Christina Grof: der spirituelle Aspekt der menschlichen Natur
Christina Grof war die Gründerin des Spiritual Emergence Network sowie überzeugte Repräsentantin der holotropen Atmung. Sie war eine brillante und innovative Psychotherapeutin, Präsidentin von Grof Transpersonal Trainings sowie Vizepräsidentin der International Transpersonal Association. Ebenso ist sie die Autorin zahlreicher Bücher. Dennoch kennen viele sie nur deshalb, weil sie die Frau des US-amerikanischen Psychiaters Stanislav Grof war, einer der großen Lehrer und Pioniere der transpersonalen Psychologie.
Vor ihrem Tod im Jahr 2014 war Christina Grof mehr als 30 Jahre im Bereich der transpersonalen Psychologie tätig gewesen. Sie verbrachte einen Großteil ihrer Zeit damit, Workshops und Vorträge in der ganzen Welt zu geben. Heute erinnern wir uns an eine Figur, die eine der fortschrittlichsten therapeutischen Techniken entwickelte und zusammen mit ihrem Ehemann den Begriff des “spirituellen Notfalls” prägte.
Die Geschichte von Christina Grof
Christina Grof teilte ihre Geschichte, ihre Erfahrungen und sogar die Schwierigkeiten, denen sie aufgrund ihrer vielen veränderten Bewusstseinszustände begegnet war und die immer wieder spontan aufgetreten sind, mit ihren Zuhörern. Schon als junge Frau interessierte sich Christina für Yoga und machte merkwürdige psychische und physiologische Erfahrungen, erlebte Symptome eines spirituellen Erwachens. So nannte sie diese in späteren Jahren. Denn die Wahrheit ist, dass zunächst alles auf eine Art Psychose hingedeutet hatte und sie sogar selbst dachte, dass sie verrückt werden würde.
Ihre Ärzte behandelten sie eine Weile mit Morphium und Chlorpromazin, um zu versuchen, diese Symptome zu lindern, doch das machte sie noch schlimmer. In dieser Zeit wurde Christina von einem ihrer Lehrer, dem Anthropologen Joseph Campbell, dem damaligen innovatien Therapeuten Stanislav Grof vorgestellt, den sie kurz danach geheiratet hat. Im Zuge ihrer transpersonalen Krise – ihres eigenen spirituellen Notfalls -, gründeten Christina und ihr Mann das Spiritual Emergence Network am Esalen Insitute in Kalifornien, USA.
Das spirituelle Notfallnetzwerk
Das Spiritual Emergence Network ist da, um Menschen in ihren psychospirituellen Krisen zu unterstützen. Es wurde gegründet, um diesen Menschen eine spezielle Hilfe anbieten zu können, ohne dass diese ein psychiatrisches Stigma trüge. Es wurden alternative Behandlungsmethoden entwickelt, um die mystische Suche, das Loslassen und Süchte zu behandeln. Gemeinsam arbeiteten sie an der holotropen Atmung. Dies ist eine Therapie, die aus den Atemtechniken entwickelt wurde, die Christina in der orientalischen Tradition gelernt hat. Sie taten dies, um auf gesunde Weise die psychedelischen Substanzen zu ersetzen, mit denen Stanislav Grof experimentierte, um veränderte Bewusstseinszustände bei seinen Patienten zu erreichen. Ebenso entwickelten sie ein umfassendes Behandlungsprogramm für Alkoholismus und andere Süchte, welches das bekannte Zwölf-Stufen-Programm und die transpersonale Psychologie vermischt.
Zu dieser Zeit schrieb Christina Grof zudem an mehreren Büchern über die Abhängigkeit und ihre Beziehung mit der spirituellen Suche. Zu ihren Büchern gehören unter anderem: Sehnsucht nach Ganzheit: der spirituelle Weg aus der Abhängigkeit und Die stürmische Suche nach dem Selbst. Auch schrieb sie gemeinsam mit ihrem Mann, veröffentlichte Bücher wie Spirituelle Krisen: Chancen der Selbstfindung und Holotropes Atmen: Eine neue Methode der Selbsterforschung und Therapie.
Die transpersonale Psychologie
Christina Grof gilt als Pionier der transpersonalen Psychologie. Diese Art der Psychologie berücksichtigt die emotionalen, mentalen und spirituellen Aspekte der menschlichen Natur. Christina und ihr Mann erforschten Bereiche des Menschen, die die traditionelle Psychologie des Westens immer ignoriert hat. Ihre Arbeit über die spirituellen Notfälle ist wahrlich einzigartig.
Christina Grof wagte es, zu arbeiten und auf Menschen zu setzen, die eine andere Art von Bewusstsein beschrieben und anderweitig falsch diagnostiziert und mit Sicherheit in psychiatrischen Zentren untergebracht worden wären.
Christina Grof blieb oft im Schatten ihres Mannes, obwohl beide immer zusammen gearbeitet haben und viele der erfolgreichsten Beiträge zu ihren gemeinsamen Therapien von ihr beigesteuert wurden. Christinas Arbeit und ihr Leben waren eine Inspiration für Millionen von Menschen. Wir können also sagen, dass sie eine jener Menschen war, die die Welt ein bisschen besser verlassen haben, als sie sie vorgefunden haben, eine sehr mutige Therapeutin, deren Arbeit und Erbe auch heute noch als bereichernd und sehr menschlich gilt.