Wie wird eine Sucht diagnostiziert?

Der Diagnoseprozess einer Sucht basiert auf klinischen Kriterien. In jedem Fall sollte die Diagnose von einer qualifizierten Fachkraft durchgeführt werden.
Wie wird eine Sucht diagnostiziert?
Ebiezer López

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Ebiezer López.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Eine Sucht ist eine psychische Störung, die durch die Abhängigkeit von einer Substanz oder durch bestimmte Verhaltensmuster gekennzeichnet ist. Zu den bekanntesten Beispielen zählt der Alkoholismus, aber Substanzmissbrauchsstörungen können sehr heterogene Elemente beinhalten. In diesem Sinne ist das Verständnis, wie Sucht diagnostiziert wird, der Schlüssel, um zu verhindern, dass diese Krankheiten irreversible Schäden verursachen.

Wenn diese psychische Störung früh erkannt wird, kann ein frühzeitiges Eingreifen die Folgen minimieren. Deshalb ist es wichtig, auf die Anzeichen zu achten, die auf eine mögliche Sucht hinweisen.

Substanzbezogene Störungen und Suchterkrankungen

Im “Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen” (DSM-V) werden Süchte unter den substanzbezogenen Störungen und Suchterkrankungen aufgeführt. Bis heute sind zehn Arten von Suchtmitteln anerkannt:

  • Alkohol
  • Tabak
  • Anxiolytika
  • Opioide
  • Hypnotika
  • Cannabis
  • Halluzinogene
  • Koffein
  • Inhalationsmittel
  • Beruhigungsmittel
Wie wird eine Sucht diagnostiziert?

Es gibt eine Klassifizierung namens “andere Substanzen”, die alle bisher unbekannten Drogen umfasst, die süchtig machen können. Wir dürfen nicht vergessen, dass Sucht ein aktives Forschungsgebiet ist und wir unser Wissen oft im Lichte neuer Studien aktualisieren müssen.

Wenn wir uns nun mit der Bewertung von Sucht befassen, müssen wir zunächst einmal wissen, dass nicht alle Konsumenten süchtig sind. Es gibt Menschen, die gelegentlich potenziell süchtig machende Substanzen wie Alkohol konsumieren, aber dieses Problem nicht haben.

In diesem Sinne gibt es Faktoren, die Menschen identifizieren, die eine höhere Veranlagung haben, verschiedene Arten von Sucht zu entwickeln. Del Castillo (2015) hat einen Artikel veröffentlicht, in dem er sich mit dem Konzept der psychosozialen Vulnerabilität im Bereich der Süchte befasst. Auf diese Weise zeigt er sechs Variablen auf, die diese Veranlagung beeinflussen:

  • Risiko. Die Möglichkeit, Situationen ausgesetzt zu sein, die die körperliche und geistige Unversehrtheit beeinträchtigen.
  • Bewältigungsstile. Dieses Konzept bezieht sich auf die Art und Weise, wie eine Person mit stressigen oder widrigen Ereignissen umgeht.
  • Resilienz. Bezieht sich auf die Fähigkeit, in schwierigen Zeiten wieder aufzustehen und sich anzupassen.
  • Psychosozialer Stress. Wenn die Beziehung einer Person zu ihrer Umwelt eine Bedrohung für ihre körperliche und geistige Gesundheit darstellt.
  • Bindung. Das hat damit zu tun, wie wir Beziehungen aufbauen und wie sich diese entwickeln.
  • Emotionale Intelligenz. Die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die anderer zu verstehen und diese Informationen selbstbewusst einzusetzen.

Eine Sucht diagnostizieren

Ein weiterer Aspekt bei der Diagnose einer Sucht ist, dass es Kriterien gibt, nach denen der Patient beurteilt wird. Diese Kriterien sind typische Erscheinungsformen der Krankheit, die von einem Psychiater oder Psychologen beurteilt werden sollten.

  • Der Substanzkonsum erfolgt in größeren Mengen oder über einen längeren Zeitraum als üblich.
  • Der Patient äußert häufig den Wunsch, aufzuhören und erzählt von erfolglosen Versuchen.
  • Die Person verbringt die meiste Zeit damit, die Substanz zu konsumieren oder zu versuchen, sie auf irgendeine Weise zu bekommen.
  • Es besteht ein intensives Verlangen, die Substanz zu konsumieren, was den Patienten dazu bringt, mit Dringlichkeit zu handeln.
  • Die Konsumgewohnheiten führen dazu, dass die Person aufhört, ihre Pflichten in verschiedenen Bereichen zu erfüllen: Arbeit, Studium, Partner, etc.
  • Trotz der Probleme, die sich aus dem Konsum ergeben, fährt der Patient mit seinem Verhalten fort.
  • Betroffene stellen soziale Aktivitäten zurück, da sie nur den Konsum im Kopf haben.
  • Die Person hört nicht auf zu konsumieren, selbst wenn sie körperlich gefährdet ist.
  • Sie macht mit dem Konsum auch dann weiter, wenn es körperliche Komplikationen gibt, die sich verschlimmern könnten. Oder Krankheiten, die durch die Sucht verursacht worden sein könnten.
  • Es entwickelt sich eine Toleranz gegenüber der Substanz, sodass die Dosis erhöht wird, um die Wirkung weiterhin zu spüren.
  • Die betroffene Person leidet unter Entzugserscheinungen, wenn sie aufgrund der Abhängigkeit nicht mehr konsumieren kann.

Um die Diagnose einer Sucht zu stellen, befragt der Psychologe oder Psychiater den Patienten. Auf diese Weise wird festgestellt, wie viele und welche Kriterien die betroffene Person erfüllt. Die gewonnenen Informationen können durch die Befragung von Familienmitgliedern, psychologische Tests und körperliche Untersuchungen untermauert werden.

Eine Sucht diagnostizieren

Was passiert, wenn die Diagnose positiv ist?

Wenn die Fachkraft feststellt, dass die betroffene Person tatsächlich eine Substanzkonsumstörung hat, sollte eine Behandlung eingeleitet werden. Allerdings verleugnen Betroffene oft ihre Sucht. Daher kann es für die Person schwierig sein, ihr Problem anzuerkennen und sich bereitzuerklären, Hilfe zur Genesung in Anspruch zu nehmen.

Die Prognose variiert je nach Art der konsumierten Substanz und der Dauer des Konsums. Auch der Grad der Unterstützung durch das Umfeld und die Bereitschaft, mit dem Konsum aufzuhören, spielen eine Rolle.

Abschließend ist zu erwähnen, dass die vorgestellten Kriterien nur für die genannten Substanzen gelten. Verhaltenssüchte wie Sexsucht oder die Internetsucht müssen noch weiter erforscht werden.


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  • del Castillo, J. A. G. (2015). Concepto de vulnerabilidad psicosocial en el ámbito de la salud y las adicciones. Salud y drogas, 15(1), 5-13.
  • DiClemente, C. C. (2018). Addiction and change: How addictions develop and addicted people recover. Guilford Publications.
  • Morrison, J. (2015). DSM-5® Guía para el diagnóstico clínico. Editorial El Manual Moderno.

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