben es die herrschenden Gesetze der Physik und der Neurologie vor.
Die konventionelle Wissenschaft ist der Ansicht, dass das Denken ein biochemischer Vorgang sei. Demzufolge geschehe kein Denkvorgang ohne Stimulation. Und genau das macht die Telepathie ja aus – der “greifbare” Stimulus fehlt.
Jetzt sieht es also so aus, dass sich diese beiden Auffassungen gegenseitig ausschließen. Dennoch lassen gewisse Theorien in der Quantenphysik die Möglichkeit zu, dass es andere Arten der Stimulation gibt: Der Physiker und Mathematiker Sir Roger Penrose, der auch ein Fachmann in Bezug auf die Relativitätstheorie ist, nimmt an, das es eine Art Bio-Quantenphysik des Denkens gebe.
Der Anästhesist Stuart Hameroff an der University of Arizona (Arizona, USA) unterstützt diese Theorie maßgeblich. Die Penrose-Hameroff-Theorie öffnet neue Türen, um die Telepathie von einem wissenschaftlichen Standpunkt her zu sehen. Beide Forscher schlagen jedoch weniger eine Schlussfolgerung vor – eher ein neues Forschungsfeld.
Viele Menschen berichten, mit der Telepathie Erfahrungen gemacht zu haben. Es gibt seit ewigen Zeiten eine arrogante, überzeugte Denkweise, mit der die vorherrschende wissenschaftliche Theorie verteidigt wird. Diese verhindert oft, dass weitere maßgebliche Nachforschungen angestellt werden – einmal abgesehen von den vereinzelten Fällen, die wir weiter oben aufgezählt haben.
Bei der Telepathie tauchen weitere Probleme auf – sie wird landläufig mit Manipulation oder sogar mit Magie in Verbindung gebracht. Jetzt liegt es also an der Wissenschaft, ob die Forschungsreise hier endet oder ob eine neue Tür aufgestoßen wird. Dahinter liegt ein neuer Raum voller faszinierender Fragen.
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- Brigham, K., & Kumar, B. V. K. V. (2010). Imagined speech classification with EEG signals for silent communication: A preliminary investigation into synthetic telepathy. In 2010 4th International Conference on Bioinformatics and Biomedical Engineering, iCBBE 2010. https://doi.org/10.1109/ICBBE.2010.5515807
- Moulton, S. T., & Kosslyn, S. M. (2008). Using neuroimaging to resolve the psi debate. Journal of Cognitive Neuroscience, 20(1), 182–192. https://doi.org/10.1162/jocn.2008.20009