Psyche unter Druck: sozialer Einfluss und Ausgrenzung
Wir haben bereits in der Kindheit das Bedürfnis, uns zu integrieren und Verhalten nachzuahmen, um Akzeptanz und Anerkennung zu ernten. Der soziale Einfluss ist enorm wichtig, kann die Psyche jedoch auch unter Druck setzen. Die Gesellschaft im Allgemeinen und Familie und Freunde im Konkreten prägen unsere Gedanken und Verhaltensmuster und wir versuchen, uns an Normen, Konventionen und Gepflogenheiten anzupassen – das hat jedoch auch einen Preis.
“Das Verschwinden eines Verantwortungsgefühls ist die weitreichendste Folge der Unterwerfung unter die Autorität.”
Stanley Milgram
Psyche unter Druck: Wie sich der soziale Einfluss auswirkt
Die Gesellschaft, Gruppen und Einzelpersonen haben bestimmte Erwartungen und markieren Normen, an die wir uns in der Regel anpassen, um akzeptiert zu werden. Diese Dynamik führt jedoch häufig zu stillem Leid.
Die Sozialpsychologie beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit diesem Phänomen. Persönlichkeiten wie Solomon Ash, Muzafer Sherif oder Stanley Milgram haben sich mit diesem Thema befasst und festgestellt, dass wir unser Verhalten in bestimmten Umgebungen verändern, um uns integriert zu fühlen. Wir analysieren anschließend, wie sich der soziale Einfluss auf uns auswirkt und unsere Psyche unter Druck setzt.
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Konformität
Um dich in eine Gruppe zu integrieren, versuchen wir häufig, den Erwartungen und Normen anderer Personen gerecht zu werden. Eine Studie der Belmont University macht deutlich, dass es nicht selten vorkommt, dass wir bereit sind, unsere eigenen Prinzipien und Werte zu hintergehen, um uns anzupassen.
In einem Experiment stellte das Forscherteam fest, dass Menschen eher dazu neigen, zu betrügen, wenn sie von Gleichaltrigen dazu aufgefordert werden. Wir unterwerfen uns Regeln, ohne zu widersprechen, nur um Teil einer Gruppe zu sein.
Gehorsam
In seinem klassischen Experiment untersuchte der Sozialpsychologe Stanley Milgram an der Yale University, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um den Befehlen einer Autorität zu gehorchen. Er zeigte auf, dass der Druck von höhergestellten Personen so groß sein kann, dass wir bereit sind, anderen Schmerzen zuzufügen. Der soziale Druck kann uns gehorsam machen, ohne unsere eigene Moral infrage zu stellen. Es handelt sich um sehr komplexe Dynamiken.
Ungeschriebene soziale Normen
Unser Verhalten wird großteils von ungeschriebenen sozialen Normen bestimmt, die unser Zugehörigkeitsgefühl stärken: Kleidung, Gewohnheiten, Umgangsformen… Der soziale Druck bringt uns dazu, ein Smartphone zu besitzen, Fotos auf Instagram hochzuladen oder die neueste Netflix-Serie anzuschauen. Unsere Realität ist in Wahrheit ein künstliches Konstrukt der psychosozialen Umgebung, in der wir leben.
Emotionale Auswirkungen
Kritik oder Ablehnung aus dem Umfeld wird als vernichtend erlebt. Wir fühlen uns mies, wenn wir ausgegrenzt werden. Deshalb streben wir nach Anerkennung und verzichten teilweise auch auf Dinge, die wir gerne tun würden. Unsere Gesellschaft drängt uns zum Beispiel dazu, glücklich und erfolgreich zu sein. Ein Artikel der Zeitschrift Scientific Reports beschreibt dieses Phänomen. Diese toxische Positivität setzt uns unter Druck und hat oft negative Folgen.
Ein weiteres Beispiel ist das Schönheitsideal, das wir jeden Tag in sozialen Medien und in der Werbung sehen: Insbesondere Jugendliche, die die angestrebte Perfektion nicht erreichen, entwickeln häufig Depressionen oder Essstörungen, da sie sich zu sehr unter Druck setzen lassen.
Die soziale Ausgrenzung ist sehr schmerzhaft und zerstört unser Selbstwertgefühl.
Unsichere Entscheidungsfindung
Ein großer Teil unserer Entscheidungen hängt davon ab, was andere über uns denken. Die Angst vor Kritik und Verurteilung ist wie ein Schatten, der uns ständig verfolgt. Was werden sie über mich denken? Bekomme ich ein Like? Werde ich Follower verlieren? Kann ich das tun, oder mache ich mich lächerlich?
Einstellungen und Überzeugungen
Meinungsverschiedenheiten und Konflikte sind unangenehm, deshalb versuchen wir in der Regel, sie zu vermeiden. Wir stimmen zum Beispiel Führungskräften zu, auch wenn wir unterschiedliche Ansichten haben. In vielen Situationen sind wir bereit, Kompromisse zu schließen, um nicht kritisiert oder abgelehnt zu werden, auch wenn wir gegen unsere eigenen Überzeugungen handeln. Der soziale Druck kann enorm sein.
Riskantes Verhalten
Wenn die Psyche unter Druck steht, sind wir bereit, Risiken einzugehen: Beispiele dafür sind Alkohol und andere Drogen. Insbesondere Jugendliche fühlen sich in ihrer Peer-Group sicher und ahmen das Verhalten der anderen nach, um dabei zu sein und nicht ausgegrenzt zu werden.
Der positive soziale Druck
Der soziale Druck kann natürlich auch positiv sein und erstrebenswerte Verhaltensweisen fördern. Wir sind soziale Wesen und ein klares Beispiel für den evolutionären Erfolg von Gruppen. Ein gesundes Umfeld ist die beste Voraussetzung für Kooperation, Empathie, Verantwortung und andere positive Verhaltensweisen.
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Psyche unter Druck: Wir haben selbst die Wahl!
Wir passen uns den Erwartungen und Normen unseres Umfelds an und bezahlen dafür einen Preis. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass wir selbst die Wahl haben und Grenzen setzen müssen, um ein gesundes Gleichgewicht zu wahren. Die eigenen Prinzipien und Überzeugungen sind entscheidend, wir sind jedoch auch in der Lage, uns weiterzuentwickeln und durch neue Erkenntnisse zu verändern. Ein gesundes Selbstvertrauen ist eine wichtige Grundlage, um sozialen Druck standzuhalten und den eigenen Weg zu finden. In einer Gesellschaft zu leben bedeutet nicht, die eigene Individualität zu verlieren.
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