Stress und seine überraschenden Folgen für unsere Gesundheit
Übermäßige Belastung auf der Arbeit oder im Studium, ökonomische Probleme oder Spannungen in unserer Beziehung – Ursachen gibt es viele. Fakt ist, dass die Mehrheit der Personen in ihrem Leben Stress erfährt. Wir haben uns so an ihn gewöhnt, dass er zu einem Teil unserer Lebensweise geworden ist.
Darüber hinaus bereitet uns das Wissen darum, dass Stress Schlafmangel und Kopfschmerzen verursacht und sogar das Risiko für Depression erhöht, keine großen Sorgen, weil wir uns diese Tatsache bereits eingestanden haben. Aber Stress kann sogar noch viel gefährlicher sein, wenn er ein bestimmtes Level erreicht.
Nicht jeder Stress ist schlecht
Es ist wichtig, zu beachten, dass nicht jeder Stress negativ ist. Tatsächlich haben wir alle schon einmal gemerkt, wie uns der Druck in bestimmten Situationen geholfen hat, bessere Ergebnisse zu erzielen. Das Gehirn antwortet mit einer typischen Fight-or-Flight-Reaktion (Kampf oder Flucht), wenn es eine Gefahr erkennt. Stresshormone werden freigesetzt, um uns vor möglichem Schaden zu bewahren.
Die Probleme beginnen, wenn diese Fight-or-Flight-Reaktion zu stark oder schlecht kanalisiert wird. In unserem Erbmaterial ist die Tatsache verankert, dass wir Geschöpfe von Aktion und Bewegung sind. Inmitten einer Versammlung jedoch können wir nicht fliehen, als würde uns ein Löwe im Regenwald verfolgen. Ganz im Gegenteil, in diesen Momenten ist man am besten angepasst, wenn man versucht, die Ruhe zu bewahren und das Gehirn arbeiten zu lassen.
Dieser Widerspruch zwischen dem, was unsere Biologie verlangt und dem, was die heutige Gesellschaft fordert, macht aus dem Stress ein Problem für unsere Gesundheit. Denn er lässt unseren Körper sprichwörtlich verrückt werden. Wir verbringen den Tag damit, ihn schlagartig zu aktivieren und zu bremsen. Diese Umstellungen bewirken stets einen energetischen Aufwand.
Die überraschenden Auswirkungen auf die Gesundheit
Wir wir bereits sagten, gehören zu den bekanntesten Folgen der Überlastung Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Angstzustände und Depressionen. Aber Forscher entdecken mehr und mehr Wege, wie Stress unserer Gesundheit schaden kann.
Stress beeinflusst die Gesundheit des Herzen
Mentale und körperliche Belastung kann das Verhalten beeinflussen, was wiederum negative Folgen für die Gesundheit des Herzen hat.
Kürzlich wurde in einer Studie herausgefunden, dass zu lange Arbeitszeiten mit erhöhtem Alkoholkonsum in Verbindung stehen. Die Forscher der Studie gaben an, dass dies zum Teil dem Glauben geschuldet ist, der Konsum von Alkohol könne den Stress reduzieren.
Andere Menschen werden unter Stress zum Raucher oder essen vermehrt, was dann zu Übergewicht führen kann. Das sind alles Faktoren, die zu einer schlechten Gesundheit des Herzen beitragen können, da sie den Blutdruck erhöhen und möglicherweise Schäden an den Gefäßwänden verursachen.
Laut einer weiteren Studie kann Stress auch die Blutversorgung des Herzen reduzieren, insbesondere bei Frauen. Unter Patienten mit koronarer Herzkrankheit war die Blutversorgung des Herzen bei Frauen dreimal so stark reduziert wie bei Männern.
Stress wird auch mit einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt in Verbindung gebracht. Im Jahr 2012 haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Stress auf Arbeit das Herzinfarktrisiko um 23% steigern kann. Einer weiteren Studie zufolge können wiederholte Zeiträume intensiver Wut oder Angst das Herzinfarktrisiko mehr als neunmal erhöhen.
Selbst nach einem Herzinfarkt kann Stress weiterhin die Gesundheit beeinträchtigen. In diesem Sinne hatte eine Studie kürzlich als Ergebnis, dass Frauen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, nach einem Herzinfarkt an einem erhöhten mentalen Stressniveau zu leiden. Das wiederum bedeutet eine langsamere Erholung.
Stress fördert Diabetes
Stress wird mit einem höheren Risiko für Diabetes in Verbindung gebracht. Forscher entdeckten kürzlich, dass Frauen mit Symptomen einer posttraumatischen Störung anfälliger dafür waren, Diabetes Typ 2 zu entwickeln, als solche, die diesen Stress nicht hatten. Eine mögliche Erklärung dafür sind die Stressperioden, welche die Produktion von Cortisol steigern. Dieses wiederum kann die Menge an Glukose im Blut erhöhen und das beinhaltet ein grösseres Diabetesrisiko.
Bei Personen, die bereits Diabetes haben, kann Stress zu einer Verstärkung ihres Problems führen. Neben einer verstärkten Freisetzung von Stresshormonen und einer Steigerung des Blutzuckerspiegels, neigen Patienten mit Diabetes dazu, weniger gut auf sich achtzugeben.
Und trägt zur Entwicklung von Morbus Alzheimer bei
Obwohl die genauen Ursachen für Morbus Alzheimer nicht bekannt sind, haben verschieden Studien darauf hingewiesen, dass Stress zu dessen Entwicklung beitragen kann.
Einer Studie aus dem Jahr 2013 zufolge sind bei Ratten mit einem hohen Spiegel an Stresshormonen im Gehirn vermehrt Beta-Amyloiden-Plättchen festzustellen. Man nimmt an, dass diese Proteine eine wichtige Rolle bei Morbus Alzheimer spielen.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2010 besagt, dass Frauen mit hohem Blutdruck oder hohen Niveaus an Cortisol eine dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit hatten, Alzheimer zu entwickeln, wie Patienten, die diese Symptome nicht hatten.
Kürzlich hat eine andere Studie darüber informiert, dass bei älteren Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen bestehende Angstzustände die Entstehung von Morbus Alzheimer beschleunigen könnten.
Stress verursacht Fruchtbarkeitsprobleme
Eine neuere Studie berichtet, dass Stress bei Männern zu einer Reduzierung der Spermienqualität führen kann. Dies kann dann die Fruchtbarkeit negativ beeinträchtigen. Die Forscher arbeiteten mit der Hypothese, dass Stress die Freisetzung von Glucocorticoiden bewirken kann. Das sind hormonelle Steroide, welche den Metabolismus der Kohlenhydrate, Fette und Proteine beeinflussen. Das könnte den Testosteronspiegel und die Spermienproduktion bei Männern reduzieren.
In Bezug auf Fruchtbarkeitsprobleme bei Frauen zeigte eine Studie aus dem Jahr 2014, dass der Gehalt des Enzyms Alpha-Amylase im Speichel gestresster Frauen erhöht ist und als Indikator für deren Fruchtbarkeit verwendt werden kann. Ein erhöhter Spiegel Alpha-Amylase im Speichel geht mit einer um 29 % geringeren Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, einher. Die Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit war bei diesen Frauen mehr als doppelt so hoch als bei ungestressten Probanden.