Die KiVa-Methode: ein Programm, um Mobbing der Vergangenheit angehören zu lassen

Die KiVa-Methode: ein Programm, um Mobbing der Vergangenheit angehören zu lassen

Letzte Aktualisierung: 27. November 2017

Mobbing oder Bullying ist eine wiederholte Form von Gewalt, die dem Opfer in verschiedener Hinsicht Schaden zufügt, angefangen bei seinen sozialen Beziehungen bis hin zu seinem Selbstwertgefühl. Das Ziel des Mobbings ist es, jemanden durch Einschüchterung zu unterdrücken. Auch wenn wir Mobbing oft mit Schulen in Verbindung bringen, kann es im sozialen Umfeld eines jeden Menschen und in allen Lebensbereichen vorkommen. Die Folgen für die Mobbing-Opfer sind verheerend, sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene. Um gegen dieses enorme Problem anzukämpfen, erfand man in Finnland die KiVa-Methode.

Die Hauptfiguren solch einer Situation sind in der Regel minderjährig, sind Jugendliche, und leider ist Mobbing eine Form von Gewalt, die in vielen Gesellschaften vorkommt. In gewisser Weise hat die Technologie, die vor allem in der westlichen Welt weit verbreitet ist, dafür gesorgt, dass die Orte, an denen sich das Opfer zuvor sicher fühlen konnte, praktisch verschwunden sind.

„Du solltest niemals etwas Falsches tun, um einen Freund zu gewinnen oder einen Freund zu behalten.“

Robert E. Lee

Beunruhigend an der aktuellen Lage ist vor allem die in den vergangenen Jahren angestiegene Zahl der Mobbing-Fälle, besonders in schulischen Einrichtungen. Schlimmer aber noch ist die Tatsache, dass einige Mobbingangriffe so intensiv sind und sich so häufig ereignen, dass das Opfer nur einen Ausweg sieht: den Selbstmord. Deshalb werden in einigen Ländern der Welt nun nach und nach Maßnahmen ergriffen, um dieses Problem zu lösen.

Finnland: ein Vorbild für die Welt

Experten schlagen Alarm, weil die Mobbingrate in einigen Schulen bei über 70% liegt. Aus diesem Grund haben sie die Bildungsgemeinschaft aufgefordert, diese Realität anzuerkennen, und , was noch wichtiger ist, haben sie darauf gedrängt, genau dort präventive Maßnahmen zu ergreifen, wo Missbrauch und Mobbing beginnt.

KiVa-Methode

Finnland geht durch die Erschaffung der KiVa-Methode, deren Ergebnisse sehr vielversprechend sind, als Beispiel für die Welt voran. Dieses nordeuropäische Land hat sich der Herausforderung gestellt, dem Problem des Mobbings in seinem Bildungssystem ein Ende zu bereiten. Infolge dieser einzigartigen Intervention hat es Finnland geschafft, Mobbing in der Schule bis um 90% zu reduzieren.

Aus der ganzen Welt hat Finnland deshalb verdientes Lob erhalten: Zum Beispiel belegt es Platz eins der Rangliste „Qualität der Grundschulbildung und weiterführenden Schulbildung“. Darüber hinaus ist es auch die Nummer eins des “Global Competitiveness Report” (Rangliste der Volkswirtschaften mit den höchsten Wachstumschancen). All das ist Folge eines gesteigerten sozialen Bewusstseins und der Bereitstellung notwendiger Ressourcen zur Umsetzung des Programms.

Finnland gilt momentan als eines der innovativsten und kreativsten Länder Europas und weltweit. Dabei sollten wir nicht ungesagt lassen, dass die Folgen von Mobbing an Schulen nicht nur die direkten Opfer betrifft, sondern auch deren schulisches Umfeld und ihre Familien.

Was ist die KiVa-Methode?

Der Begriff KiVa ergibt sich aus der jeweils ersten Silbe der beiden finnischen Wörter, die “Schul-Mobbing” bedeuten. Die Anwendung dieser revolutionären Methode wurde in einem Großteil der schulischen Einrichtungen erreicht, und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Das ist der Grund dafür, dass die Lehrer sie als ein nicht mehr wegzudenkendes Werkzeug betrachten, um mit ihren Schülern zu arbeiten.

Stop Bullying

Das KiVa-Projekt war das Resultat eines klar formulierten Antrags der Regierung, der an die Bildungsgemeinschaft dieses Landes gerichtet und auf der Grundlage vorhergehender und beunruhigender Studien über Schulgewalt formuliert wurde. An der Ausarbeitung der KiVa-Methode arbeiteten Experten aus verschiedenen Bereichen und Institutionen unterschiedlicher Bildungssysteme zusammen.

