Draußen zu Hause – darum ist Naturerziehung wichtig für dein Kind

Das Spielen im Freien wird bei Kindern im Schulalter mit der Entwicklung von Kernkompetenzen wie lösungsorientiertem Denken, Kreativität, Risikoerkennung und Selbstregulierung in Verbindung gebracht.
Draußen zu Hause – darum ist Naturerziehung wichtig für dein Kind

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 19. Dezember 2023

„Am Ende des Tages sollen deine Füße dreckig sein, dein Haar zerzaust und deine Augen sollen leuchten.“ Das Spielen in der Natur ist für die Entwicklung deines Kindes vor allem in den ersten Lebensjahren besonders wichtig.

Das Lernen im Freien lässt Kinder Sinneserfahrungen auf vielfältige Weise erleben. Durch die Berührung mit der Natur entwickelt dein Kind eine selbstverständliche Verbindung zur Umwelt. Überdies kann es draußen eine Vielzahl körperlicher Fähigkeiten ausbilden, die für eine gesunde Entwicklung unerlässlich sind.

Wir erklären, warum und wie du mit deinem Kind möglichst viel Zeit im Grünen verbringen solltest – und das gerne auch bei Wind und Wetter.

Ein Gefühl für Umwelt und Natur ausbilden

Die Kinder, die heute geboren werden, gehören zu einer der ersten Generationen, die niemals eine Zeit erlebt haben, in der es keine sozialen Medien gab. Sie werden technisch versierter sein als alle vorangegangenen Generationen und die moderne Technik als selbstverständliches Werkzeug begreifen.

Zwar können uns moderne Technologien weit bringen, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden, es ist und bleibt jedoch wichtig, dass dein Kind sich mindestens ebenso mit der Natur verbunden fühlt und in und von ihr lernt.

Gerade in Zeiten von Klimawandel und drängenden Umweltproblemen spielt das Gefühl unserer Kinder für die Natur eine zunehmend wichtige Rolle. Das Spielen in der freien Natur ist damit viel mehr als eine Alternative zur Bildschirmzeit. Tatsächlich halten sich Kinder jedoch immer weniger Zeit im Freien auf. Einer Studie zufolge verbringen Kinder in Deutschland 25 Prozent weniger Zeit damit, draußen zu spielen, als ihre Elterngeneration.

mädchen versteckt sich in der natur

Stressabbau und verbessertes Lernen

Es lohnt sich auf mehreren Ebenen, wenn du darauf achtest, dass dein Kind möglichst viel Zeit in der Natur verbringt. Es gibt messbare positive psychologische und pädagogische Auswirkungen der in der Natur verbrachten Zeit.

So hat sich gezeigt, dass Spielen und Entspannung in der Natur Ängste und Stress verringern können. Sogar Symptome von ADHS können mit dem Spiel im Freien reduziert werden. Studien zeigten zudem, dass Kinder, die Stressfaktoren ausgesetzt sind, weniger psychische Probleme bekommen, wenn sie einen besseren Zugang zur Natur haben.

Bringen Schulen und Kindergärten Kinder zum Lernen nach draußen, sind die Kinder motivierter und lernen selbstbestimmter. Die Lektionen im Freien halten sogar das Engagement der Schüler aufrecht, wenn sie wieder nach drinnen kommen.

Auswirkungen auf kognitive Fähigkeiten

Darüber hinaus scheint sich der Aufenthalt in der Natur auch auf die kognitiven Fähigkeiten von Kindern auszuwirken. Natürliche Umgebungen können dein Kind in die Lage versetzen, kognitive Klarheit zu erlangen, wenn seine Aufmerksamkeit erschöpft ist und damit seine kognitiven Fähigkeiten kurz- und langfristig verbessern. Eine Meta-Analyse der Auswirkungen natürlicher Umgebungen auf die kognitiven Fähigkeiten bestätigte, dass diese vor allem das Arbeitsgedächtnis positiv beeinflussen.

Das Spielen im Freien wird bei Kindern im Schulalter mit der Entwicklung von Kernkompetenzen wie lösungsorientiertem Denken, Kreativität, Risikoerkennung und Selbstregulierung in Verbindung gebracht.

Mit allen Sinnen lernen

Das Lernen durch die Verbindung mit der Natur kann bei deinem Kind schon früh beginnen und du kannst diese Verbindung aktiv fördern. Du kannst deinem Kind natürliche Materialien wie einen Tannenzapfen, einen Ast oder ein Stück Rinde in die Hand geben, damit es die Dinge erforschen kann. Lässt du dein Kind über die Wiese krabbeln oder setzt es im Sommer in trockenes, weiches Moos, kann es die Natur mit dem ganzen Körper erforschen, ertasten und fühlen.

Eindrücke und Geräusche im Freien stimulieren ebenfalls die Sinne und die Wahrnehmung deines Kindes. Selbstgepflückte Beeren regen den Geschmackssinn an. Ebenso stärken die gemeinsamen Erlebnisse in der Natur nicht nur die Beziehung deines Kindes zur natürlichen Umwelt, sondern auch die Bindung zwischen den Familienmitgliedern, die sich gemeinsam auf das Abenteuer Natur einlassen.

kind spaziert durch die natur

Natürliches Training

Kinder und Jugendliche, die Zugang zur Natur haben, sind häufig körperlich aktiver. Ein Aufenthalt im Freien animiert dazu, sich zu bewegen und den Körper einzusetzen. Beim Klettern, Balancieren, Spazieren, Rennen, Fangen und Versteckspiel wird Bewegung mit Spaß und Experimentierfreude in Verbindung gebracht. Das ist gut für den Ausbau wichtiger körperlicher Fähigkeiten und für die Gesundheit.

Verbringt dein Kind viel Zeit im Freien, kann dies langfristig

  • Blutdruck, Pulsfrequenz und Stresshormonspiegel positiv beeinflussen,
  • das Wohlbefinden steigern und
  • Angstzuständen und Depressionen entgegenwirken.

Dein Kind wird zudem davon profitieren, wenn du ihm zeigst, dass man das ganze Jahr über draußen Spaß haben kann. Mit Gummistiefeln und Matschhose kann man hervorragend durch Pfützen hüpfen und eine angemessene Winterkleidung wie Schneeoveralls sorgt dafür, dass dein Kind beim Schlittenfahren, Schneemann bauen und bei der Schneeballschlacht warm bleibt.

Natürlich fördern

Die Natur ist eine hervorragende Möglichkeit für freies bzw. vom Kind geführtes Spielen. Wenn du mit deinem Kind Zeit im Freien verbringst, musst du nicht zum Animateur werden. Gib ihm Zeit und Raum für unstrukturiertes und ungestörtes Spielen. Lass dein Kind das tun, was es tun muss und möchte, um zu lernen. Sieh dich selbst als Betreuer und – bei Bedarf oder auf Wunsch – als Unterstützer beim Entdecken, Erfinden und Erforschen.

Das spontane und ergebnisoffene Spiel bietet vor allem für junge Kinder großartige Möglichkeiten, Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen und die eigene Kreativität zu entdecken und auszuleben. Die direkte Erfahrung der Natur ist Inspiration genug und hält alle Herausforderungen parat, die dein Kind für seine Entwicklung und Reifung braucht.

Wenn dein Kind an dem einen oder anderen Tag ein bisschen Starthilfe benötigt, um sich in der Natur wohlzufühlen und sich mit dem Gedanken ans Rausgehen anzufreunden, kannst du natürlich ein paar Spiele zur Naturerziehung in petto haben. Zieh dich aber gerne so bald wie möglich aus dem Spiel zurück und überlasse deinem Kind die Führung.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.