Objekt- oder Personenpermanenz: Was ist das?

Die Personenpermanenz ist die kognitive Fähigkeit, zu wissen, dass eine Person auch dann existiert, wenn wir sie nicht sehen können. Sie gibt uns Sicherheit und ermöglicht gesunde Beziehungen zu anderen Menschen.
Objekt- oder Personenpermanenz: Was ist das?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 24. November 2022

Das Vertrauen in stabile Bindungen ist grundlegend für unser emotionales Wohlbefinden. Eine wichtige Grundlage in jeder Beziehung ist deshalb die Objekt- oder Personenpermanenz: Wir wissen, dass eine Person auch dann existiert, wenn wir sie nicht sehen können. Personen, die diese kognitive Fähigkeit nicht ausreichend entwickeln, leiden an einer schlechteren Lebensqualität und einem geringeren psychischen Wohlbefinden.

Ist das Wissen um den Weiterbestand einer Person, die nicht mehr im Sichtfeld ist, nicht vorhanden oder schwach ausgeprägt, entstehen Angstgefühle und schädliche Verhaltensmuster. Diese Instabilität ist in den meisten Fällen tief in der Lebensgeschichte verwurzelt, doch es gibt Möglichkeit, diese Situation zu verändern.

Frau denkt über Objekt- und Personenpermanenz nach
Menschen die eine schwache Fähigkeit zur Personenpermanenz aufweisen, fühlen sich unsicher und haben große Angst davor, verlassen zu werden.

Objekt- oder Personenpermanenz: Was ist das?

Der Begriff Objektpermanenz (der gleichbedeutend mit Personenpermanenz verwendet wird) wurde von dem Schweizer Entwicklungspsychologen Jean Piaget geprägt. Wie bereits erwähnt, geht es dabei um das Wissen um das Weiterexistieren von Personen oder Gegenständen, die sich nicht mehr in unserem Wahrnehmungsbereich befinden. Kinder im Alter von zwei Jahren sind in der Regel dazu fähig zu verstehen, dass ihre Mutter weiterhin existiert, auch wenn sie den Raum verlässt. Es hat Erinnerungsbilder von anderen Personen oder Gegenständen, auf die es jederzeit zurückgreifen kann.

Damit das Kind diese kognitive Fähigkeit entwickeln kann, benötigt es jedoch Bezugspersonen, die ihm bedingungslose Zuneigung entgegenbringen, die berechenbar sind und dem Kind die innere Gewissheit der Permanenz vermitteln. Geschieht das nicht, oder erlebt das Kind negative Erfahrungen und instabile Bindungen, kann es die Kontinuität im Selbst oder in den Beziehungen zu anderen nicht oder nur unzureichend entwickeln. Dies führt zu verschiedenen Schwierigkeiten, die auch das Erwachsenenalter prägen.

Die Folgen der schwach ausgeprägten Personenpermanenz

Verschiedene Anzeichen weisen darauf hin, dass eine Person diese kognitive Fähigkeit nicht ausreichend entwickelt hat:

Probleme im Emotionsmanagement

Die emotionale Instabilität führt häufig zu Schwierigkeiten und Konflikten. Jede Meinungsverschiedenheit, jeder Streit und jedes Missverständnis wird als katastrophal interpretiert und verursacht großes Unbehagen. Betroffene tun sich außerdem schwer damit, sich an Gefühle zu erinnern, die sie gerade nicht aktiv erleben. Wenn sie Traurigkeit oder Ängstlichkeit experimentieren, können sie sich nicht daran erinnern, dass sie irgendwann einmal fröhlich, ruhig oder glücklich waren.

Auf kognitiver Ebene wissen sie zwar, dass sie diese Gefühle schon einmal erlebt haben und sie können sie auch beschreiben, aber sie empfinden sie so, als ob es die Erfahrung einer anderen Person wäre. Diese Personen können deshalb kaum verstehen, dass zwei Gefühle gleichzeitig existieren können: Jemand kann wütend oder verärgert sein, dich jedoch gleichzeitig noch immer lieben.

Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen

In Beziehungen sind die Folgen am deutlichsten zu spüren. Betroffene haben ständige Angst vor dem Verlassenwerden, was sich sehr negativ auswirken kann: Sie genießen die Beziehung nicht, da sie kein Vertrauen in stabile, beständige Werte haben. Ihre Unsicherheit ist immer präsent. Eifersucht und das ständige Bedürfnis nach Bestätigung sind treue Wegbegleiter, denn sie glauben immer, dass sie nicht mehr geliebt werden könnten.

Sie können deshalb kein Vertrauen zu anderen aufbauen, die Angst vor Ablehnung ist immer vorhanden. Schließlich lässt das intensive Gefühl der Unruhe keine gesunde Beziehung zu.

Psychologisches Leid

All das verursacht großes psychologisches Leid, da sich die Person die meiste Zeit ungeliebt fühlt. Traurige oder ängstliche Gefühlszustände begleiten die Person oft und ein geringes Selbstwertgefühl ist häufig. Es besteht sogar eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, die auf diese unsichere Bindung und die gestörte Konstruktion von emotionaler Dauerhaftigkeit zurückzuführen ist.

Frau mit schwacher Personenpermanenz
Die mangelhafte Entwicklung der Fähigkeit zur Personenpermanenz führt zu Schwierigkeiten in Beziehungen.

Mangelnde Entwicklung der Personenpermanenz: Was tun?

Glücklicherweise ist es möglich, ein Gefühl von Vertrauen zu schaffen und an der Vorstellung von Bindung und Verlassenheit zu arbeiten , um das Wohlbefinden zu verbessern. Zunächst einmal müssen die Folgen der emotionalen Instabilität ermittelt werden. Von diesem Punkt aus und mit der Absicht, Überzeugungen und Interpretationen zu ändern, ist es möglich, Strategien der zwischenmenschlichen Effektivität anzuwenden und die Säulen zu stärken, die das Selbstkonzept stützen.

In diesem Zusammenhang empfehlen sich ein emotionales Tagebuch, um Stimmungsschwankungen aufzuzeichnen, offene Gespräche mit geliebten Menschen und insbesondere professionelle Unterstützung. In einer Therapie können Betroffene lernen, ihre Verletzlichkeit zu erkennen und Strategien zu entwickeln, die ihre Lebensqualität und ihre Beziehungen zu anderen verbessern.


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