Positiver Stress: Gut oder schlecht für die Gesundheit?
Stress ist für zahlreiche Menschen zum Dauerbegleiter im Alltag geworden. Termindruck, Leistungsdruck, soziale Ängste – Stress kann zahlreiche Auslöser haben. Besteht er jedoch über längere Zeit oder in hohem Ausmaß, wirkt er sich negativ auf die physische sowie psychische Gesundheit aus. Dabei kann es sich um Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Depressionen bis zu einem Herzinfarkt handeln, um nur einige von vielen möglichen Folgen zu nennen. Stress kann also schlimmstenfalls tödlich enden und sollte daher schnellstens abgebaut oder, besser noch, von vornherein vermieden werden. Positiver Stress ist ein zweischneidiges Schwert. Erfahre mehr darüber.
Negativer vs. positiver Stress – die Unterschiede
Um zu verstehen, was positiver Stress ist, lohnt sich erst einmal ein Blick auf den Gegenspieler: Negativer Stress, auch Distress genannt, ist eine Schutzreaktion des Körpers. Sie wird beispielsweise bei akuten Gefahren ausgelöst und sorgt für die Ausschüttung sogenannter Stresshormone. Dadurch kann der Körper für kurze Zeit Höchstleistungen erbringen; er begibt sich sozusagen in den Fluchtmodus.
Allerdings raubt dieser Zustand unglaublich viel Kraft, weshalb Stress nur für kurze Zeit bestehen sollte. Wird er hingegen zum Dauerzustand, wie so oft heutzutage, ist der Körper dieser Herausforderung nicht gewachsen. Das gilt vor allem, wenn der Auslöser für diese Reaktion negativ wahrgenommen wird, wie ein sozialer Konflikt oder hoher Druck im Job. Negativer Stress entsteht daher häufig in Zusammenhang mit Ängsten, Überforderung oder Gefühlen eines Kontrollverlusts.
Es kann allerdings auch positive Auslöser für eine Stressreaktion geben. Dabei setzt der Körper ebenfalls gewisse Hormone frei, jedoch handelt es sich um Glückshormone anstelle der Stresshormone. Auch diese Form von Stress erhöht die Leistungsfähigkeit, gleichzeitig sorgt sie für Hochgefühle und zahlreiche weitere, positive Emotionen:
- gesteigertes Selbstbewusstsein
- hohe intrinsische Motivation
- erhöhtes allgemeines Wohlbefinden usw.
Positiver Stress, auch Eustress genannt, kann also glücklich machen, was der Stressforscher Hans Seyle wie folgt ausdrückte: „Stress ist die Würze des Lebens.“ Trotzdem ist auch bei positivem Stress eine gewisse Vorsicht geboten, denn er bedeutet ebenfalls einen Ausnahmezustand für Geist und Körper, der auf Dauer nicht gut ist.
Die Grenzen von Eustress und Distress sind fließend
Wer schon einmal eine Hochzeit geplant hat, hat gewiss Erfahrungen mit positivem Stress gemacht. Solche Aufgaben, die eine Herausforderung darstellen, aber dennoch positive Gefühle wie Vorfreude wecken, sind nämlich ein hervorragendes Beispiel für Eustress.
Der zentrale Unterschied zum negativen Stress besteht darin, dass der Stressauslöser zwar herausfordernd ist, jedoch nicht als Überforderung wahrgenommen wird. Anstelle von Ängsten, Nervosität & Co. spielen positive Emotionen wie Motivation, Freude, Spaß oder sogar Euphorie eine Rolle.
Auch die Geburt eines Kindes ist dafür ein Beispiel. Es macht aber zugleich deutlich, wie schnell positiver in negativen Stress umschlagen kann: Schläft das Baby schlecht, schreit es viel oder bringt die Eltern aus anderen Gründen an ihre physischen sowie psychischen Grenzen, kann der Stress trotz all der Liebe, Freude und positiven Emotionen zu einer Belastung werden. Es werden also zusätzlich zu den Glückshormonen auch Stresshormone ausgeschüttet.
