Dopaminspiegel und mimische Emotionserkennung
Was wäre, wenn wir nicht in der Lage wären, unsere eigenen Emotionen und die anderer zu erkennen? Wir hätten kaum Überlebenschancen, denn Emotionen sind unser sozialer Klebstoff, sie modulieren unter anderem soziale Bindung, Motivation und Lernen. Doch es gibt Menschen, die nicht in der Lage sind, Zustände wie Angst, Wut oder Traurigkeit zu identifizieren. Wir sprechen heute jedoch nicht über Personen mit Persönlichkeitsstörungen wie Psychopathie, sondern über Krankheiten, die mit einem veränderten Dopaminspiegel zusammenhängen und die Fähigkeit, Emotionen in den Gesichtern anderer zu erkennen, beeinträchtigen.
Wir lernen als Kinder, Gesichtsausdrücke zu interpretieren, um uns besser in andere einfühlen zu können. Krankheiten können diese Fähigkeit jedoch einschränken.
Warum tun sich manche Menschen schwer, Emotionen anhand der Mimik zu erkennen?
Wir lernen in der Kindheit, Emotionen von Gesichtern abzulesen. Empathie, Erfahrungen und der Umgang mit anderen Menschen erleichtern es uns, Stimmungen, Gefühle, Bedürfnisse und Sorgen in der Mimik anderer zu erkennen. Die Forschung der Ruhr-Universität Bochum zeigt, dass in diesem Zusammenhang auch das Umfeld entscheidend ist: Es gibt Dutzende von physischen und umweltbedingten Hinweisen, die diese notwendige menschliche Fähigkeit erleichtern.
Wenn wir wissen, was mit anderen passiert, erhalten wir lebenswichtige Informationen. Wir bauen Bindungen auf und regulieren unser Verhalten, wenn Gefahren drohen. Liebe, Fürsorge, Altruismus und Mitgefühl erfordern das Erkennen von Emotionen in den Gesichtern anderer Menschen. Verschiedene Krankheiten können jedoch bewirken, dass wir diese Fähigkeit verlieren.
Dopamin fördert nicht nur Motivation, Lernen und Wohlbefinden. Dieser Neurotransmitter spielt auch eine wichtige Rolle in der Gesichtserkennung.
Dopaminspiegel und Parkinson
Menschen mit Morbus Parkinson tun sich in der Regel schwerer, den emotionalen Zustand anderer anhand ihrer Mimik zu erkennen. Eine interessante Studie der Universität Birmingham aus dem Jahr 2022 hat dies gezeigt. Ein niedriger Dopaminspiegel führt zu Schwierigkeiten beim Erkennen von Gefühlen im Gesicht.
Bei dieser neurodegenerativen Krankheit kommt es zur fortschreitenden Zerstörung von Nervenzellen. Darunter befinden sich auch jene Neuronen, die in der Substantia nigra Dopamin freisetzen. Dies führt zu Bewegungsstörungen, Gleichgewichtsproblemen, zum Verlust des Geruchssinns, Körpersteifigkeit usw.
Das Absterben der Dopaminzellen hat jedoch auch eine reduzierte Mimik und Schwierigkeiten beim Erkennen der Emotionen anderer zur Folge. Das wirkt sich auf die Qualität der Beziehungen aus und wird von Betroffenen als sehr schwierig erlebt.
Dopaminspiegel und Schizophrenie
Schizophrenie ist unheilbar und stark stigmatisiert. Glücklicherweise wissen wir immer mehr über dieses zerstörerische psychiatrische Krankheit. Die Johns Hopkins University in Baltimore veröffentlichte vor einigen Monaten eine Studie mit neuen Daten: Schizophrenie-Patienten zeigen eine ungewöhnliche Anhäufung von Dopamin im Nucleus caudatus des Striatums. Dies ist auf eine Blockade der D2-Autorezeptoren zurückzuführen, die zu depressionsähnlichen Symptomen (Motivationsmangel, emotionale Verflachung, Hoffnungslosigkeit, Anhedonie usw.) führt.
Menschen mit Schizophrenie haben auch Schwierigkeiten, Emotionen in den Gesichtern anderer zu erkennen. Das zeigt, dass jede Veränderung des Dopaminspiegels Auswirkungen auf diese Fähigkeit hat.
Die Einschränkung emotionaler Fähigkeiten beeinträchtigt das soziale Leben sehr stark.
Gibt es eine Behandlung?
Die Schwierigkeiten, Gefühle anhand der Mimik anderer zu erkennen, stellen eine Nebenwirkung einer neurologischen Erkrankung dar. Auch wenn die Grunderkrankung nicht heilbar ist, können Arzneimittel helfen, den Dopaminspiegel zu regulieren. Bei Schizophrenie kommen Neuroleptika zum Einsatz, bei Parkinson Dopamin-Agonisten. Dr. Bianca Schuster, Autorin der zitierten Studie, die im Journal of Neuroscience veröffentlicht wurde, weist außerdem darauf hin, dass Haloperidol bei dieser Patientengruppe die Emotionserkennung verbessert.
Weitere Studien sind erforderlich, um diesen Mechanismus besser zu verstehen und effizientere Medikamente zu entwickeln, die eine nebenwirkungsfreie Behandlung ermöglichen. Wir dürfen nicht vergessen, dass jede neurologische Störung ein Drama für Betroffene und ihre Familien ist.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- B.A. Schuster, S. Sowden, A.J. Rybicki, D.S. Fraser, C. Press, P. Holland, J.L. Cook. Dopaminergic modulation of dynamic emotion perception. The Journal of Neuroscience, 2022; JN-RM-2364-21 DOI: 10.1523/JNEUROSCI.2364-21.2022
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- Journal of Neuroscience