Düfte der Kindheit: Tore zu unserer emotionalen Vergangenheit

Düfte der Kindheit: Tore zu unserer emotionalen Vergangenheit

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Malkreiden, Schokoladenkuchen, frisch gemähtes Gras im Sommer, das Haus unserer Großeltern und das Parfüm unserer Mutter, wenn sie uns umarmte. Die Düfte der Kindheit liegen in unserem Gehirn und funktionieren wie angelehnte Türen, wie kraftvolle Anker einer emotionalen Vergangenheit.

Manche Menschen nutzen den Ausdruck “Geruchs-Flashback”, um sich auf diese intime Beziehung zwischen Gerüchen und Erinnerungen an die Kindheit zu beziehen. Bis zum Alter von fünf Jahren ist die Art, auf die ein Kind seine Erinnerung speichert, eng mit dem Geruchssinn verbunden. Aber sobald wir älter werden, beginnen das Sehen und Hören diesen Sinn zu überwiegen.

Kinder haben ihre ganz eigene Art, zu fühlen und die Welt zu verstehen. Diese können wir nicht ersetzen; Kinder müssen ihren eigenen Erfahrungsschatz an positiver Unterstützung, Zuneigung und wunderbaren Entdeckungen sammeln.

Die Beziehung zwischen Geruch und Kindheitserinnerungen wurde bisher noch nicht eingehend erforscht. Forscher wie Dr. Maria Larsson enthüllten jedoch die Tatsache, dass die Nase der “physische Eingang” zu unserer emotionalen Welt ist.

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Düfte der Kindheit: Eine direkte Verbindung zu unseren Emotionen

Helen Fields, Schriftstellerin und Expertin für Medizin erklärt in ihrem Buch Fragrant Flashbacks  (zu Deutsch: Geruchs-Flashbacks ), dass während unserer frühen Kindheit Geruchs- und Geschmackssinn unsere wichtigsten “chemischen Kanäle” sind, um die Welt zu verstehen. Nach dem Alter von fünf Jahren haben wir nicht länger das Bedürfnis, uns Dinge in den Mund zu stecken und auch unsere Nase wird weniger aufnahmefähig.

Wir mögen nun denken, dass der Geruch ein Sinn ist, mit dem sich nur Sommeliers und Parfümeure auskennen, aber tatsächlich ist er der mächtigste Kanal, der sich mit unserem Gehirn verbindet. Gerüche sind dazu fähig, Emotionen und bestimmte Erinnerungen zu aktivieren.

“Es gibt nur einen Geruch, der es mit dem Geruch eines Sturms aufnehmen kann: der Geruch eines Holzstifts.”

Ramon Gomez de la Serna

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Wie Gerüche Emotionen aktivieren

Wenn Geruchsmoleküle, beispielsweise die einer Blume oder nasser Erde, sich in unserer Nase sammeln, senden sie ein Signal über den Riechkolben in höhere Zentren. Im Riechkolben beginnt die faszinierende Reise, die das Signal auf zwei bestimmten Kanälen weiterträgt. Zunächst zum olfaktorischen Cortex, um den Geruch zu identifizieren und zu klassifizieren. Auch wird das olfaktorische Signal zur Amygdala geleitet, einem Bereich, der mit den Emotionen verbunden ist, unterhalb des Hippocampus, der für unser Gedächtnis eine wichtige Rolle spielt.

Gemäß einer Studie, die in den 1990er Jahren im Monell Chemical Sciences Center in Philadelphia (Pennsylvania, USA) ausgetragen wurde, sind Babies bereits vor der Geburt für Gerüche empfänglich. Durch Fruchtwasseruntersuchungen wurde herausgefunden, dass die Ernährung der Mutter in Gerüchen durch das Fruchtwasser wahrgenommen werden kann und der Fötus daher schon sehr früh zu lernen beginnt.

Wie wir hier sehen können, geht der Geruchssinn aus einem bestimmten Grund immer Hand in Hand mit den Emotionen. Ein angenehmer Geruch vermittelt uns nicht nur Behaglichkeit oder erweckt positive Erinnerungen, er kann uns ebenso anregen, mehr zu konsumieren. Daher nutzen schon viele Geschäfte Neuromarketing, um aus der Kraft unserer Emotionen durch Gerüche Nutzen zu ziehen.

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Olfaktorische Erinnerungstherapie

Wir alle haben schon diese Kindheitsgerüche erlebt, die plötzlich kommen, wenn wir sie am wenigsten erwarten: wenn du ein altes Buch öffnest und ein seltsames Déjà-vu erlebst oder den Duft von Zimtkuchen mit deiner Großmutter in Verbindung bringst, da sie diesen früher immer gebacken hat.

Denke daran, dass die Zeit kommen wird, in der wir diesen magischen Pfad verlieren werden, der die Gerüchte mit Emotionen verbindet. Und das ist genau das, was in der frühen Entwicklung von Morbus Alzheimer oder Parkinson geschieht.

Es gibt sehr interessante Therapien, die danach streben, den Verlust des olfaktorischen Gedächtnisses durch Stimulation aufzuhalten. Es ist ebenso möglich, dass diese Therapien dafür eingesetzt werden können, die Manifestation neurologischer Störungen zu verzögern.

Es ist eine bekannte Tatsache, dass im Falle von Morbus Alzheimer der emotionale Aspekt sehr lebendig und aktiv ist. Daher ist der Gebrauch des Geruchssinn als Mechanismus, um Erinnerungen durch Emotionen zu aktivieren, definitiv ein interessanter Therapieansatz.

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Es gibt Übungen wie Spaziergänge nach einem Regentag, die Düfte aus der Küche überallhin strömen zu lassen, oder an frisch gewaschener Kleidung zu riechen. Diese könnten tägliche Übungen sein, um die neurodegenerativen Krankheiten zu verlangsamen und darüber hinaus das Wohlbefinden des Patienten zu verbessern, indem die Rückbesinnung auf bezeichnende Momente ihrer Vergangenheit gefördert wird.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.