Der vergiftete Pfeil: Eine buddhistische Geschichte, die dich mit deinem Ich konfrontiert
Ein großer Anspruch des Buddhas war es, den Moment zu leben. Deshalb können wir in seinen Lehren einige der Prinzipien finden, die heute die Basis der Achtsamkeit sind. Zu sich selbst zu finden gilt dabei als wesentlicher Aspekt. Beim Betrachten buddhistischer Gleichnisse wie der Geschichte Der vergiftete Pfeil fällt auf, dass wir im 21. Jahrhundert nicht viel weiter sind, als dieser große Denker es schon vor mehr als 2000 Jahren war.
Einer der berühmtesten Sätze Buddhas ist: “Bestehe nicht auf die Vergangenheit, träume nicht von der Zukunft, konzentrierte deinen Geist auf den gegenwärtigen Moment.” So scheint es uns angebracht, diesen Aspekt des Buddhismus mit der Geschichte vom vergifteten Pfeil zu unterstreichen.
Der vergiftete Pfeil
Eine Sammlung von Texten des Pali Kanons wird Buddha zugeschrieben. Sie tragen den Namen Majjhima Nikaya. In ihnen sind verschiedene Geschichten zu finden, unter anderem auch die des vergifteten Pfeils. Der Legende nach erzählte Buddha sie einem seiner ungeduldigsten Schüler. Der junge Mann war bestrebt, Antworten auf seine Fragen über das Leben nach dem Tod zu bekommen.
So erzählte Buddha ihm, dass es einmal einen Mann gegeben habe, der von einem vergifteten Pfeil verwundet worden sei. Seine Familie wollte einen Arzt suchen, der ihm helfen sollte, doch er lehnte ab. Der Verwundete sagte, dass er zuerst wissen wolle, wer der Mann war, der ihn angegriffen hatte, bevor irgendein Arzt versuche, ihm zu helfen. Er wollte wissen, zu welcher Kaste er gehöre und woher er käme. Außerdem fragte er nach seiner Größe, seiner Stärke, dem Ton seiner Haut, der Art des Bogens, mit dem er schoss, und ob sein Seil aus Hanf, Seide oder Bambus gefertigt gewesen sei. Auch wollte er wissen, ob die Federn des Pfeils von Geiern, Pfauen oder Falken stammten. Doch er verstarb, ohne Antwort auf eine seiner Fragen zu erhalten.
“Ein Wort, das Frieden verspricht, ist mehr wert als tausend andere Worte.”
Vielleicht konzentrieren wir uns auf eine unbewusste Weise manchmal übermäßig auf Fragen, die eigentlich unwichtig sind. Wir haben dabei Angst vor denen, die wirklich wichtig sind, und weichen ihnen aus. Der Kern der Angelegenheit bleibt unbekannt, während wir uns mit Themen beschäftigen, die wenig relevant sind.
Mit dieser Geschichte versuchte Buddha, seinen Schüler zu lehren, dass Intelligenz einschätzen könne, ob man eine Schwierigkeit überwinden könne oder von dieser überwunden würde. Dies geschähe in dem Moment, in dem Wichtiges von Entbehrlichem getrennt wird.
Konzentriere dich auf das, was wirklich wichtig ist
Es ist nicht so, dass es nicht auch seine Vorteile hat, vom Thema abzukommen. Problematisch wird es, wenn das Abschweifen ständig ohne einen konkreten Zweck geschieht. Das heißt, wenn es ein Problem zu lösen gibt, ist es oft besser, direkt zum Punkt zu kommen und unwichtige Aspekte beiseitezulassen. Sonst ist es möglich, dass das Problem nur noch größer wird.
Schritt für Schritt
In einigen Dörfer sagt man: “Gegessene Olive, weggeworfener Kern.” Dieses einfache Sprichwort besagt, dass, wenn ein Problem gelöst wurde, man sich auf das nächste konzentrieren sollte. Zum Vergleich sei das berühmte Sprichwort “Wer viel beginnt, zu nichts es bringt” genannt.
Lass die Welt fließen
In vielen Situationen lassen wir zu, dass uns zu viele Themen beeinflussen und unsere Gedanken sich um diese drehen. Es könnte jedoch besser sein, sie fließen zu lassen. Es ist möglich, dass wir auf diese Weise vermeiden, dass unser Gehirn sich mit Unbehagen, Wut, Traurigkeit oder Frustration füllt.
Lösche alles Unnötige
Kehren wir zur populären Weisheit zurück, die in vielen Fällen sehr weise und hörenswert ist: “Es ist nicht reicher, wer mehr hat, sondern derjenige, der weniger braucht.” Manchmal denken wir, dass wir zum Glücklichsein etwas erhalten müssten, das uns fehle. Wenn wir uns jedoch daran gewöhnen, mit dem Nötigsten zu leben und unser Wissen vertiefen, stellen wir fest, dass es genau das ist, was uns gefehlt hat. Die Liebe eines geliebten Menschen zählt viel mehr als jeder unnötige, übermäßige oder teure Besitz.
“Sei nicht der Freund von Dummköpfen.“
Buddha
Leonardo da Vinci sagte eines Tages: “Die Einfachheit ist die größte Genugtuung.” Das Gleichnis in Der vergiftete Pfeil dreht sich um dieselbe Maxime. Zwei helle Köpfe, ein Gedanke, dem nicht viel hinzuzufügen ist.