Ein Kind gebären: der größte Akt der Liebe einer Frau
Man sagt, dass ein Kind zu gebären einem Blind-Date gleiche, bei dem die Mutter die Liebe ihres Lebens kennenlerne: ihr Kind. Nur wenige Momente im Leben sind gleichzeitig so schmerzhaft, weltbewegend und voller unglaublicher Gefühle wie die Geburt eines Kindes. Wenn die Empfängnis ein Akt der Liebe war, ist die Geburt des Kindes ein noch emotionalerer und liebevollerer Akt, ja der größte Akt der Liebe überhaupt.
Die internationale Woche der „Respektvollen Geburt“ ist jährlich Mitte Mai und widmet sich diesem Thema. Ein Thema, an das wir uns erinnern sollten und über das auch die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht. Vertreter der WHO geben an, dass sich in den letzten Jahrzehnten viele Frauen darüber beschwerten, dass eine Geburt zu protokollarisch, wenig menschlich und ab und an sogar traumatisch ablaufe.
Es gibt keinen größeren Schmerz als den der Geburt und keine tiefere und reinere Liebe als die einer Mutter für ihr Neugeborenes, das sie gerade zur Welt gebracht hat.
Nils Bergman ist ein Neonatologe, der vor allem für seine Studien auf dem Gebiet der perinatalen Neurowissenschaften bekannt ist. Laut seiner Meinung sei einer der wichtigsten Augenblicke, um eine angemessene Verbindung, die Nähe zwischen einer Mutter und ihrem Kind erzeugt, zu schaffen, zweifellos der der „ersten tausend Lebensminuten“. Wenn Mutter und Kind übermäßigen Stress empfinden, könnte das langfristig die Qualität ihrer Verbindung zueinander beeinträchtigen.
Ein Kind zu gebären muss demnach ein vorsichtiger Akt der Liebe sein. Wir laden dich dazu ein, mit uns zusammen darüber nachzudenken.
Ein Kind zur Welt bringen: zwischen Schmerzen, Emotionen und Untersuchungen
Ein Kind zur Welt zu bringen ist sowohl für die Mutter als auch für das Kind ein schwieriger Moment. Wenn wir darüber hinaus bedenken, dass viele Frauen in den letzten Jahren erst spät Mutter geworden sind, liegt es auf der Hand, dass eine intensive medizinische Betreuung notwendig ist, um eine Geburt ohne Komplikationen zu gewährleisten. Wie passt dazu die große Anzahl der der WHO vorliegenden Beschwerden zum achtlosen Umgang mit der Gebärenden?
Michel Odent, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
- Die Anzahl an Geburten per Kaiserschnitt ist beträchtlich angestiegen. Erwähnen wollen wir an dieser Stelle noch einmal, dass ein Kaiserschnitt die vaginale Geburt immer dann ersetzen muss, wenn das Risiko besteht, dass Mutter oder Kind vor oder bei der Geburt Schaden nehmen könnten. Aber heute wählen viele Frauen bewusst den Kaiserschnitt, auch wenn kein solches Risiko besteht.
- Viele Frauen haben bestätigt, dass sie sich während der Geburt sehr unwohl fühlten. Von zu vielen Ärzten und medizinischen Fachangestellten berührt, dauernd untersucht und rasiert zu werden, die Einleitung der Geburt durch die Applikation von Oxytocin oder die Position, die sie einnehmen müssen, um zu gebären – all das führt dazu, dass sich die werdende Mutter äußerst gestresst fühlt.
Natürlich ist auch klar, dass jede Mutter ihre ganz eigene Erfahrung macht. Viele empfinden die Geburt als eine schöne Erfahrung, aber andere erinnern sich nur ungern oder voller Enttäuschung an diesen Moment, in dem etwas so Wichtiges wie der direkte Kontakt der Mutter zum Neugeborenen verwehrt wurde.
Respektvolle Geburten – oder wie die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind gestärkt werden kann
Die Geburt eines Kindes ist ein schmerzvoller und gleichzeitig magischer Augenblick, in dem Hormone und Neurotransmitter den Takt angeben. Wir dürfen nicht vergessen, dass im Gehirn der Beteiligten ein neurobiologisches Schauspiel vonstattengeht, dass der werdenden Mutter dabei hilft, diese erste Bindung zu ihrem Baby herzustellen.
Ein Kind zu gebären bedeutet nicht nur, ein Kind zur Welt zu bringen, sondern ist auch die Geburtsstunde einer Mutter.
Wenn sich die Frau gestresst fühlt oder verängstigt ist, kann das zum Beispiel die Qualität ihrer Milch negativ beeinflussen. Falls das Baby unter Stress zu leiden hat und es zu früh von seiner Mutter getrennt wird, hat das ebenfalls metabolische und kognitive Folgen. Unsere DNA erwartet diese sofortige Bindung zwischen Mutter und Kind, und falls das nicht der Fall ist, kann das Baby die Welt, in die es gerade hineingeboren wurde, als feindselig oder kalt empfinden.
Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Reihe von Ratschlägen zu befolgen, um eine respektvolle Geburt zu gewährleisten, bei der diese auf Liebe und einem herzlichen ersten Kontakt basierende Bindung geschaffen werden kann.
Ratschläge für eine auf Liebe basierende Geburt
Es gibt viele Arten von Geburten und wir möchten an dieser Stelle nicht darüber sprechen, ob eine natürliche Geburt mit oder ohne Medikamenten, mit Doula oder Krankenschwester vorzuziehen ist. Vor allem ist es wichtig, die zwei Hauptdarsteller dieses wundervollen Ereignisses zu keinem Moment einer Gefahr auszusetzen: die Mutter und das Kind.
Jede Frau kann frei entscheiden, auf welche Weise sie ihr Kind zur Welt bringen möchte, doch wir sollten dabei diese einfachen Aspekte beachten:
- Die WHO verteidigt das, was man als „humane Geburt“ kennt, bei der die Frau beispielsweise das Recht hat, zu entscheiden, in welcher Position sie gebären will. Selbstverständlich geht das nur, wenn keine Gefahr für Mutter oder Kind besteht.
- Ein naher, liebevoller und intimer Umgang sollte gefördert werden, damit sich die werdende Mutter zu jeder Zeit wohlfühlt.
- Die Nabelschnur sollte nicht sofort durchgeschnitten werden. Es ist bekannt, dass in ihr tausende Zellen der Mutter, Nährstoffe und eine Vielzahl an wichtigen Substanzen für die zukünftige Entwicklung des Kindes enthalten sind, die positiv auf das Kind wirken.
- Auch die Plazenta, die das Baby umgibt, sollte nicht verletzt werden, da dieses Gewebe weiterhin sauerstoffreiches Blut liefert. Wenn die Möglichkeit besteht, ist es vorzuziehn, dass sie sich auf natürlichem Weg ablöst, weil dadurch das Einsetzen der Lungenatmung auf stressfreie Weise möglich wird.
- Das Neugeborene sollte sofort in Kontakt mit der Mutter kommen. So sollten beide stundenlang verweilen, denn so wird Stress entgegengewirkt, der Beginn des Stillens wird erleichtert, der Herzrhythmus, die Temperatur und der Blutzucker werden reguliert und das Immunsystem des Neugeborenen wird gestärkt.
Zusammengefasst können wir sagen, dass ein Kind zur Welt zu bringen, nicht nur ein „medizinischer Akt“ ist, der von angemessenen Untersuchungen geprägt ist, die jegliches Risiko erkennen und beheben. Wir müssen respekt- und liebevolle Geburten begünstigen, bei denen die Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem ab dem ersten Moment gegeben ist.