In der Probephase lieferte das Programm überraschende Ergebnisse: Während des ersten Jahres sank die Mobbingrate um 41%. Innerhalb weniger Jahre reduzierte sich das Schul-Mobbing um 80%. Das motivierte die Schüler dazu, noch mehr zu lernen und bessere Noten zu schreiben. Diese spektakulären Zahlen sprechen für sich und haben ein ungewöhnliches Interesse an bildungsübergreifenden Maßnahmen weltweit geweckt.

Der große Erfolg der KiVa-Methode bestand darin, sich nicht ausschließlich auf die Konfrontation zwischen Mobbern und Opfern zu konzentrieren. Man konzentrierte sich auf die Beobachter solcher Situationen, die indirekt an dem fraglichen Missbrauch beteiligt waren und ihn verstärkten. Es ging nicht darum, den Schikanierten dazu zu bringen, seine durch das Mobbing entstandenen Gefühle zu offenbaren, und es ging auch nicht darum, den Mobber dazu zu zwingen, Mitleid mit seinem Opfer zu haben.

Wieso dieses Programm aufgeht

Der Schlüssel war es, die Schüler, die die Situation miterlebt und die in der Regel mit Gelächter reagiert haben, zum Handeln zu bewegen. Beobachter verhalten sich in der Regel rein passiv, wenn ein Mitschüler gemobbt wird. Die Situation mag für irgendwann normal und sogar witzig erscheinen. Aus diesem Grund zielt die KiVa-Methode darauf ab, die passiven Beobachter zu bewegen, damit sie sich nicht länger indirekt am Mobbing beteiligen.

Schulkinder

In der Anfangsphase des Programms ging es darum, 7-jährige-Kinder zum Umdenken zu bewegen. Sie sollten die verschiedenen Formen von Mobbing kennenlernen. Aufklärung wurde durch Kurse erreicht, in denen verschiedene Themen im Zusammenhang mit Schul-Mobbing diskutiert und analysiert wurden. Ihnen wurde darüber hinaus Empathie, Respekt für andere und moralische Werte gelehrt.

Es wurden pädagogische Hilfsmittel wie Videospiele, Anleitungen und Präsentationen verwendet. All das wurde durch Anweisungen von Lehrern unterstützt, Gruppenarbeiten wurden von Lehrkräften begleitet. Während der Pausen wurden die Schüler beaufsichtigt. Es wurde sogar ein virtuelles Postfach eingerichtet, in dem ein betroffener Schüler davon berichten konnte, ob er Opfer von Missbrauch war oder Zeuge von Mobbing wurde.

Ergebnisse seit der Umsetzung des Programms

An jeder Schule, in der die Methode angewendet wird, wählt der Rektor eine Gruppe von drei Erwachsenen aus, die für eine Klasse verantwortlich ist. Diese drei Personen stellen sicher, dass die Methode auch wirklich in die Tat umgesetzt wird. Bevor sie aber aktiv werden, lernen sie, welche Werkzeuge sie anwenden können, um rechtzeitig jegliche Form von Schulgewalt zu erkennen.

Dieser Prozess beinhaltet den Dialog mit dem Gemobbten, seine Beruhigung; und auch mit dem Mobber, um ihn zu sensibilisieren. Auf der anderen Seite sprechen sie mit den Beobachtern, da sie der Eckpfeiler des Projekts sind. Schließlich findet ein Follow-up zur Überprüfung statt, was in den meisten Fällen positive Ergebnisse offenbarte.

Glückliche Kinder

Die drastische Veränderung, die die Umsetzung der KiVa-Methode in finnischen Schulen bewirkte, ist nur ein Beispiel dafür, wie vielversprechend sie ist. Wenn diese Methode schon bei jungen Schülern angewandt wird, erzielt sie die besten Ergebnisse. Außerdem trägt sie auch dazu bei, bröckelnde Bildungs- und Familienstrukturen zu kitten.

Wenn Kinder dazu erzogen werden, zu helfen, weder auf aktive noch auf passive Weise gewalttätige Verhaltensweisen dieser Art zu unterstützen, können wir dabei zusehen, wie eine Änderung der Denkweise stattfindet. Programme wie dieses sind dank Menschen erfolgreich, die davon überzeugt sind, dass sie die Gesellschaft verändern können, um den Zusammenhalt zu stärken und damit sie fairer und solidarischer wird.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.