Das Singledasein: der Schlüssel zu einem langen Leben laut einer 116 Jahre alten Frau
Viele sehen das Singledasein als ihren emotionalen Untergang und letztendlich als ein grauenvolles Desaster an. Auch wenn das nun hart klingen mag, ist es eine Tatsache: Unsere Gesellschaft bestraft ledige Menschen. Schauen wir doch nur mal in die Werbung: Es gibt kaum Angebote für diejenigen, die sich dafür entscheiden, ihren Weg als Single zu gehen. Im Gegensatz dazu gibt es hunderte Angebote zu traumhaften Reisen für Pärchen, Candle-Light-Dinner für zwei, Geschenken zum Valentinstag. In diesem Artikel machen wir deshalb ein bisschen Werbung für das Singledasein, das Schlüssel zu einem langen Leben sein könnte.
Denn das Singledasein ist oftmals eine Entscheidung, keine Strafe. Das bedeutet, dass – auch wenn es für viele absurd klingt – nicht jeder das Ziel verfolgt, den Partner für’s Leben zu finden. Das Singledasein bereichert manche Menschen mit dem Gefühl der Vollkommenheit und Freiheit und ist genauso gesund und erstrebenswert wie das Glück in der Beziehung.
Ein Leben ohne Erwartungen – ein Leben als Single
Wir sind nicht dazu verpflichtet, eine Beziehung mit einem Partner anzustreben. Und nach der Meinung von Emma Morano sei dieses Wissen der Schlüssel zu einem langen Leben. Diese Frau war bis zum 15.04.2017 mit ihren stolzen 116 Jahren die älteste Frau der Welt. Als sie von der New York Times einmal nach ihrem Geheimnis gefragt wurde, gab sie eine Antwort, die alle erstaunen ließ: “Der Schlüssel zu einem langen Leben war für mich, allein zu bleiben.”
Nach dem Aus ihrer unglücklichen Ehe im Jahr 1938 entschied sich Emma Morano dazu, dass sie von niemandem mehr besessen werden wollte und dass alles, was sie brauchte, sie selbst war. Diese Frau plante ihr Leben so, wie sie es wollte und beugte sich nicht dem, was die Gesellschaft von ihr erwartete.
Gerontologen sind sich dennoch einig, dass es kein Geheimnis gibt, um lange am Leben zu bleiben. Wenn wir mit hundert 100-jährigen sprächen, würden wir hundert verschiedene Geschichten und “Geheimnisse” hören.
Der Geheimnis der ewigen Jugend: Sich nicht übers Älterwerden beschweren und nach unseren Vorstellungen leben
Glück und emotionales Wohlbefinden sollte in uns entstehen und aus unseren Entscheidungen geboren werden, die wir bezüglich unseres Soziallebens führen. Wenn sich jemand dazu entschließt, Single zu bleiben, entscheidet er sich auch dazu, mutig und tolerant zu sein, denn auf seinem Weg wird er viele gegenteilige Meinungen und Glaubenssätze hören.
Wie bereits erwähnt bestraft die Gesellschaft das Singledasein und nimmt den Alleinstehenden gewisse Möglichkeiten. Es ist beispielsweise komplizierter, von einer Bank einen Kredit zu bekommen, wenn man nicht verheiratet ist. Beispiele wie diese finden wir überall und sie werden zu Pistolen, die uns auf die Brust gesetzt werden und besagen: „Single sein ist nicht gut!“
Somit ist die Wahl des Singledaseins keine persönliche Entscheidung mehr, sondern wird zu einer sozialen Wahl, die uns in eine Schublade steckt und mit Etiketten versieht: „Irgendetwas stimmt nicht mit dir. Du solltest dir einen Partner suchen. Es wundert mich nicht, dass dich niemand liebt.“
Das kann uns verletzen und uns glauben lassen, dass wir uns einen Partner wünschen, was wir in Wahrheit nicht wollen, oder uns veranlassen, unser Leben anders zu leben als wir es möchten. Auf gewisse Weise wünscht unsere Gesellschaft, dass alleinstehende Menschen sich einen Partner suchen, um ein erfülltes Leben führen.
Doch das Singledasein sollte trotz allem eine persönliche Entscheidung bleiben, die verschiedene Möglichkeiten mit sich bringt, eine Welt zu entdecken, die anders ist als die, die uns aufgebürdet wurde. Erstrebenswert wäre es, dass wir alle frei sagen können, was wir vom Leben erwarten und was wir tun möchten, ohne sozialen Druck verspüren zu müssen. Es gibt Menschen, die, wie Emma Morano, entscheiden, mit ihrem Singleleben glücklich zu sein und von niemandem erwarten, von diesem Zustand befreit zu werden. Sich dazu zu entschließen, Single zu sein, ist kein Synonym für „irgendetwas stimmt nicht“, sondern für „Freiheit“ und „Autonomie“, um das eigene Leben so zu leben, wie man es sich vorstellt.