Kognitiver Abbau: Zuhören als Therapie

Jemanden zu haben, mit dem wir reden können und der uns wirklich zuhört, fördert nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern beugt auch kognitivem Verfall vor.
Kognitiver Abbau: Zuhören als Therapie
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Jemanden zu haben, der dir auf authentische, nahe und einfühlsame Weise zuhört, ist mehr als ein Geschenk. Es ist Medizin für deine physische und psychische Gesundheit. Jüngsten Studien zufolge kann etwas so Grundlegendes deinen kognitiven Abbau verringern und es dir ermöglichen, ein hohes Alter mit besserer Gehirnleistung zu erreichen. Also zögere auch nicht, deinen Mitmenschen aufmerksam zuzuhören. Zuhören als Therapie hat erstaunliche Wirkungen.

Wir alle wissen, wie wichtig gute Kommunikation für unser Wohlbefinden und unsere Beziehungen ist. Wir brauchen nicht nur Menschen, denen wir unsere Gedanken, Bedürfnisse und Erfahrungen mitteilen können. Es ist wesentlich zu wissen, dass wir gehört und verstanden werden. Das ist aber nicht immer so einfach.

Es gibt Menschen, die unsere Couch teilen, aber trotzdem nicht verfügbar sind. Sie nicken uns vielleicht zu, sie lächeln, aber wir merken schnell, dass ihr Geist Lichtjahre von unserem entfernt ist. Viele hören nur zu, um uns zu antworten oder uns zu widersprechen, viele haben einfach nicht die Geduld oder die emotionale Fähigkeit zur Empathie.

Gehört und verstanden zu werden, ist ein Grundbedürfnis für das menschliche Wohlbefinden in jedem Alter!

“Wir haben zwei Ohren und nur eine Zunge, um mehr zu hören und weniger zu sprechen.”

Diogenes Laertius

Mujeres hablando simbolizando la importancia de tener a alguien que te escuche

Kognitiver Abbau: Zuhören als Therapie

Für eine effektive und produktive Kommunikation müssen wir gute Zuhörer sein. Das Leben ist oft kompliziert, doch wenn wir in der Lage sind, einander zuzuhören, können wir die Realitäten anderer Menschen verstehen. Wir sind dann auch fähig, Vereinbarungen zu treffen oder in Harmonie zusammenzuleben.

Es gibt jedoch noch einen weiteren wichtigen Aspekt. Wir hören nicht nur zu, um Probleme zu lösen oder Vereinbarungen zu treffen. Jemandem zuzuhören bedeutet, dieser Person Präsenz zu verleihen und sie zu bestätigen. Es geht darum, sich mit ihrer Realität zu verbinden, ohne zu urteilen. Du sagst ihr damit einfach: “Ich bin für dich da”. Du musst dabei auch wissen, wie du über die Worte hinaus die nonverbale Kommunikation lesen kannst: Gesten, Tonfall usw.

Jemanden zu haben, der dir zuhört, ist in der Kindheit und Jugend bedeutungsvoll, doch natürlich auch im Erwachsenenalter. So sehr, dass eine aktuelle Studie der New York University School of Medicine auf etwas sehr Wichtiges hinweist: Das Gefühl, im Alltag gehört zu werden, wirkt sich auf unsere kognitive Gesundheit aus. Es kann sogar in der Prävention des kognitiven Verfalls und bei Krankheiten wie Alzheimer einen wichtigen Beitrag leisten.

Sinnvolle soziale Interaktionen verbessern unsere kognitiven Funktionen

Im Bereich der neurodegenerativen Erkrankungen gibt es eine Tatsache, die die Aufmerksamkeit der Experten immer wieder auf sich zieht. Bei der Obduktion vieler älterer Erwachsener zeigt das Gehirn deutliche Anzeichen von Alzheimer. Trotzdem entwickeln nicht alle Betroffenen diese Krankheit. Warum ist das so?

Tatsächlich sind noch nicht alle Mechanismen bekannt, die das Fortschreiten von Alzheimer verhindern. Wir wissen jedoch, dass Faktoren wie die Aufrechterhaltung eines aktiven und qualitativ hochwertigen Soziallebens als Puffer wirken. Dank dieser Arbeit, die in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht wurde, konnte gezeigt werden, dass Zuhörer die sogenannte kognitive Widerstandsfähigkeit fördern.

Zuhören als Therapie: Kognitive Widerstandsfähigkeit und tägliche emotionale Unterstützung

Freunde, Familie, Partner usw. zu haben, kann sich lohnen oder auch nicht. Es kommt auf die Qualität der Bindung an, auf die emotionale Beziehung. Manchmal empfinden Menschen mit einem großen sozialen Netzwerk die unerträgliche Last der Einsamkeit. Auf der anderen Seite gibt es Personen, die zwei oder drei Freunde haben, die eine wunderbare Stütze und sehr bereichernd sind.

Jemanden zu haben, der dir zuhört, bedeutet, eine Person zu haben, mit der du Ängste, Freuden, Bedürfnisse, Sorgen teilen kannst... Eine gute emotionale Unterstützung gibt uns mentale Ruhe und Sicherheit. Du kannst damit Stress abbauen, in dunklen Tagen Hoffnung finden und die Motivation sowie den Wunsch fördern, mit der Welt in Bewegung zu bleiben.

All das stärkt die kognitive Widerstandsfähigkeit, d. h. die Fähigkeit, dem Alter mit intakten Gehirnfunktionen zu begegnen. Prozesse wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Problemlösung, Reflexion und logisches Denken werden positiv beeinflusst: Zuhören als Therapie hat zahlreiche Vorteile!

Die Studie der Universität von New York hat gezeigt, dass Menschen, die uns zuhören, dazu beitragen, dass wir ein hohes Alter mit einer kaum wahrnehmbaren Abnahme des Gehirnvolumens erreichen. Auch die Wahrscheinlichkeit, neurodegenerative Krankheiten zu entwickeln, ist geringer.

Zuhören als Therapie hat zahlreiche Vorteile!

Zuhören als Therapie: Anderen zuzuhören und selbst gehört zu werden, fördert die Gesundheitur Gesundheit

Jemanden zu haben, der dir zuhört, wann immer du es brauchst, bringt Erleichterung und Zufriedenheit. Gute Freunde, Partner oder Geschwister können unsere Verbündeten auf der Reise des Lebens sein. Aber wir sollten etwas Entscheidendes nicht vergessen. Auch wir müssen gute Zuhörerinnen und Zuhörer für andere werden.

Es ist notwendig, ruhig zuzuhören, uns für die Realität der anderen Person zu öffnen und unsere eigene für einen Moment zurückzustellen. Zu wissen, wie man emotional präsent, empathisch nah und mit Aufrichtigkeit und Authentizität verbunden sein kann, ist gut für unser Wohlbefinden und das der Menschen, die wir lieben. Es ist so einfach und gleichzeitig so wichtig!


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