Die Trauer eines Kindes verstehen lernen

Die Trauer eines Kindes verstehen lernen

Letzte Aktualisierung: 12. Oktober 2017

Kinder werden oftmals vergessen, wenn die Rede auf Trauer und Verlust kommt. Als Erwachsene müssen wir ihnen dabei helfen, ihre Gefühle auszudrücken. Manchmal sind wir jedoch nicht darauf vorbereitet, mit ihnen zusammen durch diesen Prozess zu gehen. In diesem Artikel werden wir Strategien kennenlernen, wie wir Unterstützung geben können, wenn ein Kind trauert.

Glücklicherweise kommen die meisten Kinder ohne größere Komplikationen mit ihrer Trauer zurecht. Aber das macht es nicht weniger wichtig, ihnen zu helfen und ihren Trauerprozess ein bisschen besser zu verstehen. Es kommt hinzu, dass der Trauerprozess, den wir selbst bei einem Verlust durchmachen, auch bestimmen wird, welchen Prozess sie wählen.

Trauer in der Kindheit

Wir assoziieren den Trauerprozess normalerweise mit dem Tod. Der Tod eines Familienmitglieds oder eines lieben Menschen ist zweifellos eine der schwierigsten Situationen, die es anzunehmen gilt, aber der Trauerprozess wird auch in Folge anderer Verluste eingeleitet: der Verlust einer Arbeitsstelle oder des Freundeskreises, der Weggang einer geliebten Person, eines Haustieres, das Ende einer Beziehung, usw. Trauer ist der Prozess der emotionalen Anpassung, die auf den Verlust folgt.

Ein Mädchen liegt auf dem Boden und hält Händchen mit einem gezeichneten Kreidemännchen.

Kinder reagieren unterschiedlich auf Verluste. Es hängt davon ab, wie “groß” sie schon sind, wie sie die Nachricht vom Verlust erhalten haben, ob sie auf diese vorbereitet waren, und wie die Erwachsenen in ihrem Umfeld reagierten. Auch bereits gemachte Erfahrungen spielen eine Rolle.

Erwachsene sind meist nicht gut darauf vorbereitet, Trauer zu verarbeiten, weil sie ungern über den Tod, tödliche Krankheiten, das Verlassenwerden und Scheidungen sprechen. Aber im Trauerprozess aufkommende Gefühle müssen gefühlt werden, um mit ihnen umgehen zu können. Das gilt für Erwachsene und auch, wenn ein Kind trauert.

Zum Glück können wir jederzeit neue Strategien erlernen. Zum Beispiel die folgenden:

  • Die Wirklichkeit des Verlustes annehmen und das Kind durch den Verlust hindurch begleiten. Wenn ein Mensch stirbt, hinterlässt er eine Lücke. Es ist notwendig, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass die Person nicht mehr da ist und nie mehr wiederkommen wird. Das Kind muss auch akzeptieren, dass es diesen Menschen nie mehr sehen wird. Damit es das kann, ist es notwendig, dass der Erwachsene, der es durch den Trauerprozess führt, den Verlust auch für sich akzeptiert.
  • Mit Gefühlen umgehen lernen – Schmerz inklusive. Gefühle wie Traurigkeit, Depression und Leere sind normal. Genauso wie Schmerz zu fühlen, selbst körperlichen Schmerz. Das Kind sollte angehalten werden, diese Gefühle zu spüren und sie zu akzeptieren. Der Schmerz darf nicht verleugnet oder unterdrückt werden. Ansonsten kann er in eine Depression münden und eine Therapie wird erforderlich.
  • Sich an eine Umgebung gewöhnen, die durch den Verlust geprägt ist. Das bringt mit sich, dass man mit dieser Lücke weiterlebt. Menschen müssen dazu unter Umständen neue Rollen einnehmen. Es ist zum Beispiel schwer, das Mittagessen so zuzubereiten, wie es Mama immer gemacht hat, als man noch zusammenlebte. Das zu akzeptieren ist wichtig, damit man sich weiterentwickeln kann.
  • Sich gefühlsmäßig an den Verlust anpassen und mit dem Leben weitermachen. Erinnerungen gehen nicht verloren. Das Kind kann und soll einen Winkel in seinem Herzen für das reservieren, was es verloren hat. Dann kann es zurückschauen und darüber sprechen, ohne dass es deswegen leidet. Das Kind wird nicht vergessen. Es wird genau wie ein Erwachsener dazu in der Lage sein, nach vorn zu sehen – trotz des erlittenen Verlustes.

Trauer, die aus der Kindheit stammt und nur ungenügend verarbeitet wurde, kann Narben zurücklassen, die uns noch im Erwachsenenalter zeichnen.

Ein Junge im Strickpulli steht am Meer und dreht uns den Rücken zu.

Wenn ein Kind trauert, zeigt es mitunter neue Verhaltensweisen, die dem Trauerprozess geschuldet sind und keinen Anlass zur Sorge geben müssen. Dazu gehören ein verändertes Schlafverhalten, Verdauungsprobleme, ein Rückschritt in vorangegangene Phasen wie Daumenlutschen und Bettnässen, Schuldgefühle und Zeiten intensiver Angst.

Aber es gibt andere Verhaltensweisen, die als Warnsignale zu interpretieren sind. Anzeichen für übermäßiges Leid sind eine enorm große Angst vor dem Alleinsein, kein Spieltrieb, das Fernhalten von den eigenen Freunden, nachlassende schulische Leistungen und Weglaufen von Zuhause. Nach dem Tod eines Familienmitglieds kann zuweilen auch eine übersteigerte Nachahmung der verstorbenen Person beobachtet werden.

Geschichten, die dem Kind in seiner Trauer helfen

Gefühle kommen auf, die es uns schwermachen, das Geschehen in Worte zu fassen. Unsere Gefühle müssen aber einen Ausdruck finden. Das fällt mithilfe von Geschichten leichter. Erzählungen, die sich mit dem Thema Verlust befassen, sind für Eltern und Fachleute sehr nützlich, damit diese ihre Kinder im Trauerprozess und bei der Anpassung an die neue Situation unterstützen können.

Ein Beispiel dafür ist So wie du bist. Auf kleine Kinder zugeschnitten, geht es in dieser Geschichte um die bedingungslose Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Sohn. Die Autorin Debi Gliori spricht nicht nur das wichtige Thema Liebe in ihrer Unvergänglichkeit und Beständigkeit an, sondern befasst sich auch mit dem Thema Tod.

Abhängig vom Alter des Kindes helfen möglicherweise auch folgende Strategien:

  • Mehr Zeit mit ihm verbringen
  • Es ermutigen, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen
  • Mit dem Kind die eigenen Gefühle teilen
  • Unangemessene Verhaltensweisen berichtigen
  • Es mit Familienaktivitäten beschäftigen
  • Seine Ängste beruhigen

Wenn die Symptome beim Kind andauern oder du nicht weißt, was du tun sollst, kannst du jederzeit einen Kinderpsychologen um Rat bitten. Wenn dir das Thema Trauer zu komplex erscheint, ist dies tatsächlich das Beste, was du tun kannst.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.