Propranolol: Das Medikament gegen Angst und Migräne

Propranolol ist möglicherweise das bekannteste Medikament zur Behandlung sozialer Ängste. Wie wirkt es, welche Anwendungsgebiete hat es und welche Nebenwirkungen können auftreten?
Propranolol: Das Medikament gegen Angst und Migräne
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Propranolol ist möglicherweise das bekannteste Medikament zur Behandlung von sozialer Angst. Es ist ein sehr wirksames Entspannungsmittel, das bei Tachykardie, allgemeiner Anspannung und Schwitzen hilft. Dieser Betablocker wird auch zur Behandlung von Migräne und Kopfschmerzen verschrieben und kann sogar Herzproblemen bei Menschen mit Angina pectoris vorbeugen.

Auf den ersten Blick mag Propranolol wie ein “Wundermittel” erscheinen. Dennoch basiert der Wirkmechanismus dieses Medikamentes nur auf einem einzigen spezifischen Aspekt: es ist ein Betablocker. Sein Wirkstoff Propanol wirkt als Antagonist von Adrenalin und Noradrenalin. Daher reguliert er den Blutdruck, senkt die Herzfrequenz und reduziert physiologische Symptome im Zusammenhang mit Angstzuständen.

Propranolol ist ein Betablocker. Dieses Medikament senkt den Blutdruck und lindert Angstzustände und Zittern sowie Kopfschmerzen und Migräne. 

Propranolol ist eine der häufigsten Behandlungen für soziale Phobien und Lampenfieber. Allerdings ist heute bekannt, dass manche Menschen dieses Medikament als “emotionale Krücke” nutzen. Jedes Mal, wenn sie ängstlich, nervös oder besorgt sind, greifen sie zu diesem Präparat.

Propranolol - Tabletten

Soziale Ängste

Vor einigen Jahren hat die britische Tageszeitung Daily Mail einen Artikel veröffentlicht, in dem die Auswirkungen von Propranolol auf die Gesellschaft diskutiert wurden. Einige Menschen nutzen dieses Medikament, um ihre Emotionen zu maskieren, anstatt sie zu bewältigen. Sie entscheiden sich dafür, die physiologischen Reaktionen zu betäuben, die durch diese Emotionen verursacht werden. Denn viele Menschen müssen um jeden Preis “funktionieren”, selbst wenn sie dafür mit ihrer eigenen Gesundheit bezahlen.

Der Artikel diskutierte die Fälle verschiedener Menschen. Zum Beispiel den der 30 Jahre alten Laura Woodward. Seit sie ein Teenager war, nimmt sie Propranolol. Dieses Medikament hat ihr beim Umgang mit angstverursachenden Situationen geholfen: Verabredungen mit Freunden, Prüfungen, Autofahren, der Besuch von Partys, Terminvereinbarungen usw.

Dr. Natasha Bijlani, beratende Psychiaterin für psychische Gesundheit am Priory Hospital in London, sagt, dass Lana Woodwards Beispiel kein Einzelfall ist. Denn es gibt viele Menschen, die nach einer Behandlung ihrer Angstsymptome suchen, ohne dabei die Ursachen für ihre Ängste zu hinterfragen. Diese Menschen machen sich keine Gedanken darüber, was sie unternehmen könnten, um mit diesen Alltagssituationen besser umgehen zu können.

Obwohl Propanolol an sich keine Abhängigkeit verursacht, werden diese Menschen dennoch auf andere Weise von diesem Präparat abhängig. Wenn du dich entspannst und mehr Kontrolle über deinen Körper hast, ist das immer eine positive und angenehme Situation. Dennoch ist es wesentlich vorteilhafter und gesünder, wenn du deine Emotionen und deine Gedanken verstehst und angemessen mit ihnen umgehen kannst. Auf diese Weise kannst du jede Situation bewältigen.

Propranolol - Frau mit Angst

Anwendungsgebiete von Propranolol

Dieses Medikament ist in vielerlei Hinsicht ebenso wirksam wie nützlich. Wie bereits erwähnt, besteht seine Hauptwirkung darin, die Hormone zu hemmen, die Stress oder physiologische Überaktivierung verursachen: Adrenalin und Noradrenalin.

Heutzutage konzentrieren sich die Anwendungsbereiche von Propranolol meistens auf Erkrankungen im Zusammenhang mit dem Herz-Kreislauf-System. Durch die Regulierung der Aktivität des sympathischen Nervensystems können Herzfrequenz, Zittern, Schwitzen und Verdauungsprobleme reduziert werden. Es hilft bei:

  • Patienten, die eine Angina pectoris oder einen Herzinfarkt überwunden haben.
  • Da es sich um einen Vasodilitator handelt, hilft dieses Medikament auch Menschen, die unter Migräne oder Spannungskopfschmerzen leiden.
  • Schilddrüsenproblemen
  • Glaukom (im Zusammenhang mit Bluthochdruck).

Nebenwirkungen von Propanolol

Aber Propranolol ist nicht nur ein Psychopharmakon. Seine klinischen Anwendungen gehen über den psychiatrischen Bereich hinaus. Wie sich aus seinem Wirkmechanismus ableiten lässt, ist dieses Medikament für Menschen mit Herzproblemen praktisch unverzichtbar. Allerdings bedeutet das nicht, dass es keine Nebenwirkungen hat. Nicht in jedem Fall ist die Einnahme dieses Präparates bedenkenlos möglich.

Wie bei jedem pharmakologischen Präparat sollte auch in diesem Fall die Einnahme dieses Medikamentes durch einen Fachmann verordnet und überwacht werden, da Propranolol bei Missbrauch nachteilige Auswirkungen haben könnte. Nachfolgend findest du einige der Nebenwirkungen, die auftreten könnten:

  • Gefühl extremer Müdigkeit
  • Verlangsamte Herzfrequenz
  • Veränderte Träume, insbesondere Albträume
  • Darüber hinaus kann es zu kalten Händen und Füßen kommen (die Durchblutung in den Extremitäten ist aufgrund des niedrigen Pulses schlecht).
  • Außerdem kann das Raynaud-Syndrom auftreten: Hierbei kommt es zu Taubheitsgefühlen, Krämpfen und Schmerzen in den Fingern und einem verstärkten Gefühl von Hitze.

Schließlich müssen wir dich darauf hinweisen, dass dieses Medikament nicht bei Asthma, Hypotonie, Nierenproblemen oder Diabetes angewendet werden sollte. Daher solltest du in jedem Fall zunächst einmal deinen Arzt konsultieren.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Propranolol insbesondere zur Behandlung sozialer Angst sehr hilfreich ist. Dennoch darfst du nicht vergessen, dass dieses Präparat nur die Symptome lindert. Die dahinter liegenden Probleme kann es nicht lösen. Dafür gibt es die Psychotherapie.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.