Chemsex, Depressionen und Angstzustände: Wie hängen sie zusammen?
“Sex, Drugs and Rock and Roll” sind im Kontext der psychischen Gesundheit eine gefährliche Kombination. Chemsex beschreibt Sex unter Drogeneinfluss und verspricht besondere Glücksgefühle und Erregung, doch die Gefahren, die diese Praxis birgt, sind nicht zu vernachlässigen. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit einer schweren sexuell übertragbaren Krankheit wie AIDS oder Hepatitis zu infizieren, ist erhöht und außerdem können auch Depressionen und Angstzustände folgen. Erfahre anschließend, mehr über dieses Thema.
“Unter der Wirkung von Drogen ist dir alles egal, du willst dich einfach nur von der Welt abkapseln und inneren Frieden finden, den du im Normalzustand nicht hast.”
Kurt Cobain
Warum Chemsex zu Depressionen oder Angstzuständen führen kann
Chemsex ist umgangssprachlich auch als “Party and Play” (PnP) oder “High and Horny” (HH) bekannt. Wie anfangs kurz erwähnt, geht es um Sex unter Drogeneinfluss – ein Trend, der ursprünglich in der homosexuellen Partyszene entstand, inzwischen jedoch in verschiedensten gesellschaftlichen Gruppen praktiziert wird. Der Chemsex Report 2021/22 des Madrider Instituts für Suchtkrankheiten berichtet über verschiedene Auswirkungen dieser Praxis auf die physische und psychische Gesundheit.
Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Phänomen in de letzten vier Jahren um fast 600 Prozent zugenommen hat, was besorgniserregend ist, wenn wir die Folgen bedenken. Meistens sind es Männer, die Chemsex praktizieren. Häufig haben sie selbst Gewalt oder Missbrauch in der Familie oder in einer Partnerschaft erlebt. Drei von zehn Personen berichten, dass es um durch Hass, Stigmatisierung und Homophobie ausgelöste Gewalt geht. Eine ähnliche Anzahl wurde in der Kindheit oder Jugend sexuell missbraucht (Madrid Salud, 2022).
“Die Wirkung einiger dieser Drogen löst Euphorie und Enthemmung aus, die in diesem Zusammenhang zu extremen Aktivitäten wie tagelangen Sexsessions führen können.”
Raúl Osorio Ocón
Chemsex und Psychopathologie
Fast die Hälfte der Personen, die im Rahmen des erwähnten Berichts befragt wurden, wiesen psychische Störungen auf, die ihre Drogenprobleme überlagerten. In diesem Fall spricht man von einer dualen Pathologie. Besonders häufig wurden Stimmungs- und Angststörungen verzeichnet (40 bzw. 35 %). Des Weiteren berichteten bis zu 10 Prozent der Befragten über selbstverletzendes Verhalten. Nicht zu vergessen ist der Zusammenhang zwischen Chemsex und psychotischen Störungen.
“Die wichtigsten psychiatrischen Störungen, die mit Chemsex in Verbindung gebracht werden, sind: Angstzustände, Depressionen, psychotische Episoden, suizidales Verhalten und komplexe Traumata.”
Raúl Osorio Ocón
Die Minderheitenstresstheorie
Homosexuelle Personen leiden durch Vorurteile, Stigmatisierung und Diskriminierung häufig an Minderheitenstress. Sie entwickeln Angst vor Ablehnung und internalisieren negative Einstellungen, die ihnen andere entgegenbringen. Chemsex könnte eine Strategie sein, um den Minderheitenstress zu bewältigen. (Albañir, 2022). Insbesondere kommen dabei Substanzen wie Methamphetamin, Amphetamine und Ketamin zum Einsatz, um die sexuelle Leistung zu steigern, die Erregung zu intensivieren, Probleme zu bewältigen und Ängste zu überwinden.
Bei einer Therapie müssen deshalb Aspekte wie Traumata, Sexualität und Identität unbedingt berücksichtigt werden.
Gewalterfahrungen in Verbindung mit der sexuellen Orientierung sind bei Personen, die Chemsex praktizieren, häufig vorzufinden.
Die Bedeutung der Prävention
Präventive Maßnahmen zur Stärkung der sozialen Beziehung gefährdeter Personen sind grundlegend. Sie müssen das Gefühl haben, unterstützt zu werden, und brauchen Strategien, um emotionales Gleichgewicht zu erreichen. Ein multidisziplinärer Ansatz ist nötig, um Betroffenen helfen zu können. Drogenabhängige Menschen benötigen funktionale Unterstützung (z. B. in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, Wohnen…) und eine psychologische Therapie (Albañir, 2022), um der gefährlichen selbstzerstörerischen Spirale zu entkommen.
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Ocón, R. S. (2022). El fenómeno del chemsex: claves para mejorar la respuesta institucional. Revista española de drogodependencias, (47), 5-13.
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Consejo General de la Psicología Española (s. f.). La mitad de las personas que practican Chemsex presentan trastornos de depresión y ansiedad. www.infocoponline.es. https://www.infocop.es/view_article.asp?id=22716
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Romero Albañir, E. (2022). Tratamiento cognitivo conductual en un caso de adicción a Chemsex. Estudio de caso.
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Halkitis, P. N., & Singer, S. N. (2018). Chemsex and mental health as part of syndemic in gay and bisexual men. International Journal of Drug Policy, 55, 180-182.