Genau deshalb ist es wichtig, das eigene Stresslevel sorgfältig zu beobachten und dich immer wieder zu fragen, ob es sich um positiven oder negativen Stress handelt – beziehungsweise eine Mischung. Diese Frage sollte ein fester Bestandteil deiner mentalen Gesundheitspflege werden, die für jeden Menschen wichtig ist. Nur so kannst du langfristig Glück, Zufriedenheit, Wohlbefinden und Gesundheit erlangen; und Stress stellt diesbezüglich einen der größten Risikofaktoren dar.
Das gilt in gewisser Hinsicht auch für positiven Stress. Denn während der Körper diesen für einen begrenzten Zeitraum gut verkraften kann, sollte er nicht zum Dauerzustand werden. Auch er stellt schließlich eine Ausnahmesituation mit höchster Leistungsfähigkeit dar, die über einen längeren Zeitraum hinweg die Energieressourcen aufbrauchen kann. Sogar Eustress kann daher zu gesundheitlichen Problemen führen, falls er zu lange oder zu intensiv besteht.
Positiven Stress erkennen und damit richtig umgehen
Im Zuge deiner regelmäßigen Selbstreflexion solltest du also die Warnzeichen erkennen, die darauf hinweisen, dass du gerade Stress erlebst. Folgende Fragen können dir dann dabei helfen, positiven von negativem Stress zu unterscheiden:
- Was ist der Auslöser für deinen Stress?
- Welche Gefühle gehen für dich mit dem Stress einher?
- Fühlst du dich herausgefordert oder überfordert?
- Hast du Ängste und wenn ja, welche?
- Würdest du dir wünschen, dass dieser Zustand bestehen bleibt?
- Fühlst du dich körperlich (noch) fit?
- Hast du neuerdings gesundheitliche Beschwerden bemerkt?
Es gilt also, in dich hineinzufühlen und herauszufinden, wie es um deine psychische sowie physische Verfassung wirklich steht. Einige Menschen neigen nämlich dazu, erste Warnzeichen wie häufige Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten & Co zu ignorieren oder den positiven Stress bewusst zu fördern, um dieses Hochgefühl zu bewahren.
Wichtig ist jedoch sowohl bei Distress als auch bei Eustress, den Stressabbau in den Alltag zu integrieren. Während negativer Stress am besten präventiv vermieden wird, darf positiver Stress für einige Zeit bestehen – doch früher oder später ist das Ziel stets, zum Normalzustand und damit in eine entspannte, aber zufriedene Gemütslage zurückzukehren.
Stress rechtzeitig abbauen!
Falls du zu dem Entschluss gekommen bist, dass du dich oft und gerne – oder bereits seit längerer Zeit – in positivem Stress befindest, stellt sich also die Frage: Wie kannst du diesen abbauen? Ansonsten merkst du irgendwann, dass du vor lauter Euphorie am Ende deiner Kräfte angekommen bist. Einerseits ist es daher wichtig, ausreichend Pausen in deinen Alltag einzubauen. Das gilt im Kleinen, sprich zwischen verschiedenen Aufgaben im Job oder als kurzer „Powernap“, wenn die Kinder schlafen. Aber das gilt auch für längere Entspannungszeiträume, wie einen Tag im Spa oder einen Urlaub am Strand. Was immer dir dabei hilft, gedanklich abzuschalten, ist für den Stressabbau hervorragend geeignet.
Dieser Abbau von positivem Stress kann außerdem nicht nur passiv geschehen, auch aktive Maßnahmen helfen dir dabei: Dazu gehören zum Beispiel Entspannungsübungen wie Meditation oder Yoga, ebenso wie entspannte Spaziergänge, ein Workout im Fitnessstudio und vieles mehr. Was in deinem individuellen Fall am besten funktioniert, musst du schlussendlich selbst herausfinden. Hauptsache, die Maßnahmen stellen keinen erneuten Stress dar, weder positiver noch negativer Art. Du musst also nicht auch noch im Sport an Wettkämpfen teilnehmen oder am Strand versuchen, die höchste Sandburg zu bauen. Manchmal reicht es einfach aus, eine Sache entspannt anzugehen – dann werden auf lange Sicht weder positiver noch negativer Stress für dich zum Problem.