In welchem Zusammenhang stehen emotionaler Missbrauch und Angstzustände?
Angstzustände sind eine häufige Folge, wenn jemand in einer Beziehung Missbrauch erfahren hat. Aber nicht immer ist Missbrauch physischer Natur. Es gibt auch sehr viele Fälle, in denen eine andere Art von Missbrauch stattfindet, nämlich emotionaler Missbrauch.
Diese Form von Missbrauch hat für denjenigen, der darunter zu leiden hat, schwerwiegende und weitreichende Konsequenzen. In diesem Artikel werden wir uns ansehen, in welchem Zusammenhang emotionaler Missbrauch und Angstzustände stehen sowie welche sichtbaren und unsichtbaren Folgen diese Art von Missbrauch hat.
„Jede Form von Gewalt ist ein Unglück.“
Jean-Paul Sartre
Was ist emotionaler Missbrauch?
Unter emotionalem Missbrauch verstehen wir Verhaltensweisen, die jemand benutzt, um z. B. seinen Partner zu verletzen, zu kontrollieren, manipulieren oder einzuschüchtern. Wie der Name bereits andeutet, werden die Gefühle eines Menschen missbraucht. Es findet also kein physischer Missbrauch statt. Tatsächlich gibt es zahlreiche Arten äußerst subtilen emotionalen Missbrauchs, die sich in Beziehungen ereignen können, weshalb er teilweise schwer zu erkennen ist.
Fälle emotionalen Missbrauchs in einer Partnerschaft, die eindeutig zu identifizieren sind, sind beispielsweise folgende:
- Kontrolle über den Partnern. Der Missbrauchstäter kontrolliert unter anderem, wie sein Partner aussieht, gibt vor, mit wem er sich treffen und was er machen darf
- Ständige Beleidigungen, Anfeindungen und Kommentare, die den Partner verletzen
- Drohungen oder einschüchternde Verhaltensweisen
- Manipulation von Verhaltensweisen
- Selbstmorddrohungen, wenn der Partner einen verlassen oder etwas tun sollte, dass derjenige, der emotionalen Missbrauch begeht, nicht will
Wesentlich subtilere Formen emotionalen Missbrauchs sind:
- Das Handy des Partners kontrollieren, um Anrufe, Nachrichten, etc. zu durchsuchen
- Ständige Eifersucht, auch wenn diese erwiesenermaßen unbegründet ist
- Dem Partner nicht erlauben, mit einer Person des anderen Geschlechts zu reden
- Witze, die böse gemeint sind und nicht darauf abzielen, jemanden anzuspornen
- Sich zu weigern, mit dem Partner zu schlafen, um etwas zu bekommen
- Nach einem kleinen Streit damit drohen, die Beziehung zu beenden oder auszuziehen
- Den Partner für Dinge beschuldigen, die dem Missbrauchstäter nicht gelungen sind
An dieser Stelle sollten wir klarstellen, dass nur sehr wenige Menschen sagen können, dass sie ihren Partner (ihre Kinder, ihre Eltern oder andere Personen) nicht schon einmal emotional missbraucht hätten. Aber wenn diese Verhaltensweisen regelmäßig gezeigt werden und die Art und Weise beeinflussen, wie du oder dein Partner denkt, fühlt oder handelt, befindet ihr euch wahrscheinlich in einer emotional missbräuchlichen Beziehung.
Emotionaler Missbrauch und Angstzustände: Unsichtbare Folgen emotionalen Missbrauchs
Emotionaler Missbrauch hinterlässt zwar keine körperlichen Schäden und hat auch nicht zur Folge, dass jemand schwere körperliche Verletzungen erleidet, aber die Konsequenzen eines Lebens in emotional missbräuchlichen Beziehungen wiegen schwer. Sie können dauerhafte emotionale Auswirkungen haben.
Menschen, die sich in einer emotional missbräuchlichen Beziehung befinden oder befunden haben, fühlen sich oft wertlos, da ihre Beziehung ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen untergraben hat. Auch sind Betroffene vermehrt traurig oder depressiv und verspüren sogar ohne ersichtlichen Grund Schmerzen. Darüber hinaus können sie sich einsam fühlen oder das Gefühl haben, dass sie allein bleiben müssten, wenn ihr Partner sie verlässt.
Doch nicht jeder erlebt diese Symptome. Die Symptomatik ist sehr verschieden. Beispielsweise, weil emotionaler Missbrauch bilateral sein kann, d. h. beide Partner missbrauchen sich emotional. Sehr häufig zeigen beide Partner das gleiche Verhalten. Aus dem emotionalen Missbrauch resultiert dann, dass sie häufiger wütend sind, im Stillen leiden oder sich anschreien.
Es gibt auch ein Symptom, das sich tendenziell außerhalb der Beziehung bemerkbar macht und das ein Leben lang andauern kann, wenn man nichts dagegen tut: Angstzustände. Angst ist höchstwahrscheinlich eines der häufigsten Symptome von emotionalem Missbrauch. Manchmal ist die Angst auf die Beziehung beschränkt. Aber hin und wieder kann sie sich auch auf andere Situationen, wie z. B. den Arbeitsplatz, ausbreiten.
Angstzustände können andauern, selbst wenn die Beziehung beendet wurde. Emotionaler Missbrauch löst solche Zustände aus, da er ein „ideales“ Zusammenspiel verschiedener Faktoren darstellt, die zu derartigen Gefühlen führen können. Solche Faktoren sind:
- Chronischer Stress, was wiederum einer der Hauptauslöser für Angstzustände ist
- Geringes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
- Nervosität und Sorge Betroffener, weil ihnen andere Menschen immer wieder Schaden zufügen
- Mitunter Verzicht auf oder Entzug von Unterstützung aus ihrem sozialen Umfeld
- Schwindelerregendes Gedankenkarussell
Diese Kombination aus verschiedenen Problemen lässt darauf schließen, dass emotionaler Missbrauch bei Betroffenen leicht Angstzustände auslösen kann, unter denen sie kurz- und langfristig zu leiden haben. In schweren Fällen kann es zu einer Kombination aus Angst und Depression und sogar zu Panikattacken kommen.