Die fünf Schlafphasen

Die fünf Schlafphasen
Alejandro Sanfeliciano

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Alejandro Sanfeliciano.

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Warum schlafen wir? Warum verbringen wir mindestens ein Drittel unseres Lebens damit, etwas zu tun, was uns nicht voranbringt? Über Schlaf und die fünf Schlafphasen wurden unzählige Studien durchgeführt, um genau diese beiden Fragen zu beantworten.

Schlaf ist ein essenzieller Bestandteil unseres Lebens. Wir müssen schlafen. Etwas in uns zwingt uns, nach einem ruhigen, warmen und komfortablen Ort zu suchen, an dem wir mehrere Stunden verbringen können. Die Funktion des Schlafs scheint sehr wichtig zu sein. Denn wenn wir nicht schlafen wollen, beginnt unser Körper schließlich, vehement auf seine verdiente Pause zu bestehen.

Studien zeigen uns, dass sich unser Schlafbedarf nicht ändert, wenn wir viel Sport treiben. Nach intensiver geistiger Aktivität allerdings braucht unser Körper mehr Schlaf. Das liegt daran, dass die Hauptfunktion des Schlafs die Erholung des Gehirns ist. Es soll einen Gang zurückschalten und sich von der mentalen Aktivität während des Tages erholen.

Der Schlaf ist in fünf Phasen strukturiert, welche wir im Folgenden näher betrachten werden. Lass uns in die fünf Schlafphasen eintauchen!

Die fünf Schlafphasen

Der Schlaf wird von Wissenschaftlern in fünf Phasen – oder auch Stadien – unterteilt. Die einzelnen Phasen sind von I bis IV durchnummeriert, wobei die fünfte Phase eine eigene Bezeichnung erhält. Sie lautet REM-Phase. Zunächst ist der Schlaf streng an diese fünf Phasen gekoppelt, aber nach dem Erreichen der ersten REM-Phase, wechselt sich diese nur noch mit Non-REM-Phasen ab. Ein kompletter Zyklus dauert ungefähr 90 Minuten. Daher durchlaufen wir etwa vier oder fünf Zyklen während eines achtstündigen Schlafs.

Schlafende Frau

Die Schlafphasen wurden durch zahlreiche Studien in Schlaflabors charakterisiert. Sie können durch die in einem Elektroenzophalogramm (EEG) aufgezeichnete geistige Aktivität und durch verschiedene physikalische Messungen voneinander unterschieden werden. Im Folgenden werden wir detaillieren, was in jedem dieser Schlafstadien passiert.

Phase I, das Einschlafen

Die Einschlafphase wird eingeläutet, wenn eine Person ihre Augen schließt und das Gefühl des langsamen Wegdämmerns aufkommt. Manch einer mag dies auch als Halbschlaf bezeichnen. Doch ein Bewusstsein ist noch vorhanden und die Person ist noch in der Lage, auf Reize in ihrer Umgebung zu reagieren. Es ist im Prinzip eine Übergangsphase zwischen Wachheit und Schlaf.

Physiologisch betrachtet lassen sich in diesem Stadium Theta-Gehirnwellen feststellen. Das bedeutet, dass die Hirnaktivität beginnt, sich zu synchronisieren. Sie nähert sich allmählich der Regelmäßigkeit, die wir im Tiefschlaf erwarten. Wenn wir in dieser Phase die Augen einer Person beobachten, können wir sehen, wie sie sich von Zeit zu Zeit öffnen und schließen und wie die Pupillen sich auf und ab bewegen.

Phase II, der leichte Schlaf

Nach 10 Minuten in Phase I tritt die schlafende Person in Phase II ein. Es ist bereits ein tieferer Schlaf und wenn eine Person aus dieser Phase erwacht, wird sie sich nicht an den Schlaf erinnern. Im Gegenteil, sie wird überzeugt sein, dass sie die ganze Zeit wach gewesen wäre. Es ist eine Vorbereitungsphase für den echten und erholsamen Schlaf der Phasen III und IV.

Das EEG zeigt nach wie vor ein unregelmäßiges Bild, das aber bereits Episoden von Theta-Wellen enthält. Wird in dieser Phase ein Geräusch gehört, erscheint eine Gehirnwelle namens K-Komplex. Diese Welle kann den Ton hemmen und die Person davon abhalten, aufzuwachen.

(Übergang in den) Tiefschlaf, Phase III und IV

Nach 15 Minuten in Phase II beginnt die Person, in Phase III zu gelangen. Dies ist der Zustand, in dem wirkliche Erholung stattfindet. Phase III und IV sind ziemlich ähnlich; es besteht lediglich ein Unterschied in der Tiefe des Schlafes und seiner Wirksamkeit.

In dieser Phase dominieren im EEG die langsamen Delta-Wellen. Dies bedeutet, dass die Gehirnaktivität synchronisiert und entspannt ist. Es gibt eine Menge inhibitorischer neuronaler Aktivität, die verhindern soll, dass das Subjekt aufwacht. Wer in Phase IV dennoch geweckt wird, zeigt sich desorientiert und verschlafen. In dieser tiefsten Schlafphase treten übrigens auch die Phänomene Schlafwandeln und Sprechen im Schlaf auf. Außerdem findet in diese Phase der Lern- und Konsolidierungsprozess im Gehirn statt.

Schlafender Mann

REM-Phase (Rapid Eye Movement)

Die REM-Phase tritt nach ca. 45 min ein. Im Gegensatz zu den vorherigen Phasen ist sie mit erhöhter Aktivität verbunden. Die Gehirnaktivität wird desynchronisiert und beschleunigt. Obwohl es schwierig ist, eine Person in dieser Phase aufzuwecken, wird das leichter erreicht als in den Tiefschlafphasen. Die REM-Phase ist also weit weniger unbewusst als die langwelligen Phasen, die wir zuvor beschrieben haben.

In dieser Phase können wir beobachten, dass sich die Augen der Person schnell in alle Richtungen bewegen, wovon sich der Name Rapid Eye Movement ableitet, der “schnelle Augenbewegung” bedeutet. Es ist ein deutlicher Verlust des Muskeltonus feststellbar; die Person ist wie gelähmt. Diese Lähmung ist darauf zurückzuführen, dass wir während der REM-Phase träumen. Die Muskeln entspannen sich, um den Traum nicht in Bewegung zu erleben.

Während der REM-Phase wurde weiterhin beobachtet, dass genitale Aktivität in Form von austretendem Vaginalsekret bei Frauen und einer Erektion bei Männern ohne sexuelle Erregung auftritt. Diese Eigenschaft des REM-Schlafes wird im klinischen Bereich verwendet, um zu unterscheiden, ob die Ursachen einer sexuellen Impotenz psychologisch oder physiologisch sind.

Die Funktion der REM-Phase ist noch nicht ganz klar. Es ist ein wichtiges Stadium, denn wenn verhindert wird, dass eine Person diese Phase durchläuft, versucht der Körper, das im folgenden Schlaf auszugleichen. Studien weisen darauf hin, dass sie gleichfalls mit der Konsolidierung von Gelerntem zusammenhängt. Über diese komplexe und so besondere Schlafphase gibt es noch viel zu erforschen.


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  • Empson, J. (2002). Sleep and dreaming (3rd ed.). New York: Palgrave/St. Martin’s Press.

  • Bradley, W. G. 2005. pp. 2021, Neurología Clínica: Diagnóstico y Tratamiento. Madrid: Elsevier España.